RTL-Show „Die Bachelorette“ Understatement schlägt Selbstdarstellung

Düsseldorf · Wer hätte es gedacht? In einer RTL-Show gewinnt tatsächlich mal derjenige, der sich nicht durchweg selbst inszeniert. Bachelorette Nadine Klein wählte im Finale Alex Hindersmann. Das Konzept der Macher ging derweil mal wieder nicht auf.

Die Bachelorette 2018: Bilder vom großen Finale
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Das passierte im Finale bei Bachelorette Nadine Klein

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Foto: MG RTL D

Es ist anstrengend. Es ist ermüdend. Die Macher von „Die Bachelorette“ versuchen Jahr für Jahr einen Keil zwischen die Kandidaten zu treiben und Zoff anzuzetteln - es ist die Eins-zu-Eins-Übertragung des Zickenkrieg-Konzepts von „Der Bachelor“ auf ein anderes Format.

Für den Sender endet dieser Versuch immer gleich: Die wirklich unsympathischen Teilnehmer fliegen relativ zügig raus, die anderen werden gute Kumpels, haben eine schöne Zeit und konzentrieren sich auf den Sinn der Show: die Bachelorette kennenzulernen, sich zu verlieben und ihr Herz zu erobern. Das scheint jedoch nicht im Sinne der Show-Planer zu sein. Die versuchten am Mittwochabend nämlich selbst beim großen Wiedersehen nach dem Finale noch einen handfesten Streit vor die Kamera zu bekommen.

Aber von vorne: Bevor die letzte Rose vergeben wird, lernen die Anwärter traditionell die Mutter der Bachelorette kennen. Und Mama Ingrid hat es in sich. Herrlich direkt und immer mit einem Spruch auf den Lippen sorgt sie für die ersten wirklich lustigen Szenen seit dem Aus von Gute-Laune-Kandidat Filip Pavlovic. Trotz der vielen Scherze zeigt sich schnell, in welche Richtung sie bei den beiden Finalisten denkt. „Ihr seid ein schönes Paar, das wären hübsche Kinder“, sagt sie zu Alex. Nach dem Kennenlernen mit Konkurrent Daniel Lott fragt sie ihre Tochter hingegen: „Kriegst du nochmal ne Zugabe? Nochmal ne Nacht mit ihm?“

"Bachelorette" 2022 Finale - Kandidaten: Das sind alle Teilnehmer der Show - Gewinner
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Das sind die Kandidaten bei „Die Bachelorette“ 2022

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Foto: RTL/René Lohse

Offiziell entscheiden will sich Mama Ingrid trotzdem nicht, „beide sind Traum-Männer“. Leider erkennt die sonst so patente Frau genauso wenig wie ihre Tochter, dass einer der beiden deutlich ernstere Absichten als der andere hat. Alex kommt wie immer grundehrlich und bescheiden rüber. Er ist endlich etwas lockerer und macht nette Komplimente, die in die Situation passen. Er ist einfach authentisch.

Etwas, das man von Daniel nicht unbedingt behaupten kann. Beim Kaffeeklatsch mit Mama Ingrid setzt „Mr. Eine-Nummer-zu-dick-aufgetragen“ zu einem minutenlangen Monolog an, in dem er Nadine seine Zuneigung gesteht. Da geht es um ihre Attraktivität, Gespräche über intellektuelle Themen, „diese Gegensätzlichkeit“, die Nadine „in sich trägt“ und zum Schluss endet er wortgewaltig mit: „Jede Interaktion mit dir fühlt sich sehr gut, echt und richtig an.“ Immerhin gibt er in einem Einspieler zu, dass er sich das alles vorher zurechtgelegt hat.

„Wir haben eine überragende Basis für eine Partnerschaft. Du triffst die richtige Entscheidung, darauf vertraue ich“, baut Daniel beim Abschied von Nadine nochmal ordentlich Druck auf und erklärt den Zuschauern anschließend: „Wenn es in einer Enttäuschung endet, wird das ein abartig bitterer Moment.“

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Foto: RTL

Tränen fließen bei Daniel am Ende trotzdem nicht - obwohl er eine Abfuhr bekommt. Weinen muss nur Nadine. „Ich bin enttäuscht von mir, dass ich es nicht habe kommen sehen“, sagt Daniel, als er die Villa auf Korfu verlässt.

Wieder zurück in Deutschland kommen einige ehemalige Kandidaten im TV-Studio von Moderatorin Frauke Ludowig zusammen. Auch Nadine ist da. Alle verstehen sich gut, freuen sich, einander wiederzusehen. Filip setzt in Richtung Nadine an: „Wenn du glücklich bist, …“, als Ludowig hastig dazwischen geht: „…jaja, seid ihr alle glücklich“. So offenbart sie endgültig das wahre Konzept der Show, deren Kuppel-Tauglichkeit aufgrund der wenig erfolgreichen Beziehungen der letzten Jahre ja sowieso schon angezählt ist. Statt das (zumindest für regelmäßige Bachelorette-Zuschauer) unterhaltsame und von ganz allein entstehende Gespräch der Anwesend zu leiten, wird ununterbrochen versucht, Störfeuer zu entfachen.

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Foto: dpa/Markus Hertrich

Das größte trägt den Namen Rafi. Er war in dieser Staffel der einzige Grund für wirklichen Zoff in der Männer-Villa. Sein selbstverliebtes Auftreten, seine Überheblichkeit und sein überhasteter Auszug stießen auf Abneigung bei den Männern und bei Nadine. Natürlich ist er eingeladen und wird von Frauke Ludowig schön in den Mittelpunkt gerückt. Rafi nutzt das und macht fröhlich weiter die anderen Kandidaten für sein eigenes Scheitern verantwortlich.

Doch der große Testosteron-Knall bleibt aus. Keiner lässt sich auf sinnlose Diskussionen ein und Filip stellt klar: „Du bist und bleibst eine falsche Person.“ Auch Nadine bleibt ruhig, als er ihr vorwirft, sie hätte die Tränen und eigentlich sowieso alles nur gespielt. „Ich will dich jetzt nicht doof von der Seite anmachen, aber…“, will Rafi gerade noch einen draufsetzen – doch Nadine setzt diesem verzweifelten Geheische nach Aufmerksamkeit mit einem „Nee, das wäre ja auch mal ganz was Neues“ zum Glück ein schnelles Ende.

Etwas, das Nadine und Alex hoffentlich erspart bleibt. Sie sind seit Langem mal wieder ein Paar, bei dem man sich keinen der Partner im nächsten Trash-Format á la Promi Big Brother oder Dschungelcamp vorstellen kann. Aber man soll ja niemals nie sagen.

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