Doc Caro bei „Lanz“ „Nur ein ganz kleiner Teil sind militante Impfgegner“

Düsseldorf · Carola Holzner arbeitet in einer Duisburger Notaufnahme, hat als „Doc Caro“ 34.000 Fans auf Youtube und einen Bestseller über ihren Arbeitsalltag verfasst. Bei „Lanz“ spricht sie über die Frage der Impfpflicht.

 Die Ärztin Carola Holzner im Talk bei „Markus Lanz“ am 9.11.2021.

Die Ärztin Carola Holzner im Talk bei „Markus Lanz“ am 9.11.2021.

Foto: ZDF

In der Talkshow „Markus Lanz“ ging es am Dienstagabend um mehrere Themen. Wir haben uns dabei auf die Duisburger Ärztin Carola Holzner konzentriert.

 Die Gäste:

  • Carola Holzner, Ärztin in einer Duisburger Notaufnahme
  • Peter Altmaier (CDU), geschäftsführender Wirtschaftsminister
  • Claudia Kade, Journalistin
  • Frank Schätzing, Autor

 Darum ging’s:

Um fehlende Corona-Pläne, Pflegenotstand und die Impfpflicht.

 Der Talkverlauf:

Die meisten Fragen und den höchsten Redeanteil bekommt Noch-Wirtschaftsminister Peter Altmaier in dieser Folge der Talkshow. So will Moderator Markus Lanz etwa einen Tweet Altmaiers genauestens analysieren, mit dem jener sich gegen die Aufhebung der pandemischen Lage ausspricht. Zwischendrin wendet Lanz sich an Carola Holzner: Wie sie das wohl empfinde? „Mir sträuben sich die Nackenhaare, dass wir immer wieder über das Gleiche diskutieren“, entgegnet die Duisburger Ärztin, die durch ihre Youtube-Videos auch als „Doc Caro“ bekannt ist.

Holzner kritisiert fehlende Vorbereitungen auf den zweiten Pandemie-Winter. „Wir fahren mit Vollgas in die Kurve, wohl wissend, dass wir diese Kurve nicht mehr kriegen“, sagt sie. Hochangesehene Experten hätten eine solche Infektionswelle vorhergesagt, Länder wie Israel quasi vorgemacht, was geschehen würde, und dennoch fehle ein Plan.

Altmaier wiegelt ab und verweist darauf, dass kein anderes Land den „Masterplan“ gefunden habe, so unterschiedlich seien die Verläufe. Holzner stellt klar, dass sie darauf gar nicht hinauswollte. „Dass wir im Gesundheitswesen ein Personalproblem haben, ist nicht neu. Das ist schon lange bekannt“, sagt sie. Die Ärztin schildert, was sie von Kollegen aus anderen Regionen höre. In Sachsen, Baden-Württemberg und Bayern etwa fahre der Rettungsdienst oft kilometerweit, um einen Herzinfarktpatienten unterzubringen, weil das nächstgelegene Krankenhaus ihn nicht annehmen kann – „und das darf nicht sein.“

Zudem bescheinigt Holzner der Bundesregierung Kommunikationsfehler. Formulierungen wie „das Ende der Maskenpflicht“ würden ebenso zu Verwirrung führen wie das Versprechen, eine Impfpflicht würde es nie geben. Als „Kommunikationsexperte“ von Lanz hinzugerufen, sagt der Autor Frank Schätzing: „Sich ständig korrigieren zu müssen ist das Problem, das baut Vertrauen ab.“

Holzner empfiehlt, stattdessen zu sagen: „Es ist so ernst, dass wir eine Impfpflicht diskutieren müssen.“ Die Intensivmedizinerin findet zwar, eine Impfung sollte grundsätzlich auf Aufklärung beruhen und nicht auf Zwang. Dennoch spricht sie sich für eine Impfpflicht in Pflegeberufen aus. „Ich finde, dass Menschen, die mit Immunschwachen und Kranken zu tun haben, das tun sollten“, sagt sie. Allerdings verweist sie gleichzeitig auf die Frage, was denn mit den Patienten sei, die das Pflegepersonal versorgt. Ob auch für die Patienten ein Impfzwang gelten solle, diese Frage müsse zumindest diskutiert werden.

Holzner arbeitet in einer Notaufnahme und hat dort nicht nur mit Covid-19-Fällen, sondern auch mit Beinbrüchen und anderen Notfällen zu tun. Ungefähr ein Drittel der Patienten sei ungeimpft, berichtet die Ärztin. Und: „Nur ein ganz kleiner Teil sind militante Impfgegner.“ Die meisten hätten noch Fragen zu Kleinigkeiten, und solche Bedenken ließen sich meist durch ein Beratungsgespräch ausräumen. „Die Leute haben noch Aufklärungsbedarf.“ Dort solle die Politik ansetzen. Auch Arbeitgeber sollten für Aufklärung sorgen, meint Holzner.

(peng)
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