Norristown Bill Cosby schuldig gesprochen

Norristown · Der US-Komiker wurde wegen schwerer sexueller Nötigung schuldig gesprochen.

Der US-Entertainer Bill Cosby (80) ist in seinem Prozess wegen sexueller Nötigung schuldig gesprochen worden. Die zwölfköpfige Jury, sieben Männer und fünf Frauen, teilte ihre Entscheidung am Gericht in Norristown im US-Bundesstaat Pennsylvania nach rund 14 Stunden Beratung mit, wie die Staatsanwaltschaft von Montgomery County mitteilte. In allen drei Fällen schwerer sexueller Nötigung, die Cosby vorgeworfen wurden, entschied die Jury auf schuldig. Nun könnte Cosby eine lange Haftstrafe drohen. Der frühere Fernsehstar könnte für jeden der drei Anklagepunkte wegen schwerer sexueller Nötigung bis zu zehn Jahre Haft bekommen.

Vor rund zehn Monaten war ein erster Prozess geplatzt, weil die damalige Jury sich auch nach tagelangen Beratungen nicht hatte einigen können. Beide Male ging es um die Frage, ob Cosby 2004 die frühere Universitätsangestellte Andrea Constand mit Tabletten hilflos gemacht und dann sexuell genötigt hat.

Cosby, der in den 80er Jahren mit der "Bill Cosby Show" weltberühmt geworden war, hatte die Vorwürfe immer zurückgewiesen. Er selbst hatte in beiden Prozessen nicht ausgesagt, aber über seine Anwälte mitteilen lassen, die Vorgänge seien einvernehmlich gewesen. In einer außergerichtlichen Einigung wenige Monate nach dem Vorfall hatte er Constand bereits mehr als drei Millionen Dollar gezahlt. Cosbys Verteidigung hatte Constand als Trickbetrügerin dargestellt, die es auf das Geld des Entertainers abgesehen hatte. Die Verteidigung forderte in ihrem Abschlussplädoyer einmal mehr den Freispruch ihres Mandanten. Die Anschuldigungen von Andrea Constand beruhten auf "fadenscheinigen, albernen, lächerlichen Beweisen". Es gebe mehr als ein Dutzend Widersprüche in ihren Aussagen über die Jahre hinweg.

Die Staatsanwaltschaft hatte Constand dagegen als Opfer von Cosby beschrieben, auch sie selbst hatte sich im Zeugenstand so geäußert. Insgesamt haben bislang mehr als 50 Frauen Cosby öffentlich sexuelle Belästigung vorgeworfen, die meisten Fälle sind verjährt. In der Neuauflage des Prozesses musste sich Cosby fünf Zeuginnen stellen, die alle den Vorwurf erhoben, er habe auch sie unter Drogen gesetzt und missbraucht.

Die Geschworenen waren am ersten Tag ihrer Beratungen zunächst zu keinem Urteil gekommen. Kurz vor Feierabend hatten die Geschworenen erneut eine Aufnahme einer Aussage Cosbys angehört, die der heute 80-Jährige vor mehr als zehn Jahren in einem Zivilverfahren gegen seine Beschuldigerin machte. Dabei hatte er eingeräumt, Frauen in den 1970er Jahren das als Betäubungsmittel und Hypnotikum verwendbare Mittel Quaaludes verabreicht zu haben, wenn er mit ihnen Sex haben wollte.

(dpa)
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