Rassismus-Vorwurf Bayerischer Rundfunk erntet harsche Kritik nach Blackfacing in Satiresendung

Düsseldorf · Der Satiriker Helmut Schleich tritt in seiner Sendung „SchleichFernsehen“ mit schwarz angemaltem Gesicht als afrikanischer Diktator auf. Im Internet erntet der Sender dafür Unverständnis und Fassungslosigkeit.

 Helmut Schleich als schwarzer Diktator.

Helmut Schleich als schwarzer Diktator.

Foto: Screenshot/Bayerischer Rundfunk

Nicht erst seit diesem Jahr gilt das sogenannte Blackfacing, also das schwarze Anmalen des Gesichts eines Weißen, als rassistisch. Das hat den Bayerischen Rundfunk jedoch nicht davon abgehalten, den Satiriker Helmut Schleich genau so auszustrahlen. Mit einer militärischen Uniform und Palmen im Hintergrund gibt er als afrikanischer Diktator in Anlehnung an Franz-Josef Strauß mit bayrischem Dialekt Tipps zum Umgang mit der Corona-Pandemie.

Die Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk zeigt damit erneut wenig Feingefühl, was den Umgang mit rassistischen Stereotypen angeht. Schleich spricht in seiner Rolle unter anderem darüber, dass in seinem fiktiven Land „Mbongalo“ immer strikte Maßnahmen der Unterdrückung herrschten. „Wir brauchen keinen Virus, um unser Volk zu regieren. Wir haben dauerhaft einen Lockdown und eine Ausgangssperre.“ Kritiker im Netz werfen ihm vor, damit alle afrikanischen Staaten über einen Kamm zu scheren.

Erst vor kurzem war eine Talk-Runde in die Kritik geraten, die sich, besetzt ausschließlich mit Weißen, mit der Frage auseinandersetzte, welche Begriffe rassistisch geprägt sind und welche nicht.

Der auf Twitter sehr aktive Journalist Malcolm Ohanwe scheibt: „Das ist BR Fernsehen 2021. Ich bin etwas fassungslos“, und wirft dem BR vor, lieber einen Weißen schwarz anzumalen, bevor ein schwarzer Mensch eingestellt würde.

Eine Sprecherin des BR teilte mit, die Diskussionen zum Thema Blackfacing und der damit verbundenen Problematik seien der Redaktion bewusst gewesen und im Vorfeld der Sendung intensiv mit Helmut Schleich diskutiert worden. „In einem Satireformat muss dem Künstler aber auch ein bestimmter Freiraum für satirische Überhöhungen zugebilligt werden. Die künstlerische Freiheit ist ein hohes Gut, lotet aber manchmal auch Grenzen aus.“

Weiter teilte der BR mit: Die Kunstfigur Maxwell Strauß sei ausdrücklich eine Karikatur von Franz Josef Strauß und sei als solche nicht losgelöst vom Text zu beurteilen: Inhalt des Beitrages sei das autoritäre Machtverständnis der Kunstfigur Maxwell Strauß.

Die BR-Sendung „SchleichFernsehen“ erscheint monatlich seit vielen Jahren. Namensgeber Helmut Schleich sei, so lautet es auf der Internetseite des BR, „witzig, wandlungsfähig und wortgewandt“. Mit Biss und scharfsinnigen Pointen analysiere er das politische Geschehen und scheue auch vor der aberwitzigsten Kostümierung nicht zurück. In der aktuellen Folge könnte er es damit aber übertrieben haben.

(chal/dpa)
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