"Tatort: Tanzmariechen" Die hässliche Seite des Karnevals

Düsseldorf/Köln · Die Kölner Kommissare Ballauf und Schenk ermitteln am Sonntagabend beim Verein "De Jecke Aape".

Szenen aus dem "Tatort: Tanzmariechen"
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Szenen aus dem "Tatort: Tanzmariechen"

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Foto: WDR/Thomas Kost

In ihrem 68. Fall tauchen Max Ballauf (Klaus J. Behrend) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) in die Welt des Karnevals ein. Was zunächst naheliegend und langweilig klingt, entpuppt sich als echtes Familiendrama. "Tanzmariechen" ist ein solider Krimi mit gut gelaunten Kommissaren. Kein Film-Juwel, aber genau das, was viele Tatort-Fans von guter Unterhaltung am Sonntagabend erwarten.

Darum geht's: Die strenge Tanzlehrerin Elke Schetter (Katja Heinrich) wird am Morgen nach einem Tanzwettbewerb erschlagen in der Wagenbauhalle des Karnevalsvereins "De Jecke Aape" (kölsch für "Die verrückten Affen") gefunden -vom Tatwerkzeug fehlt jede Spur. Ballauf und Schenk finden heraus: Schetter hatte Streit mit dem ehrgeizigen Karnevalspräsidenten Günther Kowatsch, herrlich ekelhaft gespielt von Herbert Knaup. Was die erfahrenen Kommissare wundert: Die Tanztruppe um Tanzmariechen Saskia Unger (Sinja Dieks) scheint recht unbeteiligt und nimmt schon am nächsten Tag das Training wieder auf - bis zur Sessionseröffnung wenige Tage später am 11.11. muss alles sitzen, sagen sie.

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Foto: dpa, bt kde sab kde

Bei ihren Ermittlungen stoßen der jecke Schenk und Karnevalsmuffel Ballauf auf Zickenterror, Mobbing, Leistungsdruck, starre Hierarchien und trostlose Turnhallen. "Und ihr wundert euch, dass ich mit Karneval nix zu tun haben will", sagt Ballauf dazu trocken.

Als Verdächtigen machen die Kommissare vor allem einen aus: Rainer Pösel (Tristan Seith). Seine 17-jährige Tochter hatte vor zwei Monaten Selbstmord begangen, nachdem sie von Trainerin Schetter aus der Truppe geworfen worden war. Sie befürchtete, dass sie den Erwartungen der karnevalsverrückten Eltern nicht mehr gerecht werden konnte. Das Mädchen, dass am 11.11. per Kaiserschnitt auf die Welt geholt worden war, schien letztlich am großen Ehrgeiz der Eltern und dem Leistungsdruck im Karnevalsverein zerbrochen zu sein.

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Drehbuchautor Jürgen Werner räumt im aktuellen Kölner Fall auch dem gar nicht mehr so neuen Assistenten Tobias Reisse (Patrick Abozen) eine wichtige Rolle ein: Nicht nur trägt Reisse diesmal erheblich zur Lösung des Falles bei, sondern er sorgt auch für Aufregung im Präsidium mit einer intimen Knutscherei mit seinem Lebensgefährten. Das ist auch der Auslöser für den lustigsten Dialog der Folge von Regisseur Thomas Jauch. "Ich hab Kollege Reisser heute knutschend mit seinem Freund im Präsidium erwischt", sagt Schenk zu Ballauf, der nur mit "Ja und?" antwortet. "Ich fand das unpassend", so Schenk. "Was hast du denn gesagt?", will Ballauf wissen. "Was hätte ich denn sagen sollen: Achtung, Zunge raus?".

Und dennoch: Zum überraschenden Ende bleibt einem jedes Lachen und jedes fröhliche "Alaaf" im Halse stecken.

Tatort "Tanzmariechen", Das Erste, So., 20.15 Uhr

(RP)
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