Was heißt Lost? Die mysteriöseste Serie aller Zeiten

Düsseldorf (RPO). Lost – das größte TV-Phänomen seit Twin Peaks Anfang der 90er ist in den USA in seine sechste und letzte Runde gegangen. Fans sehnen sich die Antworten auf die vielen Fragen herbei - und betrauern schon jetzt das noch unbekannte Finale. Denn dann wird es vorbei sein mit dem grandiosen Rätselspiel.

Die wichtigsten Darsteller und Szenen aus Lost 6
19 Bilder

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Düsseldorf (RPO). Lost — das größte TV-Phänomen seit Twin Peaks Anfang der 90er ist in den USA in seine sechste und letzte Runde gegangen. Fans sehnen sich die Antworten auf die vielen Fragen herbei - und betrauern schon jetzt das noch unbekannte Finale. Denn dann wird es vorbei sein mit dem grandiosen Rätselspiel.

Es sind die weißen Buchstaben "LOST", die sich aus dem schwarzen Grund abheben und auf den Zuschauer zufliegen — und untermalt von einem anschwellenden Ton für Beklemmung sorgen. Für ein Gefühl der Verlorenheit. Und das bezieht sich bei Weitem nicht nur auf die Pazifik-Insel, auf der sich die Geschichte hauptsächlich abspielt.

Alles beginnt mit einem Flugzeugabsturz, den einige Passagiere auf einer Insel überleben. Das klingt zwar nach Dramatik, aber nicht nach etwas Neuem oder Mysteriösen. Doch plötzlich können Gelähmte wieder gehen. Totgeglaubte und auch tatsächlich Tote erscheinen wieder, In den Urwäldern lauert etwas Böses. Eisbären, ja tatsächlich Eisbären, finden sich auf der Insel — genauso wie ein mysteriöses französisches Notrufsignal, das schon seit Jahrzehnten gesendet wird. Darauf geantwortet hat indes niemand. Das ist nicht der Stoff einer Staffel, sondern nur der ersten Folgen von Lost.

Es sind diese rätselhaften Phänomene, die das Besondere von Lost ausmachen — und die Erzählweise. Denn die Geschichte wird nicht linear und nur auf der Insel erzählt. Erst sind es nur Rückblenden: Man erlebt die Charaktere nicht nur in der Momentaufnahme der Ausnahmesituation. Vielmehr werfen sie ein neues Licht auf die Protagonisten, ihr Leben, ihre Motivation, das Wie und Warum sie in der Maschine saßen. Das gibt den Charakteren anfangs sehr viel mehr Tiefgang, als man es von einer Serie gewohnt ist. Bis man erkennt, dass sich in den Rückblenden Hinweise verstecken, die das Mysterium um die Insel aufklären könnten - wenn man sie nur alle entdecken würde.

Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft - und eine Alternative

Ab der vierten Staffel sind es dann nicht nur Rückblenden, sondern auch Ausblicke auf die Dinge, die kommen werden. Man sieht, was in der Zukunft passieren wird — aber das Warum und Wieso erschließt sich nur schrittweise. Und um es noch komplizierter zu machen, springt man irgendwann durch die Zeit, um in der sechsten Staffel dann noch eine alternative Realität zu sehen. Was wäre passiert, wenn die Maschine nicht abgestürzt wäre? Und was hat das mit der eigentlichen Serien-Realität zu tun, die man seit fünf Staffeln verfolgt hat? Den Überblick behält man als Zuschauer da nur, wenn man jede Folge aufmerksam verfolgt. Späteinsteiger haben keine Chance — außer sie sehen sich alle Folgen davor an.

Noch mysteriöser als die Erzählweise ist die Insel selbst: Irgendetwas stimmt dort ganz und gar nicht. Eine seltsame Organisation, die "Dharma Initiative", hat dort in den 70er Jahren mehrere Forschungsbasen aufgebaut. Aufgrund seltsamer elektromagnetischer Messungen, hinter denen eine neue Energiequelle stecken könnte. Oder die Macht, die Zeit und damit die Realität zu verändern. Doch die Wissenschaftler waren nicht allein. Auf der Insel gibt es noch "Ureinwohner". Keine primitiven Eingeborenen, sondern Menschen, die dort seit Jahren, Jahrzehnten oder Jahrhunderten leben, ohne zu altern - und auf ein seltsames Wesen namens Jacob hören. Der wiederum hat einen düsteren Gegenspieler. Und beide manipulieren sowohl die Abgestürzten als auch die "Ureinwohner".

Immer wieder finden sich zudem Relikte, die an das alte Ägypten erinnern. Andeutungen, von denen es in jeder Folge mehr als genug gibt. Manche leicht erkennbar, andere versteckt und andere wiederum Finten. Wer sich darauf einlässt, versucht die Puzzlestücke zu einem sinnvollen Bild zusammenzusetzen. Nur um ein paar Folgen später zu erleben, wie die Drehbuchautoren alles wieder durcheinanderwirbeln. Auch weil sie keine Hemmungen haben, Charaktere einfach sterben zu lassen.

Fans hoffen auf Lösungen im Finale - und werden trotzdem trauern

Lost, das ist eine Serie, die das Beste aus mehreren Welten in sich vereint: Mystery, die sich dank Serien wie "Twin Peaks" und "Akte X" in den 90er Jahren im Fernsehen etabliert hat. Eine fortlaufende Geschichte wie aus unzähligen Seifenopern, die aber mit "Babylon 5" und "Star Trek: Deep Space Nine" in sehr viel düsteren Varianten auf Science-Fiction ausgedehnt wurde. Und die skurrilen Einfälle von Serien wie "Farscape".

Wer sich Lost aber auf DVD anschaut, tut sich damit indes keinen Gefallen. Denn dann fällt die eine Woche lange Pause zwischen den Folgen weg, in der man versucht die Bilder und Geschichten zu ordnen — gepaart mit der bangen Frage, wie es wohl weitergehen wird. Die DVD-Boxen sind da schon fast eine Überdosis. Wer sie aber hat, kann der Versuchung kaum widerstehen, eine Episode nach der anderen zu sehen — um am Ende ratlos zu sein.

Was bleibt, ist die gebannte Hoffnung auf das Finale und die Lösungen aller Rätsel. Im Vertrauen darauf, dass die Macher der Serie ein Konzept und sich etwas bei den Andeutungen gedacht haben. Dahinter steckt unter anderem J. J. Abrams, der dank des Erfolgs von LOST Raumschiff Enterprise erfolgreich im Kino wiederbeleben durfte. Schon vorher hatte er mit der Agentenserie "Alias" bewiesen, dass er unorthodoxe Wege gehen kann. Ebenso wie mit dem dem ungewöhnlichen Katastrophenfilm "Cloverfield", in dem ein Monster New York heimsucht — gefilmt aus der Perspektive eines Camcorders eines Flüchtenden.

Die sechste Staffel, die derzeit in den USA läuft, wird definitiv die letzte sein. Die Antworten werden kommen. Wer im digitalen Bezahlfernsehen "FOX" abonniert hat, kommt zumindest schon jetzt dazu, auch bei uns die sechste Staffel zu verfolgen.

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