Veranstaltung in Köln Deutscher Fernsehpreis: Groß und grauenvoll

Köln · Zu den Gewinnern des 15. Deutschen Fernsehpreises gehört der Film "Unsere Mütter, unsere Väter". Die Veranstaltung konnte jedoch in diesem Jahr weniger denn je überzeugen, das Moderationsduo ist der beste Beweis dafür.

Matthias Brandt ist der beste Schauspieler ("Polizeiruf 110", ARD), Susanne Wolff ("Mobbing", ARD) die beste Schauspielerin, "Operation Zucker"(ARD) der beste Fernsehfilm und "Unsere Mütter, unsere Väter" (ZDF) der beste Mehrteiler im Jahr 2012 gewesen — hat die unabhängige Jury des Deutschen Fernsehpreises entschieden, den WDR, ZDF, RTL und ProSieben/Sat.1 am Mittwochabend vergeben haben.

Dass die wichtigste deutsche TV-Auszeichnung in der anheimelnden Atmosphäre eines Kölner Gewerbegebietes (im "Coloneum") vergeben wird; dass er nicht live übertragen, sondern von Sat.1 am Freitag nach 22 Uhr versendet wird; dass ihn allen Ernstes Oliver Pocher und Cindy aus Marzahn moderieren dürfen — das sagt mehr über den Zustand des deutschen Fernsehens, als ihm lieb sein kann.

Raab überraschend nicht ausgezeichnet

Eine Sendung, die mit einer Rede von Nicolas Paalzow beginnt, hat hohes Abschalt-Potential: Der Sat.1-Geschäftsführer ist das Gegenteil von TV-Show. Je nachdem, was Sat.1 bei der Ausstrahlung nicht wegschneidet, wird der Abend mehr oder etwas weniger schlimm, da Pocher und Cindy als Moderatoren-Duo genau das ablieferten, was von ihnen zu erwarten ist: Ein flaues Witzchen zum Einstieg, viele flaue Witzchen als Moderation, noch mehr flaue Witzchen zwischen den Preisverleihungen.

Ohne gute Moderatoren funktioniert der Fernsehpreis, der ansonsten aus vorgestanzten Dankesreden besteht, aber nicht. Der Abend hielt immerhin interessante Enttäuschungen bereit: Dass die Jury nicht Stefan Raab für das Format "Absolute Mehrheit", sondern das Auslandsjournal XXL über Brasilien bedachte, und beim Fernsehfilm den "Fall Jakob von Metzler" überging.

Während die vier wichtigsten Preise irgendwie in Ordnung gehen, war sonst nur televisionärer Schrott am Start: Wer als "Beste Unterhaltung Show" die Flop-Formate "Go to Dance" (Sieger, ProSieben), "Let's Dance" (RTL) und "The Voice Kids" (Sat.1) nominiert, stellt damit zwar sicher, dass nicht alle Preise an ARD und ZDF gehen. Aber ebenso wie die Nominierungen von "Auf der Flucht: das Experiment (ZDFneo), "Berlin - Tag & Nacht" (RTL2) und "Shopping Queen" als "Beste Unterhaltung Doku" belegt das, auf welch unerträglichem Niveau sich Fernsehunterhaltung in Deutschland bewegt.

Fernsehpreis-Gala, Sat.1, Freitag 22.15 Uhr

(RP)
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