Düsseldorf Devid Striesow gibt "Tatort"-Debüt

Düsseldorf · Die Folge "Melinda" erinnert eher an ein Psycho-Märchen als an einen klassischen Krimi.

Ausgewaschene Cargo-Shorts, bleiche Beine, die in Gummistiefeln stecken, Regenjacke und überdimensionale Kopfhörer: So schlurft der neue Kommissar Jens Stellbrink (Devid Striesow) bei seinem ersten Auftritt im Saarbrücker "Tatort" durch einen Baumarkt, um letzte Kleinigkeiten für seine neue Penthouse-Wohnung zu besorgen.

Doch kaum angekommen, steckt der skurrile Kommissar schon in seinem ersten Fall: Im Baumarkt stößt Stellbrink auf ein kleines Mädchen (Mila Böhning), das kein Deutsch spricht. Das arabische Kind führt ihn in ein Zimmer eines nahen Hotels. Dort wird dem feinfühligen Stellbrink schnell klar, dass etwas nicht stimmt.

Mit Hilfe seiner neuen Kollegin Lisa Marx (Elisabeth Brück) kommt Stellbrink den kriminellen Machenschaften nordafrikanischer Diplomaten auf die Spur, durch die das Mädchen nach Deutschland gekommen ist – mehr sei von der Story noch nicht verraten.

Der poppig-skurrile Auftritt von Striesow macht schnell klar: Mit der oft düsteren Schwere des Vorgänger-Duos Franz Kappl und Stefan Deininger (Maximilian Brückner und Gregor Weber) hat der neue Kommissar nicht viel gemein. Sein erster Fall mit dem Titel "Melinda" bewegt sich zwischen rasanter Action-Komödie und verwunschener Märchenwelt. Letzteres ist auch dem Spielort des Falles geschuldet: Viele Szenen spielen in "Gullivers Welt", einem verlassenen Freizeit-Märchenpark mit Miniaturkulissen.

Für "Tatort"-Traditionalisten und Liebhaber der klassischen Verbrechensaufklärung dürfte diese Parodie auf einen Krimi schwer zu verdauen sein. Wer sich jedoch darauf einlässt, wird mit 90 Minuten teils sehr schrägem Amüsement belohnt. "Der ,Tatort' ist doch ein wunderbares Format, in dem man die unterschiedlichsten Filme machen kann", erläutert Darsteller Striesow seine Sicht.

Die Fokussierung des Films auf den neuen Kommissar erweist sich als Vorteil und Manko zugleich: Striesow überzeugt mit seiner eindringlichen Präsenz. Die anderen Beteiligten und die Geschichte verblassen dagegen etwas.

"Tatort: Melinda", ARD, 20.15 Uhr

(RP)
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