Düsseldorf Halligalli: Grimme-Preis für Joko und Klaas

Düsseldorf · Das ZDF bekam lediglich drei Preise, die ARD und ihre dritten Programme setzten sich gegen die Konkurrenz durch.

Grimme-Preis für Joko und Klaas
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Foto: Claudius Pflug/Pro Sieben

Joko und Klaas sind das Unterhaltsamste, was das deutsche Fernsehen derzeit zu bieten hat. Nicht jedem war das aufgefallen — der Jury des Grimme-Preises schon. Sie sieht offensichtlich mehr in Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt als die oberflächliche Belustigung, die sie einmal in der Woche in ihrem nur um sich selbst kreisenden "Circus Halligalli" präsentieren und die zuletzt mit Quoten von nur 9,3 Prozent vom Publikum abgestraft wurden. Trotzdem bekommt das Klamauk-Duo von ProSieben den wichtigsten deutschen Fernsehpreis in der Königsdisziplin Unterhaltung.

Joko und Klaas sind die beiden, die kurzzeitig als Nachfolger von Thomas Gottschalk bei "Wetten, dass..?" im Gespräch waren, seitdem aber vor allem durch lebensgefährliche Mutproben, Fäkalwitze, Quälwettstreits und Problemen mit dem Jugendschutz Schlagzeilen gemacht haben. Als "vorbildlich" und "wichtigste Wundertüte in der Unterhaltung" lobten die Juroren bei der Bekanntgabe der Sieger die Show von Joko und Klaas. "Vor ihnen ist nichts sicher." Den beiden könne in der TV-Unterhaltung weit und breit niemand das Wasser reichen, urteilten sie. Schon die Nominierung war ein Skandal, aber dass dieses Duo mit seinem "Kindergeburtstag für Erwachsene" gewonnen hat, macht sprachlos.

ProSieben wurde als einziger Privatsender mit einem Grimme-Preis ausgezeichnet. Das zeigt im 50. Jubiläumsjahr des TV- Preises, dass es mit der qualitativ hochwertigen und gut gemachten Unterhaltung im deutschen Fernsehen nicht mehr weit her ist. Das öffentlich-rechtliche Programm scheint dem nicht mehr viel entgegenzusetzen zu haben, was das Grimme-Institut für preiswürdig hält, seitdem die Zeit der großen Samstagabend-Shows zu Ende geht. Die Jury aus Medienwissenschaftlern, Journalisten und Bildungsfachleuten würdigt nach eigenen Angaben Fernsehsendungen, die für die Programmpraxis vorbildlich und modellhaft sind.

Bei den übrigen elf Preisen hatten die ARD und ihre dritten Programme sowie Arte mit acht Trophäen die Nase vorn. An das ZDF gingen nur drei Auszeichnungen, zwei davon an Produktionen des jungen Ablegers ZDFneo (Böhmermann und Sonneborn). Der im Vorfeld als ein Favorit gehandelte ZDF-Weltkriegs-Dreiteiler "Unsere Mütter, unsere Väter" ging leer aus. Auch die ZDF-Serie "Verbrechen" nach dem Bestseller von Ferdinand von Schirach bleibt ohne die Trophäe. "Es gibt in Deutschland wirklich tolles Fernsehen. Es wird nur oft übersehen und missachtet. Es hätte einen Zentrumsplatz verdient", sagte der Direktor des Grimme-Instituts, Uwe Kammann. Viele Sender platzierten gute Informations- und Kultursendungen im Spätprogramm.

Der WDR wurde mit zwei Preisen in der Kategorie Fiktion bedacht: "Grenzgang" beschäftigt sich mit der aufkeimenden Liebe zweier Menschen in der Provinz, in "Tod in Eberswalde" geht es um den Sexualstraftäter Erwin Hagedorn, der in den 60er- und 70er-Jahren in der DDR drei Kinder tötete. Der Film erzählt die Geschichte der schleppenden Aufklärung des Falls. Eine schon vorab bekanntgegebene "Besondere Ehrung" erhält die ARD-Reihe "Tatort", die vom Deutschen Volkshochschul-Verband als "letztes Fernseh-Lagerfeuer" gewürdigt wurde, das "generationenübergreifend mit hohen Einzelqualitäten" die Zuschauer in ihren Bann ziehe.

Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf bekommen ab Ende Mai ein neues Format, hieß es gestern. Es soll eine Livesendung aus verschiedenen Städten sein. Hört sich ein bisschen an wie ein neues "Wetten, dass..?".

(RP)
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