Streit um „Höhle der Löwen“ Endstation Verbraucherschutz
Düsseldorf · Mit ihrer Kritik an der Vox-Show „Höhle der Löwen“ war der Verbraucherzentrale NRW Aufmerksamkeit garantiert. Doch die Kritik war nicht fundiert. Die Organisation ruderte zurück. Ein fader Beigeschmack bleibt. Die Verbraucherschützer kümmern sich mehr um das eigene Image als um den Verbraucher. Ein Kommentar.

Die Top-Produkte aus „Die Höhle der Löwen“ 2022
Produkte, die wie von Zauberhand am Morgen nach der Sendung im Geschäft stehen, schlechte Bewertungen bei Amazon, das Logo auf Produkten, die kein Geld der Löwen, wie die Investoren der Show genannt werden, erhalten haben und zunächst relativ hohe Verkaufspreise – deutliche Kritik übte die Verbraucherzentrale NRW in einer Pressemitteilung unter dem Titel „Endstation Grabbeltisch“ vor ein einigen Tagen an der TV-Show „Die Höhle der Löwen“.

Diese NRW-Kandidaten haben an der Sendung "Höhle der Löwen" teilgenommen
Doch müssen die Verbraucher wirklich vor den Produkten der erfolgreichen Sendung gewarnt werden? Eine Sprecherin des Kölner Senders zeigte sich verwundert. Dass neben einzelnen schlechten Bewertungen es in der Mehrheit positive Bewertungen für die kritisierten Produkte gegeben habe, sei von der Verbraucherzentrale NRW verschwiegen worden. Von daher sei die Kritik „schwer nachvollziehbar“.
Auch Investor Ralf Dümmel zeigte sich verärgert über die Kritik. "Ich bin wahnsinnig enttäuscht, weil ich die Verbraucherzentrale für seriös gehalten habe", sagte der Unternehmer unserer Redaktion. Als „Löwe“ beteiligt er sich gerne an Produktideen, die er schnell in ganz Deutschland auf den Markt bringt. Ihn verwundert auch die Kritik daran, dass die Produkte zunächst teuer und dann günstiger angeboten werden.
"Willkommen in der Marktwirtschaft“, sagt Dümmel jetzt. Die Verbraucherschützer sollten doch wissen, dass der Verkaufspreis weder von einem Gründer noch von einem Investoren, geschweige denn einer Fernsehsendung, vorgeschrieben werden darf. Das Kartellrecht regele ganz klar, dass der Handel frei in seiner Preisgestaltung ist . Ralf Dümmel legte nach: "Niemand macht ein Geheimnis daraus, dass es Produkte gibt, die nicht funktionieren. Soll man die Produkte in die Elbe kippen? Das ist doch geschäftlich völlig normal, dass man Waren auch mal reduziert."
Auch im Netz wurde die Kritik der Verbraucherschützer durch die Leser irritiert wahrgenommen. Am Ende mussten die Verbraucherschützer aus Düsseldorf zurückrudern. Gegenüber RTL Next sagte eine Sprecherin, dass man nicht vor „Löwen“-Produkten warnen wolle oder ein negatives Bild über die Sendung vermitteln wolle. Es sei nur darum gegangen, die Käufer vor einer unüberlegten spontanen Kaufentscheidung zu warnen.
Die Verbraucherschützer müssen sich selbst Kritik gefallen lassen: Wenn es der Organisation tatsächlich um die Aufklärung geht, warum war die Meldung dann mit scharfen Formulierungen gespickt, wie sie sich eine Boulevard-Zeitung nicht besser hätte ausdenken können? Carsten Maschmeyer wird darin als „vermeintlicher Milliardär“ bezeichnet, der es „auf innovative Ideen klammer Tüftler abgesehen habe. Wie seine vier Mitlöwen wolle Maschmeyer sie „werbewirksam und gewinnbringend“ in Supermärkte, Discounter und ins Internet bringen.
Ausgerechnet auf die Werbewirksamkeit scheinen es auch die Verbraucherschützer abgesehen zu haben. Wie sie selber schreiben, erreicht die Sendung jede Woche ein Millionenpublikum. Tatsächlich schauen von Jahr zu Jahr mehr Leute zu. Dienstagsabends gehört sie zu den meistgesehenen Fernsehformaten. Schlecht ist, wenn der Eindruck bleibt, die Verbraucherschützer hängen sich an ein populäres Thema, auch wenn die Kritik am Ende nicht standhält. Damit leidet das Vertrauen in die Verbraucherzentrale NRW.
Für viele verzweifelte Kunden sind die Verbraucherzentralen oft die letzten Anlaufstelle, wenn es um die eigenen Rechte geht. Die Umbrüche im Handel, die vielen neuen Möglichkeiten in der digitalen Welt erfordern einen starken Verbraucherschutz. Einen Verbraucherschutz, der sich voll und ganz auf die Bedürfnisse der Kunden konzentriert und nicht auf billige Schlagzeilen aus ist. Erst recht nicht rund um eine Unterhaltungs-Show im Privatfernsehen.