Bei Maischberger Merz lehnt Wechsel ins Lager von Armin Laschet ab

Düsseldorf · Im Interview bei „Maischberger – die Woche“ gibt sich Friedrich Merz überlegen. Beim Rennen um den CDU-Vorsitz spielt er offenbar auf Zeit. Dennoch hat er auch in der aktuellen Krise ein Rezept parat.

 Friedrich Merz bei „Maischberger - Die Woche“ am 27.05.2020.

Friedrich Merz bei „Maischberger - Die Woche“ am 27.05.2020.

Foto: ARD

Erst um 23:45 Uhr begann am Mittwochabend der Talk bei „Maischberger – Die Woche“ – wegen der Fußballberichterstattung. Mit diesem Thema startet dann auch die erste Runde der Sendung. Doch bald wird es politisch.

Besonders im Fokus:

Still war es geworden um Friedrich Merz. Im Gespräch mit Sandra Maischberger darf der CDU-Politiker und Aufsichtsrat über die Gründe dafür sprechen – und sich zu einem guten Rat in puncto Kanzlerkandidatur äußern, den ein anderer Gast zuvor geäußert hatte.

Die Gäste:

  • Friedrich Merz (CDU), Politiker
  • Katja Riemann, Schauspielerin
  • Reinhold Beckmann, Moderator
  • Christina Berndt, Wissenschaftsjournalistin
  • Hans-Ulrich Jörges, Kolumnist

Der Interviewverlauf:

Ehe Friedrich Merz auf der Studiobühne Platz nimmt, lässt Moderatorin Sandra Maischberger wie gewohnt ein Trio aus Journalisten über einige Themen der Woche diskutieren. Hans-Ulrich Jörges hält dabei mit seiner Meinung über die Verhältnisse in der CDU/CSU nicht hinterm Berg. Er glaubt, Armin Laschet habe in der Krise an Profil gewonnen. Eine Aussicht auf den Kanzlerposten sieht er für Markus Söder nicht. Und Friedrich Merz rät Jörges, darüber nachzudenken, sich dem Team Laschet/Spahn anzuschließen, etwa als Kandidat für Wirtschaft oder Finanzen in einem künftigen Kabinett.

Diesen Rat merkt sich Maischberger für später vor. Aber erst einmal zeigt ein Einspieler, was Merz bei seinem letzten öffentlichen Auftritt am 11. März über die Corona-Krise gesagt hatte. Damals befand Merz, Deutschland und Europa seien gut gerüstet. Heute hält ihm Maischberger vor, das sei aus epidemiologischer Sicht keinesfalls so gewesen: keine Masken, keine Pläne, keine Exit-Strategie.

„Das ist zehn Wochen her“, erwidert Merz. Und einen solchen Wirtschaftseinbruch habe er auch nicht vorhergesehen. Merz berichtet, wie er kurz nach dem besagten Auftritt krank wurde und ein Corona-Test dann positiv ausfiel. Er habe dem Gesundheitsamt Dutzende Namen von Menschen gegeben, mit denen er in Kontakt gewesen sei. Er selbst habe sich bei einem Journalisten angesteckt und sei glücklicherweise nicht schwer krank geworden. „Ich habe einfach Glück gehabt“, so Merz.

Auch im Rückblick steht er hinter den Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus, weil sie gewirkt haben. „Bei allem, was man kritisieren kann: Deutschland ist gut durch die Krise gekommen, das Gesundheitssystem ist nie bis an den Rand getestet worden.“ Am Vorgehen der Bundesregierung und der Länder mag er nichts kritisieren. Schließlich gebe es keinerlei Erfahrungen im Umgang mit solchen Erkrankungen, da könne man nur hinterher sagen, was man hätte anders machen können.

Für die unmittelbare Zukunft tritt Merz für mehr Tests ein – mehr noch: „Ich hätte gern einen Immunitätsausweis.“ Dass bislang niemand sagen, kann, ob und wie lange ein Mensch nach einer Erkrankung immun ist, wischt Merz ohne Sachbegründung beiseite. Schließlich liegt sein Hauptaugenmerk auf der Unternehmenswelt – und damit auch auf der passenden Menge an einsatzfähigem Personal.

Prompt stellt Merz in dem Interview eine Frage selbst: „Will man Probleme über die Nachfrage lösen oder über die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen?“ Für ihn ist die Antwort eindeutig Letzteres. Zwar hält er nichts von einer Senkung des Mindestlohns. Dessen Höhe soll seiner Ansicht nach nicht die Regierung vorgeben, sondern die Tarifvertragsparteien aushandeln. Und „an der Stelle haben wir nicht das große Problem“.

Aber Nachfrageprogramme kommen bei ihm noch schlechter an. Kaufprämien für Autos etwa sieht der CDU-Politiker skeptisch. Jene hätten 2009 nur kurzfristig einen Effekt gehabt. Und von Konsumenten- oder Kindergutscheinen hält Merz prinzipiell wenig. Die Sorgen der Bürger sieht er damit auch nicht beseitigt. „Mit 300 Euro lösen Sie kein soziales Problem, da muss mehr kommen“, so Merz. Was das sein soll, sagt er allerdings nicht.

Sein Rezept für den Weg aus der Krise besteht darin, für Beschäftigung und Innovation zu sorgen. Schmackhaft machen will Merz es mit der Angst, den Anschluss zu verpassen. „Tesla macht uns vor, wie Elektromobilität ohne Kaufprämie funktioniert“, sagt er etwa beim Thema Autoindustrie.

Seiner Ansicht nach befindet sich die Welt in einem Epochenwandel, der sich durch das Coronavirus lediglich verdichtet und beschleunigt. Demnach verändern sich die ökonomischen und politischen Machtzentren der Welt – und in den nächsten Monaten entscheide sich, „ob Europa da mithalten kann“. Deshalb findet Merz es wichtig, Überlegungen zu Konjunkturhilfen mit einem „Innovationssprung“ in der EU zu verbinden.

Schließlich kommt das Gespräch auf den Wettbewerb innerhalb der Union. Merz gibt zu Protokoll, dass seiner Ansicht nach Markus Söder „auf keinen Fall Kanzlerkandidat der Union wird“. Schließlich zieht Maischberger den eingangs erwähnten Rat von Jörges aus dem Ärmel. „Ich bekomme viele gute Ratschläge“, sagt Merz. „Diesen werde ich nicht annehmen.“ Er glaubt an eine große Unterstützung in der Partei – und daran, dass im Herbst andere Themen auf der Tagesordnung stehen als jene, die Armin Laschet einem bundesweiten Publikum bekannt gemacht haben.

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