TV-Richterin So war das Comeback von Barbara Salesch
Bekannte Gesichter, dramatische Wendungen und Social Media: Barbara Salesch ist zurück im Fernsehen. Die Sendung funktioniert genau wie früher, nur der Ausflug ins digitale Neuland lässt zu wünschen übrig.
Mehr als zehn Jahre ist es her, dass die ikonische TV-Richterin Barbara Salesch das letzte Mal im deutschen Fernsehen zu sehen war. In insgesamt 2147 Folgen verhandelte die Kult-Richterin, die zuvor als Juristin am Landgericht Hamburg tätig war, seit dem Jahr 1999 mehr als 2300 Fälle. Damals sorgte der Erfolg der Sendung für einige Nachahmer wie „Richter Alexander Hold“, „Das Jugendgericht“ oder auch „Das Strafgericht“. Nun hat der Sender RTL die Sendung unter dem Namen „Barbara Salesch – Das Strafgericht“ neu aufgesetzt.
Auf den ersten Blick schleicht sich schnell das Gefühl ein, als wenn die Richterin gar nicht weggewesen wäre. Die mittlerweile 72-Jährige sieht fast genauso aus wie vor zehn Jahren, inklusive ihrer kultigen roten Haare. Auch der Rest der Besetzung dürfte den Zuschauern bekannt vorkommen. Bernd Römer und Ulrike Tašić schlüpfen wieder in die Rollen von Staatsanwalt und Rechtsanwältin. Beide waren bereits vor zehn Jahren Teil der Sendung und arbeiten auch im realen Leben als Anwälte. Ein neues und flauschiges Gesicht gibt es aber doch: Salesch hat nun einen Hund im Büro, der auch privat zu ihr gehört.
Doch warum ist Salesch eigentlich ins Fernsehen zurückgekehrt? „RTL hat nicht locker gelassen“, sagte sie der Nachrichtenagentur dpa. Über Monate habe der Sender an ihr „gebaggert“. Salesch selbst lebt inzwischen in einem Bauernhaus im ostwestfälischen Petershagen und hat in der Zeit Farbmalerei studiert. Nun hat es sie aber wieder vor die Kamera gezogen.
Der Gerichtssaal erinnert im Gegensatz zu früher eher an ein kleines Auditorium, in dem auch ein US-Technikunternehmen eine neue Produktlinie vorstellen könnte. Die Holzoptik ist von den Wänden des Saals verschwunden, gerundete moderne Leuchten sowie große Bildschirme und eine graue Fassade prägen die Optik des Saals. Lediglich die Tische scheinen fast die Gleichen wie damals zu sein. Doch eines unterscheidet die Sendung von früher dann doch: moderne Beweismittel. Angepasst an die heutige Zeit finden sich in der Beweisaufnahme nun auch soziale Medien wieder. So werden vor Gericht etwa Sprachmemos abgespielt, Chatverläufe oder auch Social-Media-Profile gezeigt. Das ist eine durchaus logische Weiterentwicklung der Sendung und zeigte sich direkt in der ersten Folge.
Hier bekam es Salesch mit einer Pflegerin zu tun, der vorgeworfen wurde, einem ihrer Patienten Goldbarren im Wert von 100.000 Euro gestohlen zu haben. Dabei kam unter anderem der Chatverlauf eines in der Sendung sogenannten „Gaming-Chats“ zum Einsatz. Denn wie man weiß, kommunizieren junge Menschen über Gaming-Chats. So gut wie das neue Element gedacht war, umso schlechter war es umgesetzt. Der Chatverlauf, der auf einem der Bildschirme im Saal gezeigt wurde, erinnerte optisch eher an die ersten HTML-Gehversuche von Grundschülern. Mit diesem Chatverlauf, Social-Media-Postings, Sprachmemos sowie der Liveübertragung einer Überwachungskamera über ein Smartphone im Gerichtssaal reizten die Produzenten die neuen Möglichkeiten direkt in der ersten Folge aus. Doch spätestens, wenn Salesch einen Chatverlauf mit den Worten „DarkDragonQueen schreibt …“ zitiert, bleibt ein unangenehmes Gefühl zurück. Das Ganze wirkte zu gezwungen und gewollt. Weniger ist oft mehr, das gilt in diesem Fall vor allem für den Einsatz der neuen Beweismittel. Fehlt nur noch, dass einer der Fälle demnächst über einen Videocall verhandelt wird.
Sonst hat sich am Ablauf nichts geändert: Nichts ist, wie es scheint, eine Wendung jagt die Nächste, das zeichnete die Sendung auch damals schon aus. Das Konzept ist das Gleiche geblieben und es funktioniert noch immer. Die Wiederauflage war bisher erfolgreich für Salesch und RTL. Mit einer Einschaltquote von 9,4 Prozent sah fast jeder zehnte Fernsehzuschauer das Comeback der TV-Richterin. Wie Salesch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte, seien bereits 40 Folgen abgedreht. Künftig soll auch „Das Strafgericht“ mit Ulrich Wetzel eine Neuauflage bekommen. RTL setzt also weiter auf Retro-TV und scheint damit beim Zuschauer zumindest anfänglich den richtigen Punkt zu treffen. Zu sehen ist die Sendung von Montag bis Freitag um 11.00 Uhr auf RTL oder im Livestream sowie als Wiederholung auf RTL+.