"Tatort"-Premiere am Sonntag Die Neuen aus dem Schwarzwald

Freiburg · Am Sonntag feiert ein neues "Tatort"-Team Premiere - mit uneitlen Charakteren und einem düsteren Fall.

Schwarzwald Tatort: Szenen aus dem Krimi "Goldbach"
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Szenen aus dem Tatort "Goldbach"

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Foto: SWR-Presse/Bildkommunikation

Es ist Frühling im Schwarzwald: Trotzdem liegen noch letzte Schneereste im Wald, die Wiesen sind braun. Die Bauernhäuser, die sich die aus der Großstadt geflohenen Familien restaurieren, liegen einsam und weit ab. Doch die Kinder sind alle miteinander befreundet. Paul, Linus und Frieda sind die ganze Zeit draußen. "Die kommen nur heim, wenn sie Hunger haben oder wenn ihnen kalt ist", sagt ein Vater. Drei Familien, drei Häuser, Kinder-Freundschaft - das idyllische Landleben, das an Bullerbü erinnert, wird durch einen Schuss erschüttert.

Verschlossen und verzweifelt

Die Kommissare Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) sind auf dem Weg zu diesen Bauernhäusern, denn die elfjährige Frieda wurde erschossen im Wald gefunden. Linus ist verschwunden, Paul zunächst auch. Als er zurückkommt, ist er verschlossen, verzweifelt und ziemlich verwirrt. Er weiß auch nicht, was unweit ihres Zuhauses geschehen ist.

Das neue Team des Südwestrundfunks ermittelt in seinem Fall "Goldbach" in einem fiktiven Dorf im Schwarzwald, und dieser Film hat nichts mit dem touristischen Image der Region zu tun. Regisseur Robert Thalheim inszeniert sie in seinem "Tatort"-Debüt mit furchteinflößenden, einsamen Wäldern, steilen Abgründen und einer großen Kälte und Kargheit. "Was ist hier überhaupt los", fragt Friedas Vater in einer Szene. "Sie ist elf, die stirbt doch nicht!" Und: "Da zieht man hierher an den Arsch der Welt und denkt, es ist gut. Und dann liegt dein Kind tot im Wald." Fassungslosigkeit lähmt die Eltern, als das Böse in ihre Welt einbricht. Und das Misstrauen, das auch die erwachsenen Freunde auseinandertreibt. Denn nach und nach stellt sich heraus, dass in dieser Heimeligkeit mit Kachelofen und Einmachgläsern auch Waffen eine Rolle spielen.

Unaufgeregt, uneitel und normal

Was wohltuend ist an diesem neuen Team: Es ist komplett unaufgeregt, uneitel und normal. Der Schwarzwald-Krimi ist nach Münster und Dresden nicht die nächste Kalauer-Maschine und konkurriert beim Anspruch zur Weltverbesserung nicht mit Köln oder München. Vielmehr steht bei Tobler und Berg, die im Polizeipräsidium Freiburg angedockt sind und zu Fällen in die Region geschickt werden, mal wieder die ganz normale Polizeiarbeit im Vordergrund, nicht ihr kompliziertes Privatleben oder das verkorkste Seelenleben der Ermittler. "Wir sind keine Kommissare, die private Probleme mit sich rumschleppen und theatralisch nach außen tragen", sagt Wagner. "Die Fälle stehen im Mittelpunkt." Viel erfährt der Zuschauer noch nicht über die Charaktere. Nur dass die beiden anscheinend schon länger zusammenarbeiten, weil sie gut aufeinander eingespielt sind. Berg holt in brenzligen Situationen einen Schnaps aus der Schreibtischschublade und geht bei seiner Arbeit gerne ungewöhnliche Wege. Sie wird abends von ihrem Freund abgeholt, wirkt etwas verhuscht, aber das täuscht.

Der Star des neuen Teams wäre Harald Schmidt gewesen. Er war für die Rolle des Kripochefs verpflichtet worden und hätte sicherlich allein mit seinem Dialekt noch für ein wenig Lokalkolorit gesorgt. Aus persönlichen Gründen, die er nicht näher ausgeführt hat, sagte er jedoch ab. Aber er fehlt nicht wirklich.

Der erste Fall ist düster und erzählt eher ein Drama als einen Krimi. Was allerdings nervt, das sind die Synthesizer-Musik und die seltsam wirkende Unaufgeregtheit aller Protagonisten. Im Schwarzwald ist noch Luft nach oben.

"Tatort - Goldbach", Das Erste, So., 20.15 Uhr

(mso)
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