BND bespitzelt Journalisten BND-Chef will mit Redakteur reden

München (rpo). 1993 und 1995 hat der Bundesnachrichtendienst (BND) offenbar Journalisten überwacht, um an Informationen über undichte Stellen in den eigenen Reihen zu kommen. Jetzt hat BND-Chef August Henning dem bespitzelten "Focus"-Redakteur Hufelschulte ein Gespräch angeboten - wohl um Schadensbegrenzung zu betreiben, nachdem Medien die Vorgehensweise des BND öffentlich gemacht hatten und die FDP eine Aufklärung im Bundestag forderte.

 In der Affäre um die Bespitzelung von Journalisten muss sich auch BND-Chef August Hanning gegen Vorwürfe wehren.

In der Affäre um die Bespitzelung von Journalisten muss sich auch BND-Chef August Hanning gegen Vorwürfe wehren.

Foto: ddp, ddp

Zuvor hatte Hanning den ebenfalls observierten Publizisten Erich Schmidt-Eenboom nach dessen Angaben um ein klärendes Gespräch gebeten. Schmidt-Eenboom betonte auf ddp-Anfrage, er gehe "offen" zu dem für den 21. November anberaumten Treffen. Dass der BND das Gesprächsangebot unterbreitete, ist für Schmidt-Eenboom Indiz, dass man dort "offenbar nicht mit der Solidarität der gesamten Medienwelt" gerechnet habe.

Hanning hatte am Donnerstag nach tagelangem Schweigen seines Hauses eingeräumt, dass Schmidt-Eenboom vom BND observiert worden war und eine Untersuchung angekündigt. Schmidt-Eenboom hatte im Juni 1993 ein Buch über die Arbeit des BND veröffentlicht und dabei Interna publiziert. Daraufhin wurden der Eingang des von ihm geleiteten Forschungsinstituts für Friedenspolitik im bayerischen Weilheim über Monate observiert und auch Journalisten, die Schmidt-Eenboom besuchten, beobachtet.

"Focus"-Redakteur Hufelschulte waren laut Markwort von Februar 1994 bis Januar 1995 die BND-Spitzel auf den Fersen. Mittlerweile hätten drei damals an der Aktion beteiligte BND-Mitarbeiter eidesstattliche Erklärungen über die Vorgänge abgegeben, sagte Markwort. Es gebe auch Hinweise darauf, dass Hufelschultes Handy abgehört worden sei.

Nach Einschätzung Markworts und Schmidt-Eenbooms lief die Beschattung beider Journalisten unabhängig voneinander. "Hufelschulte ist unabhängig von mir ins Visier des BND geraten", sagte Schmidt-Eenboom. Markwort unterstrich, Hufelschulte sei dem BND aufgrund seiner Kontakte seit Jahren ein Dorn im Auge. "Deshalb sind sie immer hinter ihm her", fügte er hinzu.

(ap)
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