Vom Sonnyboy zur Schlaftablette Warum es der aktuellen „Bachelor“-Staffel an Spannung fehlt
Meinung | Düsseldorf · In der letzten Nacht der Rosen hat sich „Bachelor“ David Jackson für die 28-jährige Angelina entschieden – und damit eine Wahl getroffen, die niemanden überrascht. Wie aus der emotionalen Dating-Achterbahn eine Kaffeefahrt für angehende Influencer wurde.
Tränen, Drama, Zickenterror und ganz große Gefühle – so kennen wir die RTL-Show „Der Bachelor“. In den bisherigen 13 Staffeln wurde geknutscht und gestichelt, was das Zeug hält. Offensichtlich ganz normal, wenn ein Rudel liebestoller Kandidatinnen versucht, das Herz eines attraktiven Junggesellen zu erobern. Oder zumindest die Chance zu ergattern, das eigene Gesicht medienwirksam in die Kamera zu halten. Dass solch ein TV-Format nicht unbedingt nach dem Deutschen Fernsehpreis schreit, sollte jedem klar sein.
Für ein paar Stunden seichte Unterhaltung ist „Der Bachelor“ trotzdem immer gut. Und sind wir mal ehrlich: Die Frage, für welche Frau sich der Rosenkavalier am Schluss entscheidet, lässt die wenigsten kalt. Nach dem Finale der 13. Staffel dürfte es den einen oder anderen Zuschauer allerdings doch ein wenig frösteln. Denn David Jacksons Suche nach der Frau fürs Leben entwickelte sich schon nach den ersten Folgen zur perfekten Einschlafhilfe.
Ein Bachelor zum Einschlafen
Machte der Bachelor zu Beginn der Staffel noch einen erfrischenden und neugierigen Eindruck, kündigte sich schon nach den ersten beiden Folgen an, für welche Frau sich David entscheiden würde. Die 28-jährige Angelina wurde vom Bachelor zum ersten Einzeldate eingeladen und sofort war klar, dass die Chemie zwischen den beiden stimmt. Das fiel auch den anderen Kandidatinnen auf, die sich früh darüber beschwerten, „eh keine Chance gegen Angelina zu haben“.
Als die 32-jährige Lisa in Folge 4 überraschend den ersten Kuss bekam, schien sich das Blatt doch noch zu wenden. Von nun an knutschte David in Rekordgeschwindigkeit eine Frau nach der anderen. Aber nur, wenn es um Angelina ging, strahlten die Augen des Junggesellen so richtig. Das merkte auch Lisa, die David darauf ansprach und wiederholt mehr Zweisamkeit einforderte. Lisas Protest brachte der Bachelor Woche für Woche mit einem Kuss zum Verstummen. Trotzdem wurde man den Eindruck nicht los, dass David sich emotional schon längst aus der TV-Show verabschiedet hatte.
Die große Angelina-Show
Egal ob er Lisa, Rebecca, Henriette oder Chiara küsste – es wollte einfach keine richtige Leidenschaft aufkommen. Kein Wunder also, dass fünf Kandidatinnen freiwillig aus der Show ausstiegen und in der Villa immer wieder Frust herrschte. Als David Angelina dann auch noch einen seiner Ringe schenkte, war vielen Frauen endgültig klar, dass das Rennen um den Bachelor längst entschieden war. Und so fokussierten sich die restlichen Kandidatinnen lieber darauf, in der Villa wilde Partys zu feiern und ihre Karriere nach der TV-Show zu planen. Schließlich kehrten schon viele ehemalige „Bachelor“-Kandidatinnen als „Bachelorette“ auf die Bildschirme zurück.
Dem Zuschauer ist damit aber nicht wirklich geholfen. Statt spannenden Dates, Konkurrenzkampf und großen Überraschungen, wurde eine vorhersehbare Romanze geboten. Zwar ist es schön, dass es zwischen David und Angelina gleich gepasst hat. Aber schon in Folge 1 zu wissen, wie das Finale ausgeht, lockt niemanden vor den Fernseher. Und wer stellt sich unter einem spannenden Dating-Format schon vor, einer Horde gelangweilter Frauen beim Schwertkampf mit Sexspielzeugen zuzuschauen?
Kein Wunder also, dass auch Lisa nach der Abfuhr im Finale die Nase gestrichen voll hatte und feststellte: „Es war eine schöne Zeit, aber jetzt freue ich mich wieder auf mein normales Leben.“