Hamburg Der lange Weg zum Wunschkind

Hamburg · Die Doku "Ich mach mir ein Kind" begleitet mehrere Frauen, bei denen es mit dem Babyglück hapert.

Kinder zu haben ist für viele Menschen das größte Glück und die schönste Aufgabe ihres Lebens. Doch nach Schätzungen sind in Deutschland rund sechs Millionen Singles und Paare ungewollt kinderlos. Viele Frauen nehmen ihr Schicksal deswegen (auch ohne Partner) mittlerweile selbst in die Hand - Samenspenden und künstliche Befruchtung sind für sie die medizinische Alternative. Die Dokumentation "Ich mach mir ein Kind - Mutterglück ohne Sex" begleitet mehrere Frauen auf ihrem schwierigen Weg zum Wunschkind und zeigt auf, welche Chancen und Probleme die moderne Reproduktionsmedizin mit sich bringt.

"Wenn ich mir mein Leben ohne Baby vorstelle, frage ich mich ganz schnell, was ist dann der Sinn des Lebens", schildert Melina Rost aus Berlin ihre Gefühlssituation. Die ledige Moderatorin und Schauspielerin ist 40 Jahre alt und nimmt viele Strapazen auf sich, um endlich schwanger zu werden. Für ihren nun bereits achten künstlichen Befruchtungsversuch nimmt sie Medikamente, deren Nebenwirkungen sie stark belasten.

Mittlerweile können nicht nur Samen, sondern auch Eizellen und sogar Embryonen gespendet werden. Davon profitieren neben Singlefrauen auch lesbische Paare wie Theresia (37) und Simone Dooremans (40) aus Düsseldorf. Die beiden haben bereits zwei Kinder durch eine Samenspende bekommen. Doch für das ersehnte Mutterglück mussten sich beide alle Informationen selbst zusammen suchen.

Ein perfektes Beispiel dafür, dass sich durch die neuen Reproduktionsmöglichkeiten die klassischen Familienstrukturen radikal verändern, ist auch Rachel Hope aus Los Angeles. Sie praktiziert Co-Parenting, die gemeinsame Erziehung eines Kindes durch zwei Menschen, die keine Liebesbeziehung miteinander haben. Mit zwei Männern aus ihrem Freundeskreis hat die 44-Jährige bereits zwei Kinder, die durch künstliche Befruchtung zur Welt gekommen sind. Über ein Online-Portal, das Co-Parenting-Suchenden eine Plattform bietet, hat sie nun in Florian Joos (39) aus Schwäbisch Gmünd einen potenziellen Spender für ein drittes Kind gefunden und fühlt sich gut mit ihrer Herangehensweise: "Der Kinderwunsch ist viel mehr als nur eine Kopfentscheidung, es ist ein Urtrieb. Kinder haben zu können, ist ein Grundrecht des Menschen", verteidigt sie ihren Lebensstil.

Experten wie Petra Thorn (Sozial- und Familientherapeutin), David Peet (geschäftsführender Arzt "Kinderwunsch- und EndometrioseZentrum Berlin"), Franziska Rubin (Ärztin und Medizinjournalistin) und Peter G. Kühn (Forschungsschwerpunkt "genealogische Verwurzelung") ordnen die persönlichen Schicksale in den psychologisch-medizinischen Kontext ein.

"Ich mach mir ein Kind", Vox, 20.15 Uhr

(RP)
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