Zweite Neuauflage der Erfolgsshow Der Preis ist wieder heiß

Düsseldorf · Am Mittwoch kehrt die RTL-Spielshow zurück, diesmal zur besten Sendezeit im Abendprogramm. Auch Moderator Harry Wijnvoord feiert damit sein Primetime-Comeback. Ob das Format aber an alte Zeiten anknüpfen kann, ist ungewiss.

„Der Preis ist heiß“-Moderator - Das ist Harry Wijnvoord
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Foto: dpa/Stefan Gregorowius

Was für ein Timing: Ausgerechnet in Zeiten der höchsten Inflationsrate seit 40 Jahren heißt es am Mittwoch bei RTL erneut „Der Preis ist heiß“. Es ist bereits der zweite Versuch des Privatsenders, den Show-Klassiker der 90er-Jahre wiederzubeleben, der erste Anlauf mit Wolfram Kons als Moderator wurde 2018 nach wenigen Wochen und 30 Folgen eingestellt. Nun aber soll alles anders werden. Mit Harry Wijnvoord übernimmt der Zeremonienmeister der Erstausgabe wieder die Aufgabe, Kandidaten und Publikum beim Erraten von Waschmittel- und Schokoriegel-Preisen in hysterische Verzückung zu versetzen. Noch 2010 war eine von Wijnvoord selbst gestartete Petition, die Show auf den Bildschirm zurückzuholen, trotz 500.000 Unterschriften gescheitert. Stattdessen moderierte der Niederländer auf tm3 die Kochsendung „Der Reis ist heiß“. Jetzt erhält der 72-Jährige eine zweite Chance – und das auch noch zur besten Sendezeit.

Dabei passte das gleichermaßen minimalistische, besser gesagt einfache wie effektvolle Konzept von „Der Preis ist heiß“ immer perfekt ins eher für den kleinen TV-Hunger gestrickte Nachmittags- beziehungsweise später Vormittagsprogramm. Statt langem Geplauder ging es ab 1989 für die Kandidaten darum, schnell auf den Punkt zu kommen, nämlich den Preis von Haushaltsprodukten in diversen Spielrunden möglichst genau zu schätzen, ohne diesen zu überbieten. Lautstarke Hilfe vom Studiopublikum inklusive. An das schon 1956 aus der Taufe gehobene US-Original „The Price Is Right“ reichte der deutsche Ableger allerdings nie heran, wissen doch Amerikaner die Contenance angesichts einer preislich exakt kalkulierten Kaffeemaschine weitaus eindrücklicher zu verlieren als deutsche Ratefüchse. Dennoch funktionierte die Show auch hierzulande, erreichte etwa bis zu drei Millionen Zuschauer – weil sie es verstand, auf relativ brachiale Weise gute Laune mit hemmungsloser Konsumlust zu verknüpfen. Also via Bildschirm gewissermaßen für Triebabfuhr zu sorgen.

Für Unternehmer dagegen war das Format so etwas wie eine Fernsehversion des Garten Eden. Nirgendwo sonst ließ sich abseits von Werbeblöcken das eigene Produkt derart schamlos präsentieren, sogar einbetten in ein spielerisches Konzept, an dessen Ende ein Füllhorn von Artikeln über einen der Kandidaten ausgeschüttet wurde, vom Wischmob über Wärmekissen bis zum Whirlpool. Niemand verstand es besser als der 2019 verstorbene Walter Freiwald, diese Waren aus dem Off anzupreisen, leicht ironisch im Tonfall, sanft changierend zwischen Conferencier und Vollblutverkäufer. Während Freiwald aber meistens nur als Stimme in Erscheinung trat, thronte über allem der stets fidele wie joviale Niederländer Wijnvoord, der mit dem verschmitzten Charme eines Reiseleiters, der er in einem früheren Leben einmal war, selbst Trostpreise noch als Hauptgewinne wirken ließ.

Dass RTL nun auf den Altmeister zurückgreift, hängt zum einen vielleicht mit dessen Beharrlichkeit zusammen, für ein Comeback von „Der Preis ist heiß“ mit ihm in der Hauptrolle zu werben. Denn so richtig zurück auf die große TV-Bühne hat es Wijnvoord nach dem Show-Aus 1997 nicht mehr geschafft, arbeitete unter anderem als Pferde-Auktionator, moderierte für Teleshopping-Kanäle und Sonnenklar.tv, gönnte sich aber auch einen kurzen Abstecher ins „Dschungelcamp“. Zudem hat Gottschalks triumphale Rückkehr mit „Wetten, dass..?“ auch RTL-Verantwortlichen gezeigt, dass die Menschen vor allem dann nostalgiesatte Ausflüge in die Vergangenheit goutieren, wenn das originale Personal mit auf Reisen geht. Insofern dürfte Wijnvoord für viele mediale Schnäppchenjäger schon ein Grund sein einzuschalten. Zumal er seinen Humor nicht verloren hat. Dem „Spiegel“ erzählte er zu seinem 70. Geburtstag, dass in seinem Portfolio nur noch eine Seniorenshow fehle. Wunschtitel: „Der Greis ist heiß“.

Moderator Harry Wijnvoord und Announcer Thorsten Schorn (l.) präsentieren die Neuauflage von „Der Preis ist heiß“.

Moderator Harry Wijnvoord und Announcer Thorsten Schorn (l.) präsentieren die Neuauflage von „Der Preis ist heiß“.

Foto: obs/Stefan Gregorowius

Ob der Rest passt, wird sich zeigen. Denn zum Team gehört auch Thorsten Schorn, der Freiwalds Rolle übernimmt und diesen schon bei der ersten Neuauflage der Show nicht wirklich ersetzen konnte. Statt 30 Minuten tagsüber läuft „Der Preis ist heiß“ außerdem 90 Minuten am Abend, was die Grundidee sowie die Geduld der Zuschauer arg strapazieren könnte. Immerhin bleibt der Spaß, wenn es um die Preise geht. Denn die dürften am Tag der Ausstrahlung wegen der galoppierenden Inflation doch stark von denen in der aufgezeichneten Show abweichen. Das mag bei dem einen oder anderen dann doch zu spontanen Hitzewallungen führen.

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