Zweiter Ruhrgebiets-"Tatort" "Mein Revier" Dortmunder Kommissar flippt aus

Dortmund · So hat man "Tatort"-Kommissare selten gesehen: Mit einem Baseball-Schläger in der Hand springt Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) auf das Dach eines bereits schrottreifen Autos. Im zweiten Ruhrgebiets-"Tatort" wählt der Autor zwar ein aktuelles Thema, doch missrät der Plot.

Szenen aus dem "Tatort" "Mein Revier"
12 Bilder

Szenen aus dem "Tatort" "Mein Revier"

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Der Kommissar schlägt voller Wut auf die Scheibe ein, bis nur noch Splitter übrig sind. Seine Handballen bluten — aber der neue Leiter der Dortmunder Mordkommission macht ein zufriedenes Gesicht. Er erklärt das Irre zu seiner Methode, macht es zum Teil seiner Ermittlungsstrategie. Seine Erkenntnis nach der Zerstörung: Wenn man wütend genug ist, schafft man es, ein Auto komplett zu zertrümmern.

Der zweite "Tatort" aus Dortmund ist an Abstrusitäten kaum zu überbieten. Zwar konzentriert sich Drehbuchautor Jürgen Werner in "Mein Revier" (ARD, 20.15 Uhr) auf ein aktuelles Dortmund-Thema: Bulgaren und Rumänen auf dem Arbeiterstrich, Drogenhandel, Prostitution.

Jedoch strickt er den Plot viel zu lose, eröffnet zu viele Nebenschauplätze. Eigentlich geht es in der Geschichte um einen Zuhälter, der erschossen wird, während er gerade in seinem Büro Kokain bei ohrenbetäubender Rapmusik konsumiert. Obwohl der Autor den Fall kompliziert konstruiert, überführt Faber am Ende einen Mörder, den viele Zuschauer bereits seit der Hälfte des Films verdächtigen.

Faber als eigentlicher (Problem-)Fall

Die Folge verwendet viel Zeit darauf, die vier Ermittler-Psychen zu beleuchten. Und da blickt der Zuschauer in ganz schöne Abgründe: Faber versumpft zwischen Gewalt, Alkohol und Selbstmordgedanken. Ein Kollege mobbt ihn, indem er ihm Fotos seiner toten Frau und Tochter auf den Schreibtisch stellt.

Faber wird zum eigentlichen (Problem)-Fall des Films. Die Mördersuche und das Nordstadt-Elend schrumpeln in sich zusammen. Nicht weniger psychotisch geht es bei seiner Kollegin Martina Bonisch (Anna Schudt) zu. Aus unerfindlichen Gründen trifft sich die alleinerziehende Mutter zwischendurch in einem Hotel mit Callboys.

Auch die Kriminaloberkommissare Daniel Kossik (Stefan Konarske) und Nora Dalay (Aylin Tezel) — die so spielt als würde Lena Meyer-Landrut ermitteln — bringen den Plot nicht voran. Dafür sind sie zu sehr mit ihrer Beziehung und deren Geheimhaltung beschäftigt. In diesem Wirrwarr fällt es wirklich schwer, den Überblick zu behalten.

(RP/das/jre)
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