"Tatort"-Nachlese Drei Familien im Unglück
Düsseldorf · Der "Tatort" aus Köln beschäftigt sich mit dem Schicksal dreier Familien. Durch Unglück, Zufall und Versagen sterben zwei junge Menschen und die Hinterbliebenen zerfleischen sich. Eine Nachlese.
Worum geht es? Im Kölner "Tatort" wird die Tragödie dreier Familien erzählt. Ein junger Familienvater stirbt bei seinem eigenen Junggesellenabschied, eine 19-Jährige mit großen Zukunftsplänen wird entführt, die Lösegeldübergabe scheitert, aber in Wahrheit ist sie längst tot. Trittbrettfahrer versuchen, Profit aus ihrem Tod zuschlagen, weil noch alte Rechnungen offen sind. Alle drei Familien haben mit sich und anderen zu kämpfen, das Schicksal meint es nicht allzu gut mit ihnen.
Worum geht es wirklich? Darum, dass niemand miteinander redet, jedenfalls nicht über die ernsten Dinge des Lebens. Die Familienwelten funktionieren vordergründig, implodieren aber schleichend. Der Film ist eine Mahnung zur Ehrlichkeit und zur Vorsicht. Das große Unglück ist manchmal nicht in den Katastrophen der Welt zu verorten, sondern schlägt in der kleinsten Einheit, in der Familie, besonders brutal zu.
Der verblüffende Dialog Kommissar Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) sagt zum Verdächtigen Philipp Weigel (Simon Böer): "20 Jahre war Ihnen das scheiß egal, dass Sie ne Tochter haben und dann kommen Sie auf die Idee, eine Familie kaputt zu machen?" Antwort Weigel: "Ja, ich war pleite."
Was nervt? Hauptkommissar Freddy Schenk (Dietmar Bär), leider. Dass er nun seinen 30. Hochzeitstag vergessen hat und darüber zum wiederholten Male eine Ehekrise entsteht, ist allmählich ermüdend. Vermutlich halten es die Autoren des Films sogar für modern, wenn die Kommissare statt Currywurst nun Falafel essen, und Schenk mit seiner Frau Ayurveda macht. Du lieber Himmel, Schenk und sein Kollege Ballauf geraten zunehmend zu ihren eigenen Karikaturen.
Was macht froh? Norbert Jütte (Roland Riebeling). Der viel essende Assistent, der sogar mal auf dem Feldbett nächtigt, sorgt für etwas Heiterkeit in einem harten Film.