"Eurovision Song Contest" Die Blitztabelle schadet der Show

Düsseldorf · Der richtige Wow-Effekt bleibt bei "Unser Star für Baku" bislang aus. Dafür sorgt die Blitztabelle immer mehr für das Gefühl, eher beim Pferderennen als bei einer Castingshow zu sein. Doch auch diesmal haben die Anfeuerungsrufe der Jury nichts gebracht, mit hauchdünnem Rückstand flog eine der Favoritinnen raus.

Zweite Runde bei "Unser Star für Baku"
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Zweite Runde bei "Unser Star für Baku"

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Damit eines gleich zu Anfang feststeht, begann auch die zweite Runde von "Unser Star für Baku" mit einer Lobhudelei auf die Blitztabelle: "Das geht an die Grenzen der nervlichen Belastbarkeit", versprach Jury-Prädident Thomas D. Aber mal im Ernst: wer will das schon bei seiner Abendunterhaltung im Fernsehen? Und bei der Suche nach einem Star für den "Song Contest" ist die Tabelle auch nicht hilfreich. Doch so ist nunmal das Konzept der Show. Erfunden wurde die Blitztabelle, auf der sekündlich die Rangliste der Kandidaten angezeigt wird, von Stefan Raab. Die Zuschauer entscheiden mit ihren Anrufen, wer weiterkommt.

Und am Ende hatte man das Gefühl, dass mehr Glück denn Können den Ausschlag gab: So gelangte die frühe Favoritin, die schwäbelnde Vera Reissmüller, in den letzten Minuten auf Platz sechs - und schied hauchdünn aus. Kaum hatte die Jury einen der Kandidaten - etwa Rachel Scharnberg - gelobt, kletterte sie in der Rangliste nach oben, weil mehr Zuschauer für sie stimmten. In dem Fall zu recht, denn die Kölnerin lieferte mit "My Baby left me" eine durchaus hörenswerte Leistung ab.

Doch das Ausnahmetalent, den unterhaltsamen Showstar, unseren Star für Baku sah man auch in der zweiten Runde der Castingshow nicht. Der schüchterne Andrew Fischer, dem die Jury einen ganz besonderen Sound in der Stimme attestiert, hat mit seiner Version von "Tears in Heaven" keine Chance. Doch damit steht er nicht alleine, denn bis zur Halbzeit des Abends hat noch keiner der Kandidaten so richtig überzeugt. Klar, sie sind alle jung und unverbraucht - und immerhin hat das 2010 bei Lena Meyer-Landrut auch gereicht.

Esoterik statt Stimme

Die Jury, zu der neben Thomas D. und Raab noch Alina Süggeler gehört, lässt sich nicht davon abhalten, aus Mittelmäßigkeit noch das Beste rausholen und zu loben. Und gerne driftet man auch ins Spirituelle ab und fühlt sich "abgeholt" oder wähnt den Sänger - Jörg Müller-Lornsen - in anderen Sphären. Nun ja. Vielleicht sollte man mehr Gesang und Bühnenpräsenz in den Fokus rücken, schließlich sollen die Kandidaten ja nicht bei einer Esoterik-Messe überzeugen, sondern bei einem internationalen Sangeswettbewerb.

Altenpfleger Sebastian Dey aus Oberhausen ist dann auch der erste, der mehr abliefert, als nett ins Mikro zu singen. Zumindest performt er bei "This Love" von "Maroon 5", was den Unterhaltungswert doch enorm steigert. Und er ist ein guter Typ, der sich von der Masse abhebt. Ein zweiter Caruso - sind wir ehrlich - ist aber auch er nicht.

Am Ende schlägt wieder die Blitztabelle zu und sorgt für künstliche Spannung. Raab steht vor Aufregung auf seinem Stuhl, Thomas D. ist sichtlich nicht zufrieden mit dem Verlauf. Vera, die mit "Fooled me again" von Lady Gaga Publikum und Jury überzeugte, rutscht vom ersten Platz ab. Offenbar versuchen die Zuschauer, möglichst viele Kandidaten "zu retten", wähnen die Favoriten in Sicherheit und sorgen somit für ein zumindest zweifelhaftes Ergebnis.

Für Soul-Lady Rachel, Yana Gercke (die Schwester von Topmodel-Gewinnerin Lena Gercke), Altenpfleger Sebastian, Student Umut Anil und Ornella des Santis mit ihrer glockenhellen Stimme hat es gereicht. Die Fünf treffen nächste Woche auf die fünf Gewinner der ersten Show. Dann schlägt wieder die Stunde der Blitztabelle. Leider.

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