Mainz Die Abgründe einer Familie

Mainz · "Schande" ist der vierte Fall der Reihe "Spuren des Bösen" mit Heino Ferch als Kriminalpsychologe.

 Heino Ferch in "Spuren des Bösen".

Heino Ferch in "Spuren des Bösen".

Foto: dpa, kde sab nar kde

Zwei Gläser stehen auf dem Nachttisch, in ihnen spiegelt sich verzerrt der Raum wieder. Das Licht fällt sanft von nebenan ins Schlafzimmer, eine Hand mit Ehering am Finger knöpft ein Hemd zu. Es wird lange nicht gesprochen. Psychologie-Professor Richard Brock lässt die meisten Gesprächsfetzen an sich abprallen. Steif geht Heino Ferch durch die Szenerie, sparsam seine Gesten, stoisch sein Gesichtsausdruck. Das ZDF zeigt heute den vierten Teil der TV-Reihe "Spuren des Bösen". Die Hauptrolle spielt erneut Heino Ferch als Wiener Kriminalpsychologe Brock.

Der hat ein Verhältnis mit seiner Nachbarin Paula Moser (Maria Köstlinger), die mit seinem Kollegen Alexandre (Dominik Warta) verheiratet ist. Kurz nach ihrem letzten Schäferstündchen in Brocks Wohnung brennt es im Haus - beide entkommen unversehrt den Flammen, Paulas Kinder auch. Doch dann wird die Leiche des Nachbarn Lukas Gabner gefunden.

Brocks Tochter Petra (Sabrina Reiter) nimmt die Ermittlungen auf, ihr Vater kommt für ein paar Tage beim Wirt (Gerhard Liebmann) seiner Stammkneipe nebenan unter. Und dann meldet sich Gerald Pliem (Fritz Karl) bei ihm, ein adretter Mann, der sagt, er sei Internist. Er zwingt Brock, um seine Affäre wissend, ihn zu therapieren - bei voller Schweigepflicht, versteht sich.

Fritz Karl beeindruckt als verzagter Psychopath, der Brock und den Zuschauern einen Blick in tiefste Familienabgründe gewährt.

Statt um die Tatsache der Schuld geht es bei Pliem, Brock und der verheirateten Paula Moser bald nur noch darum, wer sich in welchem Sinne schuldig gemacht hat. Dazu passt die Verengung der Welt, die die Figuren umgibt: Einige wenige Panoramatotalen von Wien müssen genügen, um Orientierung zu schaffen. Selbst das Wienerische, das in dieser Koproduktion von ORF und ZDF die meiste Zeit recht glattgebügelt erscheint, darf dann in einem heftigen Zwiegespräch so entgleisen, dass die meisten Zuschauer wenig davon verstehen dürften.

Die Vorgeschichte des seelisch versehrten Ex-Therapeuten - den Selbstmord seiner Frau - hat Autor Martin Ambrosch in diesem packenden Thriller ausgespart.

"Spuren des Bösen - Schande", ZDF, 20.15 Uhr

(RP)
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