DSDS-Finale Der knappe Sieg von Superstar Daniel

Düsseldorf · Um 0.01 Uhr stand es fest: Daniel Schuhmacher, der schüchternde Blonde mit der hohen Stimme ist Superstar Nummer sechs. Hauchdünn sein Vorsprung, nicht einmal ein Prozent mehr Stimmen als die Zweitplatzierte Sarah Kreuz erhielt er. Doch nicht nur deshalb wird es der 22-Jährige schwer haben.

DSDS 2009: Daniel Schuhmacher gewinnt "Deutschland sucht den Superstar"
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Daniel Schuhmacher gewinnt DSDS 2009

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Da stand er nun, mit Tränen in den Augen, sprachlos und ein bisschen mit der Gesamtsituation überfordert. Und er sollte singen. Seinen Song, oder besser: den für ihn von Dieter Bohlen komponierten und auf Hit getrimmten Song. Einer, der ins Ohr geht, der sich ganz langsam ins Gehirn der Hörer schleicht, weil er ruhig beginnt und nach jeder Runde Refrain größer, pompöser, emotionaler wird. So wie RTL auch die Kandidaten für DSDS inszeniert: als kleine Lichter, die entweder ganz unten (Mark Medlock), ohne Perspektive (Thomas Godoj), ohne Schulabschluss (Sarah Kreuz) oder wenigstens von den Schulkameraden gemobbt (Daniel Schuhmacher) und durch die TV-Show zu wahren, strahlenden Sternen werden.

Die Hitqualität des Songs reicht aus, um sich für ein paar Wochen in den Ohren der Deutschen festzusetzen. So wie eben auch die Superstars genau so groß sind, dass man mit ihnen einen Hit, ein Album landen kann. Sie, sagen wir mal, ein Karrierchen hinlegen, keine richtige, schließlich werden schon ab Spätsommer die nächsten DSDS-Kandidaten gesucht.

Aber warum ist es am Ende so knapp geworden zwischen Daniel Schuhmacher und Sarah Kreuz, obwohl doch schon vor Wochen festzustehen schien, dass der 22-Jährige der nächste Superstar werden würde?

Nun, zu allererst einmal, weil ihm dieses Rampensau-Gen fehlt. Was Mark Medlock und auch Thomas Godoj hatten und bei jeder Mottoshow mit einer perfekten Inszenierung ihrer Auftritte auslebten, fehlt Daniel Schuhmacher. Wenn er singt, dann singt er eben und garniert seinen Gesang höchstens mit ein paar Trippelschritten oder einer zum Himmel gehobenen Hand, aber nur dann, wenn es die Situation wirklich ganz dringend erfordert. Das ist ok, reißt aber niemanden vom Hocker. Auch kleine Mädchen nicht.

Zweitens: Weil Sarah Kreuz ziemlich gut gesungen hat. Eigentlich hätte es ein perfekter Abend für Daniel Schuhmacher werden können. RTL hatte alles so inszeniert, dass die 19-Jährige mit ihren Auftritten immer vorlegte. Sarah singt zuerst, Daniel danach — so bleiben seine Auftritte bei den Zuschauern besser hängen, die daraufhin eher für den 22-Jährigen anrufen.

Doch das Kalkül ging nicht auf, weil Sarah Kreuz sich im Finale keinen Patzer lieferte. Jeder Ton saß, die Gesten stimmten, die Texte waren perfekt einstudiert und auch die Kleider waren für ihren vorerst letzten Auftritt auf der DSDS-Bühne optimal ausgewählt. Ein bisschen sexy, aber eben nicht zu pompös, so dass ihre Stimme immer jede Optik überstrahlte. "A Natural Woman" von Aretha Franklin, "I will always love you" von Whitney Houston — da konnte selbst die Jury nur "Hammermäßig”, "So viel Gefühl" oder eben "Ich bin ganz getouched" rufen.

Während für Daniel Schuhmacher nach seinen Auftritten ("Soulmate" von Natasha Bedingfield und "Ain't no Sunshine" von Bill Withers) "nur" Allgemeinplätze übrig blieben: er habe nun wirklich eine außergewöhnliche Stimme und Talent und einen immensen Wiedererkennungswert.

Drittens: Weil sich Sarah und Daniel ähnlicher sind als man zunächst glaubt. Nein, nicht weil beide Biographien es RTL so einfach machten, die schönen Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Geschichten zu erzählen. Nein. Weil es ihnen beiden eben hauptsächlich darum geht, zu singen, ihr Talent zu zeigen und damit Erfolg zu haben.

Denn stellen wir uns einmal vor, da auf der Bühne hätten an diesem Samstagabend eben nicht Daniel Schuhmacher und Sarah Kreuz gestanden. Sondern Annemarie Eilfeld, die zwar irgendwie schon auch ganz gut singen kann, aber sich als Gegenpart für einen haushohen Sieg doch deutlich besser geeignet hätte. Der Gute gegen die Böse, wahres Talent gegen perfekte Kopie, Gefühls-Pop gegen Kirmes-Techno.

Heute, einen Tag danach beginnt für Daniel, den Teenieschwarm aus Pfullendorf, nun das neues Leben: das Superstar-Leben. Interviews, Fototermine, Videodreh auf Mallorca, Auftritt bei "Stern-TV", Auftritt bei "TV Total" und am Freitag gibt es seine Single "Anything but Love" schon in den Läden. Eine Maschinerie, die dem 22-Jährigen die Gelegenheit gibt, über diese TV-Staffel hinaus in den Ohren der Deutschen zu bleiben. Jetzt hängt es eben nicht nur an seinem Talent, sondern auch an Beratern und seiner Inszenierung. Vielleicht gelingt es ihm ja, den von Annemarie Eilfeld strapazierten Spruch, dass gute Mädchen in den Himmel, böse allerdings überall hinkommen, zu widerlegen. Denn wer will schließlich überall sein.

(RPO)
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