TV-Event "Babylon Berlin" startet Willkommen in der Stadt der Sünde!

Berlin · "Babylon Berlin" basiert auf den erfolgreichen Büchern von Volker Kutscher. Und schon jetzt sind die 16 Teile in 60 Länder verkauft. Am Freitag startet das Spektakel.

Babylon Berlin 2020: Die schönsten Bilder & Szenen der dritten Staffel
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Die schönsten Szenen aus "Babylon Berlin"

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Foto: dpa/Frederic Batier

Es ist Frühjahr 1929, der Erste Weltkrieg liegt elf Jahre zurück. Kommissar Gereon Rath, gespielt von Volker Bruch, hat ihn erlebt, und für ihn ist dieser Krieg nie zu Ende gegangen. Die Erinnerungen an das Grauen holen ihn jeden Tag ein. Deshalb sitzt er bei einem Arzt und lässt sich hypnotisieren. "Atmen Sie ganz ruhig", sagt der Mediziner. Er führe ihn jetzt zurück zur Quelle seiner Angst. Im Schnelldurchlauf folgen teils drastische Bilder aus Raths Leben - zu sehen sind Tanzsäle, Hinrichtungen und der Granatenhagel im Schützengraben.

Sofort im Bann

Die Serie "Babylon Berlin" zieht den Zuschauer sofort in ihren Bann. Selbst die kritischsten Feuilletonisten des Landes überschlagen sich mit Superlativen über das Gemeinschaftsprojekt des Bezahlsenders Sky und der ARD, das die Zuschauer ins Berlin der Zwanziger Jahre entführt, inmitten von ausschweifenden Partys, Straßenschlachten und politischen Spannungen, brutalem Fesselsex und Drogenexzessen.

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Foto: AFP/CHRIS DELMAS

Die Serie ist schmutzig, sie ist laut, sie ist schnell, und sie macht süchtig. "Babylon Berlin" ist eine Verfilmung der Bestseller von Schriftsteller Volker Kutscher, dem mit seinen Krimiromanen um den eigenwilligen Ermittler Gereon Rath schon Großes gelungen ist. Sechs Bücher sind bereits erschienen, die zusammengesehen ein Sittengemälde der damaligen Zeit ergeben. Die TV-Adaption basiert auf dem ersten Teil, dem "Nassen Fisch", der eng verwoben ist mit einer Vielzahl realer Ereignisse - wie dem Blutmai, bei dessen Auftakt am 1. Mai 1929 Kommunisten trotz Demonstrationsverbotes auf die Straße gingen.

Der Berlin-Mythos der damaligen Zeit wird geschickt umgesetzt. Die drei Regisseure, Tom Tykwer, Henk Handloegten und Achim von Borries, haben aber auch einiges aus der Buchvorlage geändert. So ist Gereon Rath in der Verfilmung ein von Albträumen heimgesuchter, gezeichneter Kriegsrückkehrer, der starke Drogen nehmen muss, um nicht zusammenzuklappen. Auch die zweite Hauptfigur, Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries), ist deutlich düsterer als in den Romanvorlagen. Sie wohnt mit ihrer Familie in einer der damaligen Mietskasernen im absoluten Elend. Um halbwegs über die Runden zu kommen, geht sie nachts anschaffen.

Der Aufwand der Produktion war gewaltig. Drei Jahre wurde an dem Drehbuch geschrieben. Hunderte Statisten wurden gesucht, die möglichst ausgemergelt aussehen sollten, passend zu den Jahren rund um die Weltwirtschaftskrise. Im Babelsberger Filmstudio wurden extra Kulissen gebaut. Gedreht wurde auch in Nordrhein-Westfalen - unter anderem in Krefeld, Köln und Duisburg. "1929 war Berlin international, magisch, eine kosmopolitische Hauptstadt, die alle Welt anzog. Es war eine Herausforderung, das Berlin der späten 20er Jahre zu erschaffen", sagt von Borries.

Den Regisseuren ist mit ihrer Umsetzung der Buchvorlage das gelungen, was in Deutschland lange als unmöglich galt: Eine Serie von Weltformat, die Vergleiche mit amerikanischen Produktionen nicht zu scheuen braucht. Für Unmut sorgt jedoch, dass die Serie zunächst nur bei Sky (ab heute, 20.15 Uhr) zu sehen sein wird und erst in einem Jahr bei der ARD. Zumal der Bezahlsender nur fünf Millionen Euro beigesteuert hat - während der öffentlich rechtliche Sender zwölf Millionen zahlte. Aber Sky habe auf das Erstzugriffsrecht bestanden, heißt es in der Branche. Und ohne deren Geld wäre eine solche Produktion nicht zu stemmen gewesen. Rund 40 Millionen Euro hat das Epos insgesamt gekostet - so teuer wie keine andere deutsche Produktion zuvor. Neben den 17 Millionen von ARD und Sky kommen zwölf Millionen Euro von der Filmförderung (unter anderem von der Film- und Medienstiftung NRW) und elf Millionen Euro vom Rechtehändler Beta Film.

In 60 Länder ist der Stoff bereits verkauft worden. Die dritte Staffel ist schon in Arbeit. Dabei ist völlig offen, ob die historische TV-Serie überhaupt ein Publikumserfolg werden wird. Aber es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn dieser ausbleiben sollte.

(csr)
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