Zeitschrift will keine Mannequins mehr "Brigitte" macht Schluss mit Mager-Models

Hamburg (RPO). Die "Brigitte" spricht von einer "Revolution": Extremdünne Models sind künftig aus der Frauenzeitschrift verbannt,stattdessen soll die neue Mode an Frauen mit normaler Figur gezeigtwerden. "Wir werden ab 2010 nicht mehr mit Profi-Models arbeiten",sagt Chefredakteur Andreas Lebert am Montag in Hamburg. Erpräsentiert dazu einige Proben von Mode- und Kosmetikfotosaufgenommen mit Laien-Models.

Isabelle Caro: Schock-Bilder gegen Magersucht
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Foto: AFP

Damit will die nach eigenen Angaben meistgelesene deutscheFrauenzeitschrift ein Zeichen setzen gegen den Zwang zur Magersuchtin der Modebranche. "Jeder schiebt sich gegenseitig den SchwarzenPeter zu, aber bisher ist noch nichts geschehen", erklärt Lebert.

Die Leserinnen des Blatts sind nun aufgerufen, sich künftig fürMode- und Kosmetikfotos zu bewerben. "Es werden Frauen gezeigt, dieeine Identität haben, also die 18-jährige Abiturientin, dieVorstandsvorsitzende, die Musikerin, die Fußballerin", erklärteLebert. Bei den Fotostrecken im Blatt soll es einen Wechselzwischen prominenten und vollkommen unbekannten Personen geben.

Modellagentur zweifelt an Erfolg der Aktion

Skeptisch auf die Neuerung reagiert Louisa von Minckwitz,Inhaberin der Fotomodellagentur Louisa Models in München undHamburg. Sie sagt der Nachrichtenagentur AP, sie bezweifele, dassdie Zeitschrift mit "normalen" Frauen für Modefotos Erfolg habenwerde. "Frauen wollen eine Klamotte an schönen, ästhetischenMenschen sehen", sagt sie. Von Minckwitz glaubt, dass es eine neueMarketing-Idee der "Brigitte" ist und dass die Zeitschrift künftigwieder mit professionellen Models arbeiten wird, die nicht zu dünnseien.

Diese Vorwürfe will Lebert nicht gelten lassen. "Dies soll nichtals eine Kriegserklärung an den Beruf des Models und an die Brancheverstanden werden", sagt der Chefredakteur. "Wir werden jetzt keinHeft für Übergrößen machen." Für die Fotografen werde es aber einegrößere Herausforderung, die Amateure vor der Kamera in Szene zusetzen.

Magerwahn kam nicht aus Deutschland

Dagegen sagt Louisa von Minckwitz, dass sie sich erst gerade inParis die Modenschau von Emanuel Ungaro mit derFrühjahr-Sommer-Kollektion 2010 angesehen habe. "Da waren wie immerganz, ganz dünne Mädchen, sehr hübsche, aber sehr, sehr dünn",erzählt Minckwitz. Die Kleidungsstücke kämen in diesen Größen abergar nicht in die Läden.

"Der Super-Magerwahn kam nicht von Deutschland", betont dieAgenturchefin. Wie vieles sei dies von den USA beeinflusst. Es seidie Chefredakteurin der amerikanischen "Vogue", Anna Wintour, die"size zero" durchgesetzt habe.

Auch die "Brigitte" habe ausländische Models gebucht und die Fotosretuschiert. Dennoch seien viele Beschwerden von Leserinnen überMagermodels gekommen. "Das kann ich auch verstehen", sagtMinckwitz. Dass die Zeitschrift nun extrem dünne Models nicht mehrbuchen wolle, finde sie auch richtig. In ihrer Agentur müsstenModels Größe 36 haben. "Perfekt ist Größe 36 mit Tendenz zu 34",sagt die Agenturchefin.

Gleiches Honorar für Amateure

Angesichts der seit 20 Jahren sinkenden Auflagenzahlen vonFrauenzeitschriften verwies "Brigitte"-Chef Lebert darauf, dass dieEntscheidung für Laien-Models keine Sparmaßnahme sei: "Wir werdenvergleichbare Honorare zahlen wie bei den professionellen Models."Mit der neuen Haltung will die Zeitschrift zudem eine engereBindung zu ihren Leserinnen aufbauen.

Die "Brigitte" hat schon öfter Mode auch an Frauen gezeigt, dienicht in das Model-Klischee passen, darunter waren auch altegrauhaarige und faltige Frauen. Die Zeitschrift hat nach eigenenAngaben eine durchschnittliche Auflage von 719.025 verkauftenExemplaren und liegt damit an der Spitze im Markt. Die Hefteerscheinen zwei Mal monatlich.

(AP/csi)
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