Vox-Show "Die Höhle der Löwen" Katzen in der Höhle der Löwen

Düsseldorf · Lutz Spendig entwickelt Kratzbäume für Katzen in Buchstabenform. Er ist von der Idee überzeugt. Einziges Problem: Sie sind so teuer, dass sie kaum jemand kauft. Bis jetzt.

 Die Gründer vor ihrem Hashtag-Kratzbaum.

Die Gründer vor ihrem Hashtag-Kratzbaum.

Foto: Vox, Michael Maurer

Als Lutz Spendig 2014 sein Unternehmen Kletterletter gründete, war er voller Optimismus: "Am Anfang dachte ich: Wir verkaufen im ersten Jahr 100 Buchstaben, im zweiten dann schon 500.", sagt Spendig. Kratzbäume für Katzen in Buchstabenform als Wohnaccessoire — wenn das kein Geschäftsmodell ist. Er las Bücher über Suchmaschinenoptimierung, tüftelte an Werbevideos und entwarf weitere Varianten seiner Kratzbäume: Mit A,B,C fing es an, es folgten das restliche Alphabet, Ziffern und Sonderzeichen. "Ich war überzeugt: Die Idee ist so gut, das muss ein Erfolg werden", sagt Spendig.

Es kam anders

Knapp drei Jahre später hat der Düsseldorfer erst 33 seiner Kratzbäume verkauft. Denn das Problem ist: Kaum jemand kann sich die mehrere Tausend Euro teuren Möbelstücke leisten. 2000 Euro kostet allein das &-Zeichen, das @-Zeichen in Eiche sogar 18.000 Euro. Wer die Kratzbäume sieht, ist begeistert über die Idee und die handwerkliche Umsetzung. Aber Spendig konnte sie Interessierten bislang fast nur in seinem Wohnzimmer live präsentieren, denn mit knapp 180 Kilo Gewicht lässt sich das "C", das in seinem Wohnzimmer in Düsseldorf steht, kaum bewegen. An seiner Idee zweifelte er dennoch nicht. "Pro Jahr werden in Deutschland etwa 60 Millionen Euro mit Kratzbäumen umgesetzt", sagt Spendig. Offizielle Zahlen gebe es nicht, aber mit ein bisschen akribischer Arbeit könne man Zahlen der Hersteller herausfinden und dann hochrechnen. In so einem Marktumfeld, so die Überlegung, müsste für Kletterletter doch Platz sein.

Bewerbung bei "Die Höhle der Löwen"

Dann kam ihm die Idee mit Vox. Spendig bewarb sich bei der Gründershow "Die Höhle der Löwen", bei der Start-ups ihre Produkte vor einem Millionen-Publikum und fünf Investoren vorstellen können. Spendig überzeugte — der Hamburger Unternehmer Ralf Dümmel beteiligte sich für 50.000 Euro an dem Düsseldorfer Start-up und sicherte sich im Gegenzug 33,3 Prozent der Firmenanteile. Ein Volltreffer. Als bekannt wird, dass Spendig an der Sendung teilnimmt, steigen die Zugriffszahlen. "Früher hatte ich auf meiner Website 30 Besucher pro Tag, seit bekannt wurde, dass ich bei ,Die Höhle der Löwen' dabei bin, waren es teilweise mehr als 1300." Gleichzeitig hatte der Düsseldorfer mit dem Vertriebsexperte Dümmel seinen Favoriten überzeugen können. "Man sollte mit dem Investor auch auf einer Wellenlänge sein", sagt der 39-Jährige: "Es soll ja schließlich auch Spaß machen."

Plötzlich nur noch 199 Euro

Und Dümmel weiß, wie man ein Produkt zur Massentauglichkeit bringt. Das merkte auch Spendig sehr schnell nach der Aufzeichnung im Frühjahr. "Dümmel sagte: Wir müssen die Kosten senken", erinnert er sich. Noch heute staunt er darüber, wie schnell der Hamburger Unternehmer eine Lösung gefunden hat: Statt wie bisher 2000 Euro sollte das &-Zeichen plötzlich nur noch 199 Euro kosten.

Jahrelang hatte der Düsseldorfer nach einem Weg gesucht, die Kosten zu senken — doch kein Schreiner schaffte es, die hochwertigen und aufwendigen Möbel unter einer dreistelligen Zahl von Arbeitsstunden zu produzieren. Manche hatten sogar direkt abgewunken, als er ihnen von seiner Idee erzählte: Zu kompliziert, zu aufwendig.

Spendig und seine Partnerin hatten sich von 3D-Buchstaben inspirieren lassen, die sie in einem Möbelgeschäft gesehen hatten. So müssten eigentlich auch Kratzbäume aussehen, dachten sich die beiden, die bis dahin genau wie viele andere Katzenbesitzer einen Klassiker aus viel Plüsch und Fell in der Wohnung herumstehen hatten. "Als bei uns zwei Katzen eingezogen sind, habe ich gesagt: Wir müssen was cooles, eigenes entwickeln."

Verschlungener Werdegang

Entstanden sind vertikale Katzen-Labyrinthe, die genauso verschlungen sind wie Spendigs Werdegang: Nach der Realschule machte er eine Ausbildung zum Hotelfachmann, studierte dann an der Abendschule Marketing und Kommunikation, bevor er die Geschäftsstelle beim Fußballverein KFC Uerdingen leitete. Von dort wechselte er erst in eine Sportmarketingagentur — und dann in die Selbstständigkeit. Nun sitzt er an einem Tisch in einer Wohnung in Düsseldorf Pempelfort und zeigt Modell- und Farbvarianten, während seine beiden Ragdoll-Katzen Finnley und Timber durch die Buchstaben schleichen. "Das ist ein Design-Highlight im Wohnzimmer", sagt Spendig: "Da fand ich 199 Euro anfangs zu wenig. Wir haben deswegen intensiv darüber nachgedacht, ob unsere Marke dadurch verwässert würde."

Am Ende half ein Kniff: Unter der Marke "Kletterletter" vertreibt Spendig weiterhin die teuren Einzelanfertigungen. "Designed by Kletterletter" steht hingegen auf den etwas einfacheren Produkten, die ab heute von Dümmels Vertriebsprofis massenhaft unter das Volk gebracht werden. Karstadt, Netto, Otto und Fressnapf: Es dürfte kaum eine Stadt in Deutschland geben, in denen man Spendigs Kratzbaum-Buchstaben nicht bekommt. "Es wäre fahrlässig gewesen, auf diese Chance zu verzichten", sagt Spendig: "Mercedes profitiert ja auch davon, dass es den Smart gibt."

(frin)
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