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ZDF-Serie „Doktor Ballouz“ Landarzt aus Brandenburg löst den „Bergdoktor“ ab

Berlin · Arztserien gibt es im deutschen Fernsehen in rauen Mengen. Jetzt tritt ein neuer TV-Mediziner auf, der ein Gegenentwurf zum „Bergdoktor“ sein soll. Chefarzt Amin Ballouz ist als Geflüchteter nach Deutschland gekommen.

 Doktor Ballouz (Merab Ninidze) setzt sich zu Flori (Mavie Meschkowski) unter den Tisch in einer Szene der sechsteiligen ZDF-Reihe „Doktor Ballouz“ (undatierte Filmszene).

Doktor Ballouz (Merab Ninidze) setzt sich zu Flori (Mavie Meschkowski) unter den Tisch in einer Szene der sechsteiligen ZDF-Reihe „Doktor Ballouz“ (undatierte Filmszene).

Foto: dpa/Stefan Erhard

Der blaue Trabi ist zurück. Nach einer Zeit der Trauer nach dem Tod seiner Frau, der er in ihren letzten Stunden nicht helfen konnte, kehrt Dr. Amin Ballouz (Merab Ninidze) an seinen Arbeitsplatz als Oberarzt einer Klinik in der Uckermark zurück. Bevor er sein Ziel erreicht, leistet er auf der Straße Erste Hilfe. Eine hochschwangere Frau wurde von einem Auto angefahren und ist schwer verletzt. Während Ballouz und seine Kollegin Dr. Barbara Forster (Julia Richter) um das Leben von Mutter und Kind kämpfen, hat deren adoptierte Tochter Verlustängste.

So beginnt die sechsteilige Serie „Dr. Ballouz“, die im ZDF den „Bergdoktor“ ablöst. Sie beruht auf dem Sachbuch „Deutschland draußen. Das Leben des Dr. Amin Ballouz, Landarzt“. Es folgt dem 1976 aus dem Libanon in die DDR geflüchteten und dort ausgebildeten Mediziner über ein halbes Jahr in seinem beruflichen Alltag.

Für die Serie wurden die Notfälle von Conni Lubek, Kerstin Laudascher und Silja Clemens dramatisiert und mit einem süßlichen Touch idealisiert. Regie führten Andreas Menck und Philipp Osthus. Das Zweite zeigt die 45-minütigen Teile der Reihe, in denen jeweils zwei medizinische Fälle abgehandelt werden, als Doppelfolgen. Die Ausstrahlung beginnt am 8. April; die weiteren Termine sind der 15. und 22. April, immer ab 20.15 Uhr.

Während Ballouz und Foster sich um die verunglückte Mutter kümmern, steht Assistenzärztin Dr. Michelle Schwan (Nadja Bobyleva) vor der Herausforderung, einem alleinerziehenden Vater die Wahrheit über seinen gesundheitlichen Zustand schonend nahe zu bringen. Er hatte sich beim Fußball einen harmlosen Bruch zugezogen, doch das Geschehen deutet darauf hin, dass er unter einer unheilbaren Krankheit leiden könnte.

Schwan fühlt sich überfordert, wird aber von Ballouz ermutigt, sich auch diesen Seiten ihres Traumberufs zu stellen. Er wird für die junge Ärztin fortan zu einem väterlichen Mentor. Auch er selbst musste den Umgang mit dem Lebensende und dessen Akzeptanz erlernen.

Schon im zweiten Teil führt dieser Lernprozess zu Komplikationen. Während Schwan mit allen Mitteln um das Leben eines an Krebs erkrankten Rentners kämpft, akzeptiert Ballouz, dass der Tod auch eine Erlösung von langem Leiden sein kann. Zugleich kämpft er gemeinsam mit Forster darum, dass die Ehefrau eines Komapatienten auf dessen Patientenverfügung pfeift und sie lebensrettende Maßnahmen einleiten können.

Sein eigenes Schicksal kann er jedoch nur schwer akzeptieren. Seine geliebte Frau Mara, die ihn einst in die Uckermark gelockt hatte, konnte er nicht festhalten. Seine immer wieder aufkommenden Erinnerungen und die daraus folgende seelische Belastung angesichts der Ereignisse im Krankenhaus spürt vor allem seine Vertraute Dr. Forster. Seinen Glauben an das Gute in jedem Menschen kann der Mediziner derweil beweisen, als er Vincent Patzke (Vincent Krüger) unter seine Fittiche nimmt. Der junge Mann leistet im Krankenhaus seine Sozialstunden und wird von Schwester Irina (Monika Anna Wojtyllo) mit strenger Hand angeleitet.

Ballouz ist ein Arzt, wie ihn sich jeder wünscht. Er hat immer Zeit, ist nie überarbeitet und gestresst, und kümmert sich nebenbei noch um die privaten Nöte seiner Patienten. Jeder, der mit ihm zu tun hatte, schätzt ihn. Erneut wirkt eine deutsche Arzt- oder Krankenhausserie wie aus der Zeit gefallen - ganz so, als hätte es all die Verwerfungen auf Grund von Privatisierungen nicht gegeben. Die Filmemacher zeichnen ein Idealbild, das wohl kaum etwas mit einer Realität zu tun hat, in der 2020 mehr als 5.000 Krankenschwestern und Pfleger ihren Beruf aufgaben und Tausende Ärzte und Ärztinnen am Rand der Überlastung waren.

Trotzdem geht das Rezept einer idealisierten Bilderbuch-Krankenhauswelt immer wieder auf. Seit „Das Krankenhaus am Rande der Stadt“ Furore machte, spielen sich die Götter in Weiß regelmäßig in die Herzen der Zuschauer. Offenbar ist der Wunsch nach dieser heilen Welt groß - was auch Gesundheitspolitikern zu denken geben sollte.

(ahar/kna/dpa)
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