„Markus, lass es“ Laschet gibt erstes TV-Interview nach verlorener Wahl – und spricht auch über Söder

Düsseldorf · Am Mittwochabend hat Armin Laschet in der Talkshow „Maischberger – Die Woche“ sein erstes TV-Interview nach der Bundestagswahl gegeben. Dabei äußerte er sich zu Wahlkampffehlern, über sein Verhältnis zu Markus Söder – und auch über die besondere Art, wie er sein Handy hält.

 Noch-CDU-Parteichef Armin Laschet in der Sendung von Sandra Maischberger.

Noch-CDU-Parteichef Armin Laschet in der Sendung von Sandra Maischberger.

Foto: WDR/Melanie Grande

Am Mittwochabend war die Sendung „Maischberger – Die Woche“ klar aufgeteilt: Während es im zweiten Teil um den Klimagipfel in Glasgow und um steigende Corona-Zahlen ging, stand im ersten Teil ein Interview mit dem scheidenden CDU-Parteivorsitzenden Armin Laschet auf dem Programm. Dieses Gespräch haben wir beobachtet.

Die Gäste:

  • Armin Laschet, CDU-Parteivorsitzender
  • Ranga Yogeshwar, Wissenschaftsjournalist
  • Ralf Moeller, Schauspieler
  • Anna Mayr, Journalistin
  • Sigmund Gottlieb, Journalist

Darum ging’s:

Um Wahlkampffehler und den CDU-Parteivorsitz, um Söders Sticheleien und Laschets Handy.

Der Talkverlauf:

Für seine inzwischen gescheiterte Kanzlerkandidatur hat Armin Laschet seinen Ministerpräsidentenposten in Nordrhein-Westfalen aufgegeben, auch vom CDU-Parteivorsitz zieht sich der Politiker nach dem Wahldebakel für seine Partei zurück. Moderatorin Sandra Maischberger will wissen, welcher Abschied mehr weh getan habe. Sie tippt auf die Landesführung in NRW. Laschet gibt ihr recht: Das sei ein wirklich schönes Amt. „Wenn man das dann abgibt, dann hat man Wehmut.“

Auf Gefühlsfragen greift Maischberger immer wieder zurück. Und was soll Armin Laschet sagen, wenn er nach dem Ausmaß dieser Gefühle gefragt wird, etwa, wie enttäuscht er von sich selber sei nach dem schiefgelaufenen Wahlkampf? „Ja“, sagt er, „bin ich auch.“ Beinahe fügt er hinzu, er habe Fehler gemacht, verbessert sich aber sofort. „Da sind Fehler passiert, die nicht hätten passieren sollen.“

Mit jenen Fehlern konfrontiert, mauert Laschet meist. Für sein berüchtigtes Lachen während einer ernsten Rede des Bundespräsidenten im Flutgebiet findet er dünne Ausflüchte und räumt ein, er hätte sich „konzentrieren“ müssen. „Das ärgert mich bis heute“, sagt Laschet. Dass ihm gegenüber einer Reporterin zu seinem politischen Programm nach zwei Punkten nichts mehr eingefallen sei, schiebt er auf die Situation, seine optimistische Rede am Wahlabend auf den geringen Unterschied im Wahlergebnis von CDU und SPD – und auf die FDP. „Christian Lindner hat wochenlang erzählt, auch der Zweite kann den Kanzler stellen“, sagt Laschet.

Vehement wehrt sich der Noch-CDU-Parteichef gegen die Vorstellung, er sei möglicherweise der unerwünschte oder gar falsche Kanzlerkandidat gewesen. Dass Wolfgang Schäuble für Laschets Kandidatenkür gesorgt habe, sei „eine Legende“. Zudem bekundet Laschet, CSU-Chef Markus Söder hätte einen ebenso harten Wahlkampf erlebt. „Die Nation hätte nicht von links bis rechts gesagt: Bitte werde Bundeskanzler.“

Das angespannte Verhältnis zwischen Laschet und Söder will Maischberger tiefer beleuchten. „Es war lange Zeit sehr gut und ich habe ihm wirklich viel geglaubt“, sagt Laschet. Söder habe lange Zeit betont, dass die CDU in der Kanzlerkandidatenfrage das erste Vorschlagsrecht habe. „Deshalb war ich erstmal überrascht, dass er überhaupt antrat, weil er ein Jahr lang das Gegenteil gesagt hatte“, sagt Laschet. „Noch im August 2020 war das gar kein Thema, dass es zu einem Konflikt zwischen CDU und CSU kommen könnte.“

Stattdessen war es dann im April zu einem zehntägigen Machtkampf zwischen den beiden Politikern gekommen. „Zehn harte Tage“ nennt Laschet dieses Ringen mit der CSU. Nachdem er sich gegen gegen Söder durchgesetzt hatte, war es damit nicht vorbei. Maischberger präsentiert einige der Sticheleien und Querschüsse des bayerischen Ministerpräsidenten. Solche Sätze seien im Wahlkampf nicht hilfreich, meint Laschet. Aber öffentlich etwas dagegen zu sagen, hätte die Sache nicht verbessert.

 Laschet und Maischberger im Gespräch.

Laschet und Maischberger im Gespräch.

Foto: WDR/Melanie Grande

Nun will Maischberger wissen, ob Laschet denn mal bei Söder angerufen habe. „Immer wieder“, sagt Laschet. Er habe etwa gesagt: „Markus, lass es.“ Oder: „Markus, warum sagst du jetzt wieder das?“ Söder habe geantwortet: „Nein, das ist falsch zitiert. So habe ich das gar nicht gesagt.“ Laschet kritisiert Söders Erklärungsversuche: „Es waren immer andere.“ Für die Frage, warum Söder das gemacht habe, scheint Laschet der falsche Ansprechpartner. „Ich weiß es nicht“, sagt er. Dieses Verhalten habe schließlich auch der CSU nichts genutzt.

Dagegen lobt Laschet das „sichtbare Einverständnis unter Demokraten“ auf den Bildern vom Kostenpflichtiger Inhalt G20-Gipfel in Rom, die Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihrem möglichen Nachfolger Olaf Scholz und dem US-Präsidenten Joe Biden zeigen. Das findet Laschet „gut für Deutschland“. Es sei etwas völlig anderes als der Regierungswechsel in den USA. Von anderen Politikern geäußerte Sorgen vor einem „Linksruck“ durch eine Ampel-Regierung teilt Laschet indes nicht. „Das Sondierungspapier ist eher zu banal, als dass es links wäre“, sagt er.

Eisern bleibt Laschet bei Fragen zu seiner Nachfolge beim CDU-Parteivorsitz. In der Kandidatenfrage müsse man bis Samstag abwarten. Applaus erntet er mit dem Zusatz: „Und dann gibt es ganz viele Sendungen bei Ihnen, wo sie das erörtern werden.“ Ungelöst bleibt noch ein weiteres Rätsel: das schwebende Laschet-Handy. Der Politiker gibt sich verwundert, dass ein Foto von ihm beim Telefonieren dreispaltige Artikel nach sich ziehe. Einen Trick gebe es dabei nicht. „Der eine hält es so, der andere so, und ich eben so.“ Dieser Satz würde vielleicht auch bei der einen oder anderen Gefühlsfrage helfen.

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