TV-Kritik zum Dschungelcamp, Tag 6 Rambo-Winfried — genau der Richtige für Larissa

Brisbane · Winfried lässt mit Grunzgeräuschen den Abgang des Wendlers vergessen. An seiner Seite findet Larissa wieder Selbstachtung und tanzt vor Glück - der Dschungel hat sein erstes Traumpaar. Das überdeckt selbst den Mobbing-Tiefpunkt der vorherigen Nacht.

Gabby Rinne und Larissa Marolt turteln im Camp
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Gabby Rinne und Larissa Marolt turteln im Camp

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Ohne den Wendler nur noch Langeweile? Von wegen. Die Dramaturgie des RTL-Dschungels hat ihre eigenen Gesetze.

Dabei sieht alles danach aus, als ginge es so niederträchtig weiter wie bisher. Wieder wird Larissa als Außenseiterin fies gemobbt. In Zeitlupe begeiern sich die anderen über die Aussetzer aus der vergangenen Nacht. Dabei konnte Larissa bloß ihren Schuh nicht finden, floh vor einem Frosch so ungeschickt in die Hängematte, dass sie sich darin einmal um die Achse drehte und hart auf dem Dschungelboden aufschlug. "Ich hab nur die Bumser gehört und die Schreie", lästert Winfried.

Ein Tiefpunkt für das soziale Miteinander im Camp. "Wir haben noch nicht mal die Hälfte. Noch nicht mal", jammert Mola am Morgen. Ihn hat die unruhige Nacht vielleicht am meisten mitgenommen. Böse wie er gestimmt ist, droht er mit dem Schlimmsten, was ihm einfällt: Darüber wird am Morgen noch zu reden sein. Larissa schwant in ihrem Elend Böses: "Die brauchen einfach jemanden, an dem sie herumstöchern können. Weil Ihnen langweilig ist."

Doch mit der Prüfung dreht sich die Stimmung. Winfried und Larissa müssen antreten. Ausgerechnet, möchte man hinzufügen. Die beiden bildeten in den ersten Tagen zwei gegensätzliche Pole im Camp. Schon mehrfach hat der Senior im Camp dem Küken Larissa die Meinung gegeigt und sie für unzurechnungsfähig erklärt.

Grausiger Höhepunkt: der Wutausbruch vom Dienstag, bei dem er sie ungehemmt anbrüllt und ihr in seinem heiligen Zorn eine halbe Mundfüllung Essen ins Gesicht spuckt. Manche zogen bereits Vergleiche mit den cholerischen Anfällen von Klaus Kinski. Das Leben im Dschungel ist voller Extreme.

Larissa hat spürbar Angst, mit ihrem ärgsten Kritiker die Prüfung anzutreten. Doch Winfried zeigt sich wie verwandelt. Erst schenkt er ihr die letzten Züge seiner Zigarette, dann bittet er mit einem unwiderstehlich väterlichen "Setz dich" an seine Seite und hält ihre Hand, redet sie stark. Larissa ist so ausgehungert nach Liebe, dass sie keinen Widerstand leistet.

Die nächste Metamorphose erlebt der Zuschauer, als beide vor den Moderatoren Sonja Zietlow und Daniel Hartwig antreten. Winfried hat die grauen Haare mit einem Stirntuch im Camouflage-Look gebändigt. Im ärmellosen Shirt und mit entschlossenem Blick ist jedem klar, welches zweite Ich in ihm schlummert. Winfried ist ein Rambo. Larissa gibt er sanft Anweisungen. Hör zu. Ganz ruhig. Mit seiner sonoren Stimme hört er sich an wie der begnadete Erzähler Hans Paetsch, der in den 80ern für Achtjährige Hui-Buh-Kassetten besprach.

Bei so viel Hollywood-Charakter ist die Prüfung ein Klacks. Beide begeben sich in eine Art Sanduhr, werden bis zum Hals mit Sand zugeschüttet und halten es fünf Minuten mit ekligem Getier darin aus. Winfried summt währenddessen mit geschlossenem Mund "Wie schön, dass ich geboren bin", Larissa wirkt regelrecht entspannt. Die unglaubliche Bilanz: Zehn Sterne! Und das mit Larissa.

Was sich dann abspielt, ist reif für die Hollywood-Klinik. Rambo liebt Diva, Göre liebt Kinski. Sie küssen und umarmen sich, und selbst im Teich am Camp tollen sie noch ausgelassen durchs Wasser. So viel Glück, so viel Freude, so viel Liebe. Spätestens jetzt spürt der Zuschauer, dass Winfried und Larissa sich im Geiste sehr ähnlich sind. Mit ihrer Genialität, ihrer Unberechenbarkeit, dem irren Blick. Der Dschungel hat ein neues Traumpaar. "Wir sind die Besten", sagt Larissa überglücklich.

Überflüssigstes Geständnis: Dass Marco beim nächtlichen Geturtel Gabby lieb gewonnen hat, obwohl er ihr eigentlich zu softy daherkommt, mag man durchgehen lassen. Aber sie mit Österreicher-Dialekt als "kleine Schokomaus" zu beschreiben, musste wirklich nicht sein.

Schlimmster Verdacht: Der Wendler ist zurück. So jedenfalls begann die Moderation von Zietlow und Harbig. "Nächste Staffel. Huahuahuaaa!"

Gewinner des Tages: Ehrlicherweise kommt nur Larissa infrage. Der Kummer ist futsch.

Verlierer des Tages: Wohl Jochen. Stundenlang baut er mit Küchenpsychologie Larissa auf. Erfolg bringen erst die Mehlwürmer.

Seltsamstes Geräusch: Winfried brummt, grunzt und erzeugt in der Ekel-Sanduhr noch ganz andere absonderliche Geräusche

Bissigste Moderation: "Mit Jochen Bendel wäre Djokovic nicht bei den Australian Open ausgeschieden." "Nein?" "Dann wäre er einen Tag vorher abgereist."

(pst)
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