Persönlich Dagmar Berghoff . . . durfte noch einmal vorlesen

Düsseldorf · Die Stimme klingt ein wenig heiser, aber es dauert nur einen Augenblick, dann hat der Zuschauer sie erkannt. Diese Stimme, ja, das ist Dagmar Berghoff. Am Donnerstag durfte die ehemalige Chefsprecherin 17 Jahre nach ihrem Abschied von der "Tagesschau" wieder Nachrichten vorlesen - diesmal bei Caren Miosga in den "Tagesthemen".

Grund für die Rückkehr war ein Dienstjubiläum: Am 16. Juni 1976, 16 Uhr, hatte Berghoff zum ersten Mal die "Tagesschau" moderiert und war die erste Frau an dieser Stelle. Auch bei ihrem Mini-Comeback umschiffte sie gekonnt alle Fallen in fremdsprachlichen oder aus anderen Gründen komplizierten Wörtern. Ihre Rückkehr fand sie aufregend. "Es ist ja ein völlig anderes Studio als das, was ich gewöhnt war. Aber es hat Spaß gemacht", so die 73-Jährige.

Vor ihrem Debüt in der wichtigsten Nachrichtensendung des Landes hatte die gebürtige Berlinerin gegen Widerstände zu kämpfen. Der damalige Chefsprecher Karl-Heinz Köpcke musste - Weisung von oben - eine Frau einstellen, dabei soll er der Meinung gewesen sein, dass Frauen das nicht könnten. "Von Politik würden sie nichts verstehen, von Sport schon gar nichts, und bei Unglücken in Tränen ausbrechen", so erinnert sich Berghoff an seine Einstellung.

Ihre erste Nachricht 1976 war dann direkt auch ein sportliches Unglück: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hatte das EM-Finale gegen die Tschechoslowakei im Elfmeterschießen verloren. Berghoff, in rosafarbener Bluse und grüner Strickjacke, verzog jedoch keine Miene. Geweint hat sie in ihrer langen Karriere vor der Kamera nie, nur mit einem legendären Lachanfall hat sie zu kämpfen gehabt: 1988 versprach sie sich beim Begriff "WTC-Turnier" und sagte "WC-Turnier". Die Lottozahlen brachte sie nur mit ersticktem Lachen hervor. Auch wenn sie heute weniger auf der Straße erkannt wird, ihre Stimme ist immer noch ihr Erkennungsmerkmal.

(RP)
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