ZDF-Miniserie Was wäre, wenn Rechtspopulisten regierten?

Mainz · Was wäre, wenn eine rechte Partei die deutsche Bundesregierung stellen würde? Es wäre womöglich eben nicht der große Knall, sondern eine Aneinanderreihung vieler kleiner Verschiebungen - so jedenfalls spielt es die Serie „Deutscher“ durch.

 Szene aus der Serie „Deutscher“ mit Thorsten Merten und Milena Dreißig.

Szene aus der Serie „Deutscher“ mit Thorsten Merten und Milena Dreißig.

Foto: dpa/Martin Rottenkolber

Das eine Haus ist rot, das andere blau: im roten wohnen die Schneiders, im blauen die Pielckes. Die politische Ausgangsbasis wird in der Miniserie „Deutscher“, einem sogenannten ZDF-Neoriginal mit vier Folgen à 40 Minuten, mit dem Holzhammer klargemacht.

Die eine Familie mit einer Apothekenverkäuferin als Mutter und einem Lehrer als Vater ist eher linksliberal, die andere mit einem Wasser- und Wärme-Installateur als Vater und einer Hausfrau als Mutter ist eher rechtskonservativ und hat was gegen sogenannte Gutmenschen.

Die Eltern grüßen sich, pflegen aber nur oberflächlich Kontakt. Die Teenager-Söhne David Schneider (Paul Sundheim) und Marvin Pielcke (Johannes Geller) gehen jedoch zur selben Schule und sind befreundet.

Als in Berlin eine rechtspopulistische Partei mit absoluter Mehrheit gewählt wird, ändert sich die Stimmung im Land und in der Nachbarschaft der Vorstadt zunächst nur ein bisschen - und dann immer mehr. Vor allem die Differenzen zwischen dem bodenständigen Handwerker Frank (Thorsten Merten) und dem verkopften Akademiker Christoph (Felix Knopp) werden offensichtlicher. Bei den Ehefrauen Ulrike (Milena Dreißig) und Eva (Meike Droste) ist es subtiler.

An der Schule geht es plötzlich darum, die muslimischen Schüler aus kulturellen Gründen getrennt zu unterrichten - auch um angeblich Konflikte zu vermeiden.

Vieles in dieser Serie der ZDF-Nachwuchsredaktion „Das kleine Fernsehspiel“ ist sehr plakativ, etwa der tumbe, aufgepumpte, rechtsradikale Pielcke-Azubi Olaf (Junis Marlon). Doch in den besten Szenen gelingt es den guten Schauspielerinnen und Schauspielern, die zunehmende Sprachlosigkeit in einer gespaltenen Gesellschaft und die wachsenden Vorurteile und Ressentiments im Alltag aufzuzeigen.

Das Drehbuch schrieb Stefan Rogall, Regie führten Simon Ostermann und Sophie Linnenbaum, die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten noch an der Filmuniversität Babelsberg in Potsdam studierten.

Nach der Ausstrahlung bei ZDFneo im April und im ZDF-Hauptprogramm im Juni ist die vierteilige Miniserie, die man durchaus als einen Film von 160 Minuten anschauen kann, in der ZDFmediathek noch gut anderthalb Jahre abrufbar (bis Ende April 2022).

(cpas/dpa)
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