Folge 2 beim „Sommerhaus der Stars“ „Irgendwann muss ich mir die Frage stellen, ob ich das aushalten will“

Düsseldorf · Es wird nicht besser. Auch Folge zwei von „Das Sommerhaus der Stars“ am Mittwochabend artet aus zum TV-Wahnsinn irgendwo zwischen pubertärem Gedankengut und Diagnose-Versuchen psychischer Störungen. Wer noch das Gute im Menschen sucht, ist hier falsch.

Sommerhaus der Stars 2023: Das sind die Kandidaten - Fotos
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Das sind die Kandidaten im „Sommerhaus der Stars“ 2023

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Ein Fall für Dr. Sommer-House. So lässt sich das, was RTL da an diesem Mittwochabend über die Mattscheibe flimmern lässt, ganz gut zusammenfassen. Obwohl wahrscheinlich selbst Dr. Sommer und Dr. House ihre liebe Mühe hätten, zu bewerten, was die Kandidaten dieser Show so von sich geben. Zum Glück gibt es da ja noch die anderen „Stars“ im Sommerhaus, die uns die Mühe abnehmen, indem sie sich gegenseitig diagnostizieren. Beziehungsweise vor allem einen: Mike.

Der 33-Jährige sorgte schon in Folge eins für so manches Kopfschütteln vor den heimischen TV-Geräten, ob seines Umgangs mit Ehefrau Michelle und einer recht kurzen Zündschnur bei allem, was sich auch nur halbwegs nach Kritik anhört. Da knüpft Mike am Mittwochabend nahtlos an. Nach dem Zoff mit Mola Adebisi zum Auftakt ist dieses Mal Schlagersänger Almklausi dran. Der fragt eigentlich nur interessiert nach, wo Michelle und Mike eigentlich wohnen. Mike schafft es, das irgendwie als Hinterfragen seiner Ehe zu interpretieren und geht sofort wieder an die Decke. Almklausi solle „die spitzen Bemerkungen lassen“, sagt Mike und droht dem verwirrten Widersacher, er solle bloß aufpassen, was er sagt. Gelegenheit, sich zu erklären beziehungsweise die Situation zu bereinigen, erhält Almklausi nicht. Mike meint: „Es gibt kein Aber, akzeptier’ die Meinung.“ Ganz genau, DIE Meinung. Es gibt nämlich nur eine, und das ist seine. Yasin, der in dieser absurden Situation Statist ist, bemerkt fast korrekt, Mike würde mal wieder „aus einer Ameise einen Elefanten machen“. Naja: Mücke oder Ameise, Hauptsache Mike.

Der 33-Jährige konstruiert aus fast allem einen Angriff auf sich selbst oder seine Frau, der sein eigenes Aus-der-Haut-Fahren rechtfertigt. Er reagiert aggressiv und kompromisslos. Zur Situation mit Almklausi sagt er: „In dem Moment, wo ich ihn angeguckt habe, hat er gewusst: Ich bin ein junger Löwe. Und ein junger Löwe beißt einen alten Löwen tot.“ Klingt nach einer verhältnismäßigen Reaktion auf die Frage nach dem Wohnort.

Ähnlich sieht es aus, als Mola eigentlich nur eine witzige Einpark-Geschichte aus der Zeit, als er und Mikes Ehefrau Michelle nur befreundet waren, erzählen will. Mike fährt ihm sofort über den Mund, findet es „taktlos und respektlos“. In Folge eins hat er erfahren, dass Michelle vor 15 Jahren mal etwas mit Mola hatte. Zu der Zeit war Mike zwar erst 18 und hatte wohl noch keinen Gedanken an seine heute seit 13 Monaten dauernde Ehe verschwendet. Trotzdem sieht man seine Pulsader schon anschwellen, wenn jemand auch nur im Entferntesten darauf zu sprechen kommt. In dem Zuge verbietet er Michelle erneut, mit Mola zu sprechen: „Eine Sache musst du hier und jetzt einfach mal lernen: Du hörst auf mich.“

Damit sie das auch wirklich tut, weicht er ihr so gut wie nicht von der Seite. Mike sagt selbst: „Im Endeffekt beschäftige ich mich 24 Stunden mit Michelle.“ Das sieht dann so aus, dass er pausenlos wechselt zwischen übertrieben liebevoller Zuneigung und harschen Befehlen samt unterschwelliger Drohungen, was sie zu tun und zu lassen hat. Als sie duschen geht, bewacht er sie, hält sogar den Duschvorhang fest, und macht ihr klar, dass sie erst angezogen wieder herauskommen darf. Da bekommt das Wort Nasszelle gleich eine ganz andere Bedeutung. Oder als Michelle sich im Zimmer umziehen will - wie alle anderen Kandidatinnen auch - schickt Mike sie „in ihre Kammer“ und sagt mit gesenkter, angespannter Stimme: „Sehe ich ein Bild in Unterwäsche, kriegst du richtig Ärger.“

Manch einer könnte das besitzergreifend nennen. Mola nennt es anders: „Ich möchte das Wort toxische Beziehung nicht in den Mund nehmen, aber…“ Der Rest des Satzes ist dann eigentlich auch unwichtig. Außerdem fühlen sich immer mehr Kandidaten berufen, ihre eigenen Diagnosen zu Mikes Verhalten abzugeben. Man einigt sich schließlich hinter vorgehaltener Hand auf fehlendes Selbstwertgefühl als Ursache dafür, wie Mike sich aufspielt.

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Apropos spielen. Neben dem Dr.-House-Anteil dieser Folge, soll ja auch Dr. Sommer noch zum Zug kommen. Im Spiel „Zeig mir dein Gesicht“ müssen die Männer mit großen Würfeln die Gesichter ihrer Frauen nachpuzzeln und dabei Fragen über sie beantworten. Bei der Zusammenstellung scheinen die Showmacher nochmal ihre ganzen alten Bravo-Hefte aus dem Keller geholt zu haben, bei all dem pubertären Gedankengut. Da geht es um den Zeitpunkt des ersten Mals, die Lieblings-Sexstellungen, erogene Zonen und so weiter. Bei den meisten klappt’s, nur Samira fragt sich nach dem Spiel mit Yasin: „Du kennst mich gar nicht – wen hab ich da eigentlich geheiratet?“

Ob sich Michelle wohl dieselbe Frage stellt? Die meiste Zeit schweigt sie und nickt brav zu Mikes geistigen Ergüssen. Doch dann, ganz am Ende von Folge zwei, kommt sie doch einmal aus sich heraus. Zumindest ein bisschen. Denn Mike hat bei der Nominierung gerade zum Rundumschlag gegen alle ausgeholt und zeitgleich Almklausis „respektlose Art“ angeprangert, die „unentschuldbar ist auf Lebenszeit“. Wie kann man jemanden auch nur nach dem Wohnort fragen? Während die anderen Kandidaten sich fassungslos anschauen, kommt von Michelle endlich ihr erster sinnvoller Satz in dieser Staffel: „Irgendwann muss ich mir die Frage stellen, ob ich das aushalten will.“ Und das besser früher als später.

Mike sucht derweil wieder mal einen Schuldigen für die ganze Situation. Sein Fazit: „Ich wurde in das Thema reingedrängt und jetzt müssen die anderen gucken, dass es mir gut geht.“ Ah ja, klingt logisch. Generell gilt für ihn: „Ich suche nicht das Gute im Menschen.“ Diese Suche gibt man als TV-Zuschauer auch langsam aber sicher auf.

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