„Circus HalliGalli" Auch Gottschalk kann die Manege nicht retten

Düsseldorf · Zähe Witze und Formate zum Fremdschämen – nur als Thomas Gottschalk aus dem Nähkästchen plaudert, wird "Circus HalliGalli" wenigstens zeitweise noch interessant.

 TV-Legende Thomas Gottschalk war zu Gast bei Joko und Klaas.

TV-Legende Thomas Gottschalk war zu Gast bei Joko und Klaas.

Foto: dpa

Zähe Witze und Formate zum Fremdschämen — nur als Thomas Gottschalk aus dem Nähkästchen plaudert, wird "Circus HalliGalli" wenigstens zeitweise noch interessant.

"Circus HalliGalli" startet diesmal auf besondere Art: Anstelle der Moderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf eröffnet Entertainment-Legende Thomas Gottschalk die Sendung. Ausgestattet mit "Wetten Dass"-Moderationskarten macht er ein paar müde Scherze auf Kosten von Joko und Klaas: "Klaas würde sich freuen auch mal richtig an seinem Schreibtisch zu sitzen, nur dafür sind seine Beine zu klein."

Mit "Wenn ich etwas kann, dann Musik verkaufen", kündigt Thomas Gottschalk die Musikplatte "Circus HalliGalli Satire Hits Erdogan Edition" an. Anschließend wird ein Video von Joko und Klaas eingespielt. Als Verkäufer des Teleshopping-Senders "HalliGalli", ein vor Kreativität strotzender Name, präsentieren die beiden ein paar umgedichtete Songs über den türkischen Präsidenten.

Auf die Platte haben es einfallsreiche Titel wie "Legal, Illegal, Scheiß Egal", "Can´t Putsch this", "Schwarz Braun wird der Bosporus" und "Hier kommt Kurd" geschafft. Wer übrigens sofort bestellt, bekommt einen Gutschein für den Aufenthalt in einem türkischen Gefängnis gratis dazu.

Zurück im Studio. Diesmal direkt mit Joko und Klaas. Nun bekommt Gottschalk noch seine eigene Anmoderation. "Seit Ende der 80er fragen wir ihn an, denn er hatte vorher keinen Bock zu kommen." Wirklich überraschend ist das nicht. Im Gespräch untereinander kommt Klaas schnell auf die RTL-Show "Das Supertalent" zu sprechen — Gottschalk war bei einer Staffel neben Dieter Bohlen in der Jury.

"Man macht ja im Leben nicht alles richtig. Ich hab den Kollegen Bohlen unterschätzt", erklärt Gottschalk. Das Zusammenspiel habe überhaupt nicht funktioniert: "Ich dachte, wir werfen uns die Bälle zu, aber er hat einfach nicht zurückgeworfen." Wehmütig schaut er auf seine Zeit als Moderator von "Wetten Dass" zurück. "Ich hab alle Sender und Formate durch. So Unterhaltungsfernsehen wie ich das früher gemacht habe, kriegt man heute einfach nicht mehr."

Grimme-Preis für Joko und Klaas
12 Bilder

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Foto: Claudius Pflug/Pro Sieben

Nach ein paar Anekdoten wird es wieder Zeit für einen "Circus HalliGalli"-Stammgast: Promi-Friseur Udo Walz. In dem Format "Udo Vice Bescheid" lässt er sich von Rapperinen Juju und Nura erklären, wie man als Gangster rappt. Nach den ersten paar Sätzen ist klar: Fremdschämen auf höchstem Niveau ist angesagt.

Warum der 72-jährige Friseur, gekleidet mit weißem Cape und übergroßer Silberkette, es nötig hat, Fragen zu stellen wie "Was haben euch eigentlich fremde Mütter getan, dass ihr sie ficken wollt?", bleibt ein Rätsel. Schlimme Versuche mit Jugendsprache lustig zu wirken, scheitern grandios. Selbst Thomas Gottschalk weiß hinterher nicht genau, was er da gesehen hat. "Ich habe gerade entschieden, doch nur noch fünf Jahre im Fernsehen weiterzumachen", sagt der 66-Jährige mit Blick auf das Alter von Udo Walz.

Gleich zwei Rosen für einen Mann

Vor dem letzten Spiel darf dann der heutige Musik-Act auftreten. Die Anmoderation übergibt Klaas gekonnt ab. "Wenn du früher anmoderiert hast, dann hatte ich Bock. Wenn du den Act ansagst, wertet dass die Sache ungemein auf", sagt er zu Gottschalk. Den Musiker Alex Vargas dürften diese Worte bestimmt erfreut haben. Er bekommt nach seinem Song "Solid Ground" vom Entertainer noch zwei einzelne Rosen aus einem großen Strauß. "Von den 130 Blumensträußen, die ich nach Auftritten verteilt habe, lagen 129 hinterher in der Garderobe. Deshalb machen wir das heute mal so", sagt Gottschalk. Für Vargas scheint sich der Auftritt also mächtig gelohnt zu haben.

Eine lange Stunde neigt sich dem Ende zu

Nach dem zwischenzeitlichen Hoch von "Circus HalliGalli" durch den erfolgreichen #goslinggate präsentiert sich die Sendung wieder im Stil der vergangenen Wochen: Ausgelaugt, unkreativ und langweilig. Es fühlt sich an wie die letzten "Wetten Dass" -Folgen unter Markus Lanz: Langsam aber sicher setzt der Verfall ein, und das Format fällt in sich zusammen. Daran ändert auch Thomas Gottschalks grandiose Wett-Idee nichts mehr. "Die einzige Wette, die ich selbst anbieten würde ist, alle Hallen Deutschlands am Geschmack ihrer Würste zu erkennen", sagt der Entertainer.

(se)
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