"Wacken - Der Film" Doku über den Wacken-Wahnsinn

Wacken · Eine TV-Premiere auf Arte dokumentiert das Treiben von Bands und Fans auf dem Metal-Festival in Schleswig-Holstein.

Der Feldweg zum Campingplatz heißt laut Holzschild "Highway to Hell" und ist gesäumt von gut gelaunten und Bier trinkenden Rockfans. Mit den in ein Megaphon gebrüllten Worten "Ihr seid viel zu nüchtern!" animiert ein Spaßvogel zum Weiterfeiern, die Menge lässt sich das nicht zweimal sagen. Einmal im Jahr wird der kleine Ort Wacken in Schleswig-Holstein zur Partyzone, das dortige Heavy-Metal-Festival zieht zigtausende Rockfans aus der ganzen Welt in den hohen Norden Deutschlands.

Der mittlerweile perfekt vermarktete Wacken-Wahnsinn im Sommer hat Methode und ist längst Kult, über den schon zahlreiche Dokumentationen für Kino und Fernsehen gedreht worden sind. Auch der neueste Beitrag mit dem schlichten Titel "Wacken - Der Film" feiert das Metalfestival, bei dem es laut, aber friedlich zugeht.

Er lässt Fans und Musiker zu Wort kommen, vermittelt einen Eindruck von der außergewöhnlichen Atmosphäre des Festivals, stellt aber anders als die meisten anderen Dokus weniger das Drumherum, sondern die Musik in den Vordergrund. Arte zeigt den Festivalfilm von Regisseur Norbert Heitker heute als Fernsehpremiere.

"Hier sind viele verrückte Leute, und trotzdem ist es der friedlichste Ort auf der Welt", schwärmt in dem Beitrag ein weiblicher Heavy-Metal-Fan, der sich aus dem fernen Japan auf den Weg nach Wacken gemacht hat. Die junge Frau zählt zu den jährlich etwa 75.000 Menschen, die jeden August in Wacken den totalen Ausnahmezustand mit harter Musik und Dosenbier erleben wollen. "Wir zählen das ganze Jahr die Tage, bis es wieder so weit ist", begeistern sich zwei Amerikanerinnen, und auch andere Zuschauer loben das Festival über den grünen Klee.

Doch nicht nur die Fans, auch die Künstler wissen die mehrtägige Veranstaltung im Freien zu schätzen, wie mehrere von ihnen in dem Beitrag betonen. Einige, wie die martialischen Musiker von "Rammstein" oder die Altrocker von "Deep Purple", sind auch im Einsatz zu sehen, manche Auftritte werden ausführlich gewürdigt. Ein kleiner Höhepunkt der 2013 gedrehten Kinodoku sind Bilder vom Auftritt der im vergangenen Jahr verstorbenen Rocklegende Lemmy Kilmister mit seiner Band "Motörhead".

Regisseur Heitker hat das Geschehen auf und vor der Bühne mit insgesamt 18 Kameras eingefangen, was faszinierende und äußerst dynamische Bilder ermöglicht hat. Wer auf harten Rock steht, ist hier an der richtigen Adresse, für die Liebhaber anderer Musikrichtungen aber dürfte die fast 90-minütige Dokumentation auf Dauer etwas anstrengend sein.

Etwas schade ist, dass sich der Film darauf beschränkt, das berühmte Festival in Schleswig-Holstein zu feiern und somit unter dem Strich doch nur ein weiterer Beitrag zur allgegenwärtigen und mit viel Liebe gepflegten Wacken-Folklore ist.

Kritische Töne etwa zur fortschreitenden Kommerzialisierung der Veranstaltung sind nicht zu vernehmen - Heitkers Doku konzentriert sich auf die Musik und ist im Wesentlichen ein Film für Wacken-Fans, von denen es ja nicht wenige gibt.

"Wacken - Der Film", Arte, Sa., 22.25 Uhr

(RP)
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