Tv-Kritik Claus Kleber blamiert sich

Kaum ein Fernsehjournalist ist so selbstverliebt wie der Chefmoderator des "heute-journal" im ZDF, Claus Kleber. Der angeblich bestbezahlte Anchorman ist immer in Gefahr, sich wichtiger zu nehmen als die Nachrichten, die er verkündet, oder die Gesprächspartner, die er hat. Das kann sich rächen. Jüngstes Beispiel: Klebers Interview mit Angela Merkel. Die Kanzlerin, am Vorabend des CDU-Parteitags aus Hannover ins Mainzer ZDF-Studio zugeschaltet, ist kein häufiger Gast in Klebers Sendung.

Was diesen zu schmerzen scheint, weshalb er – während seine Hände albern die Merkel-Raute formten (also ihre typische Handbewegung) – prompt mit einer selbstreferenziellen Frage aufwartete, die eine Klage war: "Frau Merkel, die Frequenz Ihrer Gespräche mit uns nähert sich der mit dem amerikanischen Präsidenten..." Im Klartext: null. Merkel verstand die Frage bewusst falsch und antwortete etwas von Obama, mit dem sie oft im Gespräch sei wie auch mit "ZDF-Journalisten".

Also: bloß mit Kleber nicht. Das brachte den Starmoderator so aus dem Gleichgewicht, dass er sich danach minutenlang durch sein Interview mit der bewundernswert stoischen Kanzlerin stotterte. Und am Ende beleidigt zu Protokoll gab: "Dieses Gespräch haben wir am frühen Abend aufgezeichnet, weil sich Frau Merkel jetzt in Hannover um ihre Gäste kümmern muss und will." Dieser Auftritt ist ein Fall für die "heute show". Sven Gösmann

(RP)
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