Christiane Hörbiger als Demenzkranke Der Kampf gegen das Vergessen

Hamburg · In "Stiller Abschied" glänzt Christiane Hörbiger, seit gestern 75 Jahre alt, als Demenzkranke.

Charlotte Brüggemann, gespielt von Christiane Hörbiger, ist Anfang siebzig. Trotzdem bleibt sie aktiv in der eigenen Firma, die sie vom längst verstorbenen Mann übernommen hat, sie ist attraktiv und aktiv — eine "Powerfrau", die mitten im Leben steht. Doch ihre Kinder Markus (Oliver Mommsen) und Sandra (Jeanette Hain) stellen fest, dass mit ihrer Mutter irgendetwas nicht stimmt. Immer häufiger vergisst die einstmalige Perfektionistin Termine, bringt Dinge durcheinander, entfallen ihr die Namen der Enkelkinder Jana (Lotte Flack) und Tim (Moritz Jahn), verwechselt sie Hauseingänge. Charlotte Brüggemann leidet an Demenz.

Doch diese ernüchternde Prognose wollen zunächst weder Mutter noch Kinder akzeptieren. Geschickt täuscht Charlotte über ihre Schwächen hinweg, während Sandra und Markus die Anzeichen als normale Begleiterscheinungen des Alters deuten wollen. Doch bald lässt sich nichts mehr überspielen. Verzweifelt steht die Familie der ärztlichen Diagnose gegenüber. Charlottes Angst vor dem aussichtslosen Kampf gegen das Vergessen ist so groß, dass sie sich nicht einmal ihren Kindern anvertrauen kann. Schließlich ist es Markus' Lebensgefährtin Katrin (Ulrike Tscharre), die klärende Worte findet. Mit Hilfe der ausgebildeten Krankenschwester gelingt es Mutter und Kindern langsam, sich der Situation zu stellen. Doch der Kampf gegen den erschütternden Selbstzerfall hat erst begonnen.

In "Stiller Abschied" überzeugt Christiane Hörbiger einmal mehr als facettenreiche Charakterdarstellerin. Es ist beeindruckend, wie sich die 75-Jährige in alle Stadien dieser Krankheit einfühlt. Regisseur Florian Baxmeyer hatte Hörbiger bereits in dem Alkoholismus-Drama "Wie ein Licht in der Nacht" zu einer darstellerischen Meisterleistung geführt. In "Stiller Abschied" zeigt er, was die Diagnose Alzheimer für einen Betroffenen und seine Angehörigen bedeuten kann. Baxmeyer inszeniert die Geschichte lebensnah und bewegend, aber ohne falsche Sentimentalität. Der Film mit der Botschaft "Familie ist das Wichtigste" hat das Potenzial, Betroffenen und ihren Angehörigen Mut zu machen.

"Stiller Abschied", ARD, 20.15 Uhr

(RP)
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