Neues Team im Kieler "Tatort" Die Hexenjagd beginnt mit Sibel Kekilli

Berlin (RPO). Im Oktober 2010 durfte Sibel Kekilli als unkonventionelle Ermittlerin Sarah Brandt bereits ein wenig Kieler "Tatort"-Luft schnuppern. Am Sonntagabend hat die 31-jährige Schauspielerin ihren ersten Einsatz als festes Ensemblemitglied der ARD-Krimireihe. Neben dem von Axel Milberg verkörperten Klaus Borowski bekommt sie es mit einem Mordfall zu tun, der mit einer ominösen Vermisstenanzeige beginnt.

Eine junge Frau ist spurlos verschwunden. Zunächst deutet alles darauf hin, dass sie einfach ihre Sachen gepackt hat und abgehauen ist. Doch ihr Freund, ein Polizist, ist skeptisch. Er glaubt fest an einen Mord. Auch Hauptkommissar Klaus Borowski und Kommissaranwärterin Sarah Brandt gehen von einem Verbrechen aus.

Sie verdächtigen allerdings in erster Linie ihren eigenen Kollegen. Dass die junge Frau in Wahrheit von der kaltblütigen Tierärztin Charlotte Delius umgebracht wurde, ahnen sie nicht. Das weiß nur der Zuschauer. Selbst als ein verwirrter Bauer auftaucht und von einer Hexe faselt, die im Ort ihr Unwesen treibt, bleiben die beiden Ermittler zunächst bei ihrem Anfangsverdacht.

Milberg und Kekilli auf Tätersuche

Der Tatort "Borowski und die Frau am Fenster" lässt sich eine Viertelstunde Zeit, um den durchtriebenen Mordplan der Tierärztin in die Tat umzusetzen. Der Zuschauer erlebt eine einsame Frau, die einfach keinen Anschluss findet. Irgendetwas scheint mit ihr nicht zu stimmen. Sie beobachtet ihre Mitmenschen nur noch aus sicherer Distanz. Und wenn sie sich ihnen doch einmal nähert, hat das nichts Gutes zu bedeuten.

Wie in einem klassischen Fall für "Columbo" müssen die Polizisten eine Täterin überführen, die der Zuschauer bereits kennt. Borowski wird dabei zum ersten Mal von seiner neuen Assistentin unterstützt, die ihm als Auszubildende quasi aufs Auge gedrückt wird.

Zwei Eigenbrötler im Einsatz

Da im Mordfall weitgehend Klarheit herrscht, steht in diesem Tatort die Zusammenführung des neuen Ermittlerteams im Vordergrund. Dabei treffen zwei hartnäckige Eigenbrötler aufeinander. Borowski geht den Fall gewohnt sachlich, wortkarg und zielstrebig an. Brandt hingegen ist flippig, unkonventionell und emotional. Neben Milberg wirkt die aus "Gegen die Wand" oder "Die Fremde" bekannte Kekilli in ihrer Rolle geradezu zart, unschuldig und zerbrechlich.

Doch die von ihr gespielte Kommissaranwärterin hat es faustdick hinter den Ohren. Virtuos versteht sie es, in Computersysteme einzudringen und verwirrende Indizien zu ordnen. Gesetze und Vorschriften interessieren sie dafür weniger: "Wir sind doch die Guten", rechtfertigt sie all ihre Methoden mit einem süffisanten Lächeln. In ihrer Art erinnert sie an Lisbeth Salander aus Stieg Larssons Millennium-Trilogie.

Das neue "Tatort"-Gespann überzeugt durch seine ausbaufähigen Gegensätze. Zumal die junge Polizistin längst noch nicht alle ihre Facetten und Geheimnisse preisgibt. Ihr erster vollwertiger Einsatz deutet das zumindest mehrfach an. Darüber hinaus hat auch Borowski weiterhin großes Entwicklungspotenzial. Das macht Appetit auf mehr.

Wie gut, dass Borowski und Brandt bereits am 6. November auf den Bildschirm zurückkehren. Ihre zweite Zusammenarbeit wird auf einer Idee des schwedischen Schriftstellers Henning Mankell basieren. Das Duo steht dann hoffentlich vor einer größeren kriminalistischen Herausforderung, als es diesmal der Fall ist.

(DAPD/pst)
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