ZDF-Fernsehspielchefin Heike Hempel "Der Krieg bleibt das Fernsehthema"

Der Dreiteiler "Unsere Mütter, unsere Väter" ist schon jetzt einer der meistbeachteten Filme im deutschen Fernsehen. Im Interview erklärt die ZDF-Fernsehspielchefin, Heike Hempel, warum der Dreiteiler auch viele junge Zuschauer in seinen Bann zieht.

"Unsere Mütter, unsere Väter"
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Das Kriegs-Epos "Unsere Mütter, unsere Väter" bewegt die Menschen weiter: Mit 6,57 Millionen Zuschauern (Marktanteil: 19,5 Prozent) sicherte sich die zweite Folge des Dreiteilers "Unsere Mütter, unsere Väter" den Tagessieg. Mit einem Marktanteil von 13,7 Prozent erzielte sie auch beim jüngeren Publikum gute Quoten. Der dritte und letzte Teil läuft heute Abend um 20.15 Uhr im ZDF.

Wie zufrieden sind Sie als ZDF-Fernsehspielchefin mit den Quoten?

Heike Hempel Es ist wunderbar, wenn man mit solch einem radikalen und neuen Programm zu dem heikelsten Kapitel deutscher Geschichte im Schnitt sieben Millionen Zuschauer vor dem Fernseher versammeln kann.

Ist die Rechnung damit aufgegangen, auch junge Zuschauer für die Kriegsvergangenheit zu interessieren?

Hempel Ja, es haben am Sonntag und auch am Montag sehr viele junge Zuschauer eingeschaltet — fast doppelt so viele wie sonst auf dem Sendeplatz. Unser Ziel war es ja, den Zweiten Weltkrieg noch einmal, aber ganz anders zu erzählen: nah an den Figuren, sehr amerikanisch, wenn Sie so wollen, und hart und schonungslos in der Darstellung. Wir wollten konsequent aus der Perspektive der damals 20-Jährigen erzählen und gleichzeitig den Dreiteiler so machen, dass er auch den Sehgewohnheiten der heute 20-Jährigen entspricht.

Welche Reaktionen haben Sie von älteren Zuschauern bekommen?

hempel Wir haben eine überwältigende Resonanz aus dieser Altersgruppe. Der Dreiteiler setzt zweierlei in Gang: Erstens eine gesellschaftliche Diskussion zum Zweiten Weltkrieg und zweitens das, was wir uns am meisten erhofft haben: Dass unser Dreiteiler zum Dialog zwischen den Generationen und innerhalb der Familie anregt und dass die Leerstelle des Schweigens, die in fast jeder deutschen Familie existiert, mit Gespräch und Erinnerung gefüllt wird.

Was ist für die junge Generation die Botschaft des Films?

Hempel Die, die jetzt jung sind, die sollen die Perspektive von damals einnehmen können. Wenn sich die fünf jungen Menschen im Sommer 1941 treffen, dann heißt ihr Erlebnisraum nicht "Zweiter Weltkrieg", sondern die paar Wochen und Monate, die vor ihnen liegen. Schon an Weihnachten wollen sie sich wiedertreffen. Der Film erzählt das — und wie es anders kam.

Wie wird das ZDF künftig mit historischen Stoffen umgehen?

hempel Historisch zu erzählen, speziell zum Thema Zweiter Weltkrieg, ist meiner Ansicht nach die vornehmlichste Aufgabe öffentlich-rechtlicher Produktionen. Hier müssen wir Exzellenz beweisen. Mich interessieren speziell die scheinbar privaten Geschichten, die Geschichten von kleinen Leuten, Namenlosen in der großen Geschichte. Es wird uns auch weiterhin darum gehen, Zeitgeschichte zeitgemäß zu erzählen.

Welches Format sehen Sie als Gewinner auf den Hauptsendeplätzen?

hempel Für das deutsche Fernsehen ist der Mehrteiler das, was für das amerikanische die Serie ist. Gleichzeitig wird diese in den nächsten Jahren auch bei uns noch wichtiger. Eine Frage, die mich dabei beschäftigt: Wie sieht die Familienserie 2.0 aus? Darauf haben wir bisher keine befriedigende Antwort.

(RP/csi)
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