"Die Insassen" Der ganz normale Wahnsinn

Berlin · In der ZDF-Komödie "Die Insassen" sind die Hauptfiguren ihrem Beruf nicht mehr gewachsen.

Zwischen der Realität und dem Wahn(sinn) liegt oft nur ein schmaler Grat - und immer mehr Menschen fallen genau dort hinein, weil sie den Anforderungen des modernen Berufslebens oder der zwischenmenschlichen Beziehungen einfach nicht mehr gewachsen sind. Genau darum geht es in dem Film "Die Insassen".

Wilhelm Löhring (Wolfgang Stumph) ist auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz, einem ziemlich leeren Büro ziemlich weit oben. Er war ja auch mal ganz oben, nämlich Vorstandsvorsitzender eines international tätigen Finanzunternehmens. Dummerweise ist seine Absetzung von diesem Posten wohl an ihm vorbeigegangen, was ihm aber nun Mitarbeiter und Sekretärin unmissverständlich klarmachen. Daraufhin erleidet Löhring einen Zusammenbruch mit Wahnvorstellungen und völligem Realitätsverlust - und landet in einer noblen Nervenheilanstalt. Hinzu kommt, dass seine Frau Gisela (Leslie Malton) sich von ihm trennen will.

Statt Körbe zu flechten, macht sich der Spezialist für Restrukturierung sogleich an die Analyse der Psychiatrie - sehr zur Freude des Direktors (Ludger Pistor), der seiner Klinik gerne zu neuem Renommee verhelfen möchte. Löhring verbündet sich alsbald mit drei anderen Patienten: Keith Winter (Maximilian Brückner) ist ein begnadeter Analyst und kommuniziert nur über beschriebene Zettel, Hubert Wienkamp (Thomas Kügel) ist ein Ex-Personalchef mit Zwangsneurosen, und die clevere Karin Schlick (Jule Ronstedt) war mal Chefsekretärin, hat aber Depressionen. Gemeinsam wollen sie ein "Soulmanagement-Unternehmen" gründen, samt Börsengang und der Übernahme weiterer 29 Kliniken.

"Die Insassen" ist nicht als reine Komödie angelegt, sondern durch die turbulente Handlung ziehen sich sowohl komische als auch tragische Momente. Gelegentliche satirische Seitenhiebe und das glänzend aufgelegte Ensemble machen den Film zu einem stimmigen Vergnügen, bei dem trotzdem so manch bittere Wahrheit durchscheint. Ohne erhobenen Zeigefinger wird dem Zuschauer ein Spiegel vorgehalten.

"Die Insassen", ZDF, 20.15 Uhr

(dpa)
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