Verzichtbare Talkshows "Beckmann" fällt durch

Berlin · Vernichtendes Urteil für die Talkshows der ARD: Fünf Sendungen hat der Sender im Programm, doch nur drei Prozent der Deutschen würden sie gerne weiter sehen. Am wenigsten würden die Deutschen Zuschauer die Sendung "Beckmnann" vermissen.

Verzichtbare ARD-Talkshows
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Das ergab eine aktuelle Emnid-Umfrage im Auftrag des Nachrichtenmagazins "Focus". Das schlechteste Ergebnis erzielte "Beckmann": 21 Prozent der Befragten gaben an, sie würden den Talk mit Reinhold Beckmann am wenigsten vermissen. 17 Prozent würden auf "Anne Will", 16 Prozent auf "Menschen bei Maischberger" verzichten können.

Am besten kamen mit jeweils acht Prozent "Günther Jauch" am Sonntag und "Hart aber fair" mit Frank Plasberg am Montag weg.

Das Meinungsforschungsinstitut befragte 1002 Personen. Hintergrund der Studie ist Kritik des WDR-Rundfunkrates am Konzept der Talkshows. Das Gremium vertritt die Ansicht, es gebe im Ersten zu viele Talkrunden und fordert daher, dass eine Sendung pro Woche gestrichen wird.

Die Umfrage fällt in eine Zeit, in der das Dauerfeuer an Talkshows zunehmend Kritik hervorgerufen hat. Am vergangene Freitag warf Kulturstaatsminister Bernd Neumann der ARD vor, ihren Programmauftrag nicht zu erfüllen.

Entgegen des Auftrags, sich insbesondere für Kultur zu engagieren, würden Dokumentarfilme immer weniger unterstützt und auf Sendeplätze kurz vor Mitternacht verlegt, sagte der CDU-Politiker am Freitagabend auf der Gala zum 62. Deutschen Filmpreis. Er empfehle den Intendanten, lieber eine Talkshow weniger zu senden, dafür mehr Kultur.

Seine Kritik löste im Saal Jubel unter den 1.800 Gästen aus.

Zuvor hatte Bundestagspräsident Norbert Lammert die Flut von Talkshows als problematisch für das politische Urteilsvermögen der Bevölkerung kritisiert. "Das Format schließt aus, dass die Sachverhalte ernsthaft diskutiert werden", so der CDU-Politiker.

Kritischer und analytischer Journalismus sei in Zeiten des medienpolitischen Umbruchs angesichts der wachsenden Bedeutung des Internets und der digitalen Medien "noch wichtiger geworden".

Talkshows stünden "an prominenten Zeiten im Abendprogramm - da, wo früher andere Formate sich um die sorgfältige Analyse komplexer Sachverhalte bemüht haben", bemängelte Lammert. Es sei bemerkenswert, dass im Jahr rund 28 Stunden lang Bundestagsdebatten übertragen würden. Dagegen sende allein der öffentlich-rechtliche Rundfunk pro Woche 22 Stunden lang Talkshows, im Jahr seien es 1000 Stunden.

Die Dominanz der digitalen Medien bewirke, dass die Gesellschaft "mit einem zunehmenden Vorrang von Bildern gegenüber Texten, mit einer immer stärkeren Dominanz von Personen gegenüber Themen, mit dem immer höheren Gewicht von Überschriften gegenüber komplexen Sachverhalten, der Schlagzeile vor den Analysen" konfrontiert sei. Es gebe einen "grausamen Vorrang der Schnelligkeit vor der Gründlichkeit in der Informationsvermittlung" und einen "geradezu deprimierenden Vorrang der Unterhaltung vor der Information", sagte Lammert bei einer Veranstaltung des Berliner Presseclubs.

(dpa)
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