Berlin Das Ende als ein Neuanfang

Berlin · Der ZDF-Film "Fluss des Lebens" befördert die Filmfiguren im Eiltempo in ein anderes Leben.

Als der 15-jährige Emil (Bogdan Iancu) eines Tages vor der Tür der angehenden Wiener Oberärztin Daniela Tannek (Sandra Borgmann) steht, ahnt sie gleich, dass Ungemach droht. Der Junge ist der Sohn ihres Bruders Silviu (Thomas Sarbacher), der im Donaudelta lebt. Die Geschwister haben sich seit 18 Jahren nicht gesehen, und nun fahren Daniela und Emil kurzerhand in ihre rumänische Heimat. Ihr Noch-Gatte Franz (Harald Krassnitzer) und ihre ausziehwillige Tochter Paula (Nathalie Köbli) bleiben ratlos in Wien zurück.

Alsbald treffen sämtliche Familienmitglieder, die bislang nichts voneinander wussten, im ZDF-Film "Fluss des Lebens - Wiedersehen an der Donau" in Rumänien zusammen. Nur mühsam kommen Verständnis und Verständigung zustande. Aktuelle Lebenskrisen treffen auf verdrängte Vergangenheit, und so kommen allerlei Lügen, Verwicklungen und Schuldzuweisungen ans Tageslicht.

Das hätte alles ziemlich seicht werden können, doch Regisseur Torsten C. Fischer hat seine erste "Herzkino"-Story erfreulich ernsthaft und weitgehend klischeefrei erzählt. Man sieht und hört einiges über schwierige Völkerverständigung, über falsche Scham und starke Wurzeln. So erfährt der Zuschauer viel darüber, wie manches über europäische Grenzen hinweg zusammenhängt. Das ist mehr, als man auf diesem Sendeplatz und unter dem scheinbar nichtssagenden Titel erwarten darf. Schließlich geht es darum, ob die Wahrheit schlimmer ist als eine lebenslange Lüge - auch wenn es hier am Ende ziemlich dick kommt. "Was passiert, ist wahrscheinlich beides zur gleichen Zeit: das Schlimmstmögliche und das Bestmögliche. Das Schlimmste, weil aller Schmerz wieder hochkommt. Und das Beste, weil er endlich lösbar wird", sagt Sandra Borgmann (40). "Ich habe keine Ahnung, wer meine Frau eigentlich ist und wofür sie sich geschämt hat", sagt ihr Mann Franz im Film. Er wird von Harald Krassnitzer hervorragend verkörpert.

Der Film ist gut, auch wenn es erstaunlich ist, wie schnell die Filmfiguren sich in ein anderes Leben befördern, lange Feindschaften begraben oder endlich mit dem bisherigen Leben Frieden schließen.

"Fluss des Lebens - Wiedersehen an der Donau", ZDF, So., 20.15 Uhr

(dpa)
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