Tatort aus München Batic und Leitmayr jagen den Teufel in TV-Gestalt

München · Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) verstehen die Welt schon lange nicht mehr, in der sie ermitteln. Das macht die meisten Folgen des München-"Tatorts" so angenehm unaufgeregt, weil in ihrem Mittelpunkt zwei Figuren stehen, die mit stoischem Gleichmut verteidigen, was einmal die Normalität war. So ist das auch in "Allmächtig", dem 66. Fall der beiden dienstältesten "Tatort"-Kommissare (seit 1991 im Dienst der ARD).

Lag im letzten "Tatort" über Medien, an den man sich erinnert, noch der fiese Job-Killer tot im Foyer des Verlagshauses (Köln: "Unter Druck", 2011), so ist dieses Mal eine TV-Produktionsgesellschaft die Brutstätte des Bösen. Albert A. Anast — der Nachname ist ein Anagramm für "Satan" — führt in seinem für das Internet produzierten Reality-Format gnadenlos und zynisch Menschen vor. Aber das erfährt der Zuschauer erst etwas später. Die Folge beginnt mit Szenen, die den TV-Teufel auf der Flucht zeigen: Blutend, offenbar schwer verletzt, rast er mit einem roten Sportwagen durch die bayerischen Berge, setzt die Kiste in den Dreck, versucht in Todesangst zu fliehen und bleibt zunächst verschwunden.

Es ist etwas unlogisch, dass gleich die Mordkommission nach dem Vermissten sucht, bloß weil der nicht zu seiner eigenen Party erscheint, aber es gibt schnell die erste Tote, die ein Opfer von Anast ist: Die Finanzbeamtin Maria Kohlbeck, die Anast als "Messi-Marie" an den Internet-Pranger gestellt hatte, liegt tot in ihrer vermüllten Wohnung.

Leitmayr und Batic ermitteln sich durch ein Gewirr von Karriere-Interessen und Rachegelüsten, in denen der in die Provinz abgeschobene Pfarrer Fruhmann (toll: Ernst Stötzner) und sein Gehilfe Pater Rufus eine merkwürdige Rolle spielen. Denn auch der Pfarrer ist ein Opfer von Anast. Da die Kommissare so wohltuend unanfällig für Kategorien wie Gut und Böse sind, ist die Darstellung der Ermittlung solide Krimi-Kost. Nette Nebenrolle: David Baalcke als Polizist Hannes Karlhuber, der gern aus seinem Computer-Raum in die richtige Polizeiarbeit wechseln würde. Und tatsächlich bieten ihm Leitmayr und Batic in der Schlussszene einen Job an. Die Antwort ist große Klasse.

(RP)
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