Verdunklungsgefahr Auch MDR-Sportchef Mohren in Haft

Frankfurt/Leipzig (rpo). Die Bestechungsaffäre um die ARD-Sportberichterstattung zieht immer weitere Kreise: Nach dem ARD-Sportreporter Jürgen Emig sitzt jetzt auch der Sportchef des MDR, Wilfried Mohren, in Untersuchungshaft. Die sächsische Antikorruptionseinheit INES vermutet: Bei Mohren bestand Verdunklungsgefahr.

 Wilfried Mohren, supendierter Sportchef des Mitteldeutschen Rundfunks.

Wilfried Mohren, supendierter Sportchef des Mitteldeutschen Rundfunks.

Foto: AP, AP

Der Haftbefehl gegen Mohren wurde unabhängig vom Teilgeständnis des ARD-Reporters Jürgen Emig erlassen. Gegen Mohren gibt es keine neuen Vorwürfe, wie der Dresdner Staatsanwalt Ralf Schamber am Freitag der AP sagte.

Mohren werde vorgeworfen, insgesamt 150.000 Euro von 1997 bis 2005 von Firmen als Gegenleistung für die Ausstrahlung bestimmter Sportsendungen kassiert zu haben.

Emig legt Teilgeständnis ab

Außerdem soll er bei Ausschreibungen von Aufträgen Firmen über die Angebote von Mitbewerbern informiert haben, so dass diese Wettbewerbsvorteile erhalten hätten. Die Ermittler haben den auf Verdacht der Bestechlichkeit in mehreren Fällen lautenden Haftbefehl am Mittwoch beantragt. Am Mittwoch hatte Emig erstmals vor der Frankfurter Staatsanwaltschaft ausgesagt.

Am Donnerstag kam Mohren nach Angaben Schambers wegen Verdunkelungsgefahr ins Leipziger Untersuchungsgefängnis. Er habe bisher keine Aussage gemacht, sagte der Staatsanwalt von der Integrierten Ermittlungseinheit Sachsen zur Bekämpfung der Korruption (INES).

Diese hatte den Fall am Mittwoch, 6. Juli, übertragen bekommen und laut Schamber zwei Tage später die Verfahrensunterlagen erhalten. Bei der Auswertung der beschlagnahmten Unterlagen hätten sich weitere Hinweise auf den Verdacht der Bestechlichkeit ergeben.

Zu den konkreten Fällen wollte der Staatsanwalt nichts mitteilen. Nach Medienberichten geht es um zwei Aufträge des MDR für die Agentur SMP, in der der Redakteur des Hessischen Rundfunks und frühere HR-Sportchef Jürgen Emig mit seinem Geschäftspartner Harald Frahm zusammenarbeitete.

In die Affäre soll auch die Techem AG verwickelt sein. Sporthilfe-Chef Hans-Ludwig Grüschow, bei Techem bis 1999 Vorstandsvorsitzender und bis 2003 Chef des Aufsichtsrates, war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Von 1997 bis 2005 sollen insgesamt 100.000 Euro von Techem an Mohren geflossen sein.

Offizielle Basis soll ein Vertrag über Moderationsauftritte von Mohren gewesen sein, die die Techem AG für 8.000 D-Mark vermitteln wollte. Weil es dazu nicht kam, habe Mohren pro Quartal ein Ausfallhonorar von 6.500 D-Mark in Rechnung gestellt.

Emig fristlos entlassen

Die SMP soll von Sportveranstaltern Produktionskostenzuschüsse für die Fernsehberichterstattung kassiert haben, die aber nicht bei der Abrechnung mit den Sendern aufgetaucht sein sollen. Emig wurde am Donnerstag fristlos vom HR entlassen. Er war zuletzt in "aktiver Altersteilzeit".

MDR-Sprecher Eric Markuse erklärte: "Der MDR wird alles daran setzen, den Fall Mohren aufklären zu helfen. Schließlich ist unser Sender schon jetzt der Hauptgeschädigte dieser Angelegenheit, die uns alle sehr belastet."

Falls sich der Tatverdacht bestätige, müsse sich der MDR selbstverständlich von Mohren trennen. Markuse sagte am Freitag der AP, der Sender habe Akteneinsicht beantragt, aber noch nicht erhalten. Erst danach könne über Konsequenzen entschieden werden.

(ap)
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