Die neue Serien-Offensive der ARD

Die ARD zeigt ab heute zwei amüsante Serien am Vorabend: die deutsche Produktion "Dating Daisy" und die britische Sitcom "Cuckoo".

Die Krankenschwester, Anfang 30, teilt das Schicksal unzähliger Geschlechtsgenossinnen aus ähnlichen Geschichten: Nach 13 Ehejahren erwischt Daisy (Tina Amon Amonsen) den Gatten (Manuel Cortez) beim Seitensprung mit einer Kollegin. Umgehend verlässt sie die gemeinsame Wohnung, kauft sich ein Häuschen im Grünen und beginnt einen kompletten Neuanfang. Das ist selbstredend leichter gesagt als getan, davon leben Filme und Serien dieser Art schließlich: Das Haus ist eine heruntergekommene Bruchbude, und die Männer stehen auch nicht gerade Schlange.

Die 16 Comedy-Folgen à 25 Minuten (ARD, 18.45 Uhr) orientieren sich mit ihrer Kombination aus Arztserie und Liebesgeschichten offenkundig an RTL-Produktionen wie "Doctor's Diary", "Doc Meets Dorf" oder "Schmidt - Chaos auf Rezept", und das nicht nur wegen des englischen Titels, des animierten Vorspanns und der etwas bemüht originell wirkenden Episodentitel. Gegen all dies ist ja auch nichts einzuwenden, doch es gibt einige Punkte, die einem Erfolg von "Dating Daisy" im Weg stehen: Der ARD-Vorabend ist tot; die jüngsten RTL-Vorbilder sind mangels Zuschauerinteresse vorzeitig abgesetzt ("Schmidt") oder nicht verlängert worden ("Doc Meets Dorf"); Serien, deren einzelne Folgen nicht in sich abgeschlossen sind, haben es beim Publikum immer schwer; und die Hauptdarstellerin muss sich derart durch die Geschichten grimassieren, dass Diana Amft, seit einigen Jahren die Galionsfigur der komischen Seriendarstellerin ("Doc Meets Dorf", "Josephine Klick"), dagegen fast sparsam wirkt.

Davon abgesehen ist "Dating Daisy" gerade gemessen an den meisten "Heiter bis tödlich"-Formaten am ARD-Vorabend ungewöhnlich temporeich. Mit dem flotten Erzählrhythmus, den pointenreichen Dialogen und der gern auch mal kommentierend eingesetzten Popsongmusik wirkt die "Dramedy"-Serie auch handwerklich wie eine Auftragsarbeit für RTL. Nun ist Daisy also im "Ersten" gelandet, das vor zehn Jahren mit "Berlin, Berlin" (2002 bis 2005) im Vorabend sehr erfolgreich war; die Rolle der Lolle hat Felicitas Woll damals zum Star gemacht. Amonsen wird das vermutlich nicht gelingen: In praktisch jeder Einstellung muss sie Mund und Augen aufreißen oder die Stirn übertrieben in Falten legen.

Das ist schade, denn die Geschichten sind zwar vorhersehbar, aber nicht unsympathisch. In Folge eins zum Beispiel findet Daisy einfach keinen Kerl, der mit zum Klassentreffen kommen will, und am Abend hat sie plötzlich ein halbes Dutzend Begleiter. Auch die Nebenfiguren sind mit kaum bekannten, aber überzeugenden Darstellern besetzt. Tilmann P. Gangloff

(RP)
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