Tatort „Inferno“ aus Dortmund Jetzt nimmt er auch noch LSD

Dortmund · Im neuen Fall „Inferno“ geht der Dortmunder Kommissar Faber auf einen gefährlichen Drogentrip, um einen Fall zu lösen – und seine eigenen Dämonen zu besiegen.

 Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) war selten zynischer und gemeiner als in diesem Fall.

Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) war selten zynischer und gemeiner als in diesem Fall.

Foto: WDR/Thomas Kost/WDR/Kost

Die Notaufnahme der Ruhr-Emscher-Klinik ist ein trauriger Ort. Der Kalk rieselt von den Wänden, über die dunklen Flure stolpern Drogensüchtige, Alkoholiker und Demenzkranke. Die Abteilung ist unterbesetzt, Ärzte und Pfleger arbeiten am Limit. Dass in einem Stauraum die Leiche einer Ärztin mit einer Plastiktüte über dem Kopf gefunden wird, scheint niemanden so recht zu überraschen. Die Arbeit geht normal weiter, lediglich der Stationsarzt scheint betrübt zu sein, weil er den Dienstplan nun neu machen muss.

Das Dortmunder Ermittler-Team um Martina Bönisch (Anna Schudt) und Peter Faber (Jörg Hartmann) beweist schnell, dass es sich um Mord handelt. Nur bei der Suche nach einem Motiv kommen sie nicht weiter. Der Chefarzt und Psychiater Andreas Norstädter (herrlich gruselig gespielt von Alex Brendemühl) benimmt sich zwar zunehmend komisch, aber das tun alle in diesem Krankenhaus. Auch der Verdacht gegen den Ehemann, der ein Problem mit Wutausbrüchen hat, lässt sich nicht erhärten. Die Schuld an seiner kaputten Ehe und dem Tod seiner Frau gibt er den harten Bedingungen im Krankenhaus. Wie genau er das meint, kann er nicht sagen.

In der Folge „Inferno“ steht erneut der seelisch labile Faber im Mittelpunkt. Der Kommissar schläft schlecht, leidet unter Albträumen, nimmt Tabletten und bildet sich ein, Anrufe von seiner toten Tochter zu bekommen. Die Kamera ist stets ganz nah dran, immer wieder sieht man das verzweifelte Gesicht Fabers in Großaufnahme. Faber stöhnt, Faber schreit, Faber weint. Auch im Umgang mit seinen Kollegen fallen die letzten Schranken. Nie war Faber zynischer, gemeiner und ekliger. Psychiater Norstädter erkennt schnell, was mit Faber los ist, und scheint zu versuchen, die Schwächen des Ermittlers für seine Zwecke zu nutzen. Als mögliche Therapie für Faber schlägt er sogar kontrollierte LSD-Trips vor. Nachdem dann auch noch die Leiche eines Pflegers gefunden wird, gerät der Chefarzt immer mehr unter Verdacht. Doch beweisen kann man ihm nichts. Faber setzt letztlich alles auf eine Karte, wirft alle Regeln über Bord und lässt sich auf ein Psycho-Duell mit dem Psychiater ein. In einem dramatischen Finale und unter Einfluss einer geheimnisvollen Droge sucht der Kommissar die Entscheidung.

Regisseur Bernhard Huber und Autor Markus Busch ist ein spannendes Psycho-Drama mit einem dramatischen Cliffhanger am Ende gelungen. Wie oft in den Dortmunder Fällen wirken einige Szenen dabei etwas übertrieben. In „Inferno“ wären da zum Beispiel die wiederholten Selbstversuche der Kommissare mit Plastiktüten, die man eigentlich nicht sehen möchte. Was wollten die Kommissare da eigentlich herausfinden? Ob es wirklich ungesund ist, keine Luft mehr zu bekommen? Über diesen Klamauk kann der Zuschauer aber hinwegsehen. Jörg Hartmann glänzt erneut als Faber, auch Alex Brendemühl hinterlässt Eindruck. Der in Barcelona geborene Schauspieler ist in Spanien schon lange ein Film- und TV-Star, jüngst ist er auch immer öfter in Deutschland zu sehen.

Zur Wahrheit über den Dortmunder „Tatort“ gehört aber auch, dass das Ermittler-Team zu groß ist. Besonders die jungen Kollegen stehen immer im Schatten des alles beherrschenden Fabers. Schauspielerin Aylin Tezel scheint dies auch so zu sehen und zog bereits die Konsequenzen. Ihre Figur Nora Dalay wird im Jahr 2020 das letzte Mal im „Tatort“ zu sehen sein. Sie wolle sich neuen künstlerischen Aufgaben stellen, erklärte die 35-Jährige.

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