Berlin Das Leben der "Puppen-Mama"

Berlin · Friederike Becht schlüpft in die Rolle der Käthe Kruse. Fritz Karl verkörpert ihren Ehemann.

Stofftiere sind bei vielen Kindern sehr beliebt, und manche haben gar einen Knopf im Ohr und stammen von Margarete Steiff. Deren Leben ist bereits verfilmt worden (mit Heike Makatsch). Nun kommt ein Film über eine nicht minder bekannte Spielzeugfabrikantin ins Fernsehen: Käthe Kruse.

Sie ist keine 18 Jahre, als Katharina Simon (Friederike Becht) am Berliner Lessing Theater mit beispiellosem Erfolg debütiert. Auf der Premierenfeier lernt die junge Schauspielerin den bekannten Bildhauer Max Kruse (Fritz Karl) kennen. Er ist fast 30 Jahre älter, sie bekommen drei Töchter und leben zunächst viele Jahre ohne Trauschein zusammen.

Auch der junge Anwalt und Hobbyfotograf David (Franz Dinda) wirbt heftig um sie. Um Ruhe zu finden, zieht Käthe für einige Zeit in die Künstlerkolonie Monte Verità im Tessin, am Lago Maggiore - wohin ihre Mutter Christiane (Ursula Strauss) sie begleitet und wo sie auch David wiedertrifft. Doch schließlich taucht Max dort auf, und wenig später heiraten sie in Berlin und bekommen fünf weitere Kinder. Alsbald findet Käthe Gefallen am Basteln von Puppen und gründet ihre eigene Manufaktur, die sie später zu Weltruhm führen wird.

Autorin Sharon von Wietersheim und Regisseurin Franziska Buch haben gut recherchiert und einen unterhaltsamen, aber doch eher konventionellen Film gedreht, der den Zuschauer nicht allzu sehr fordert und leider mit einer völlig unpassenden Musik überzogen ist. Natürlich ist vieles verkürzt und verdichtet - so hat es die Figur des David nie gegeben (Käthe Kruse war als reife Frau zweimal unglücklich in jüngere Männer verliebt).

Der Zuschauer erfährt ein wenig über damalige Diskussionen über die freie Liebe, den Korsettzwang und politische Umtriebe; es gibt allenfalls Schlaglichter auf die Nöte einer Frau in der damaligen Zeit und den ersten Urheberrechtsprozess. Dazu hätte man in einer nachfolgenden Dokumentation gerne mehr gesehen. So bleibt nichts anderes übrig, als selbst etwas über Käthe Kruse nachzulesen (zum Beispiel die Biografie von Gabriele Katz), und das lohnt sich wirklich. Denn ein Puppenleben hatte sie wahrlich nicht.

"Käthe Kruse", ARD, Sa., 20.15 Uhr

(dpa)
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