Talk bei „Maischberger - Die Woche“ Wie Armin Laschet die Kanzlerfrage beantwortet

Düsseldorf · Das Thema „Coronavirus“ bereitet beim Interview mit Armin Laschet den Boden für Einschätzungen zur Bundespolitik. Die Kanzlerfrage fädelt Maischberger hintenherum ein – und sie bekommt eine Antwort.

 NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Moderatorin Sandra Maischberger bei „Maischberger - Die Woche" am 23.09.2020.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Moderatorin Sandra Maischberger bei „Maischberger - Die Woche" am 23.09.2020.

Foto: ARD

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) soll bei „Maischberger – Die Woche“ die neuesten Regelungen im Umgang mit dem Coronavirus sortieren. Dazu steht erst einmal sein „Maß und Mitte“-Slogan auf dem Themenplan, und das geht ganz fix: Das heiße „lokal angemessen reagieren“, sagt Laschet. Bei geringen Infektionszahlen „müssen wir die Grundrechtseingriffe zurücknehmen“, bei steigenden Infektionszahlen sollen geeignete „Sicherungsmechanismen“ eingeführt werden. Dieses Prinzip wird in dem Interview zum Refrain, wenn auch mit unterschiedlichem Text.

„Wir haben vom Frühjahr gelernt: Wir müssen nicht das ganze Land schließen“, sagt Laschet etwa. Ebenso wenig erwägt er eine Maskenpflicht auf belebten Plätzen, wie der bayerische Ministerpräsident Hamm vielleicht, wo eine Hochzeitsfeier zu einer Masseninfektion geführt haben mag, aber nicht in der Eifel oder im Sauerland – jedenfalls derzeit.

Dass dieses Vorgehen bei den eng aneinander liegenden Großstädten NRWs weniger einleuchtet, perlt an Laschet ab. So fragt Maischberger etwa nach dem Auftritt eines Magierduos in Köln und Düsseldorf – vor unterschiedlich großem Publikum. „Das ist in ganz Deutschland so, nicht nur in NRW“, sagt Laschet, und es klingt beinahe so, wie Teenager ihre Eltern mit „die anderen machen das auch alle“ überzeugen wollen.

Lächelnd ist Laschet ins Interview gegangen, aber nach manchen kritischen Fragen wackelt die Contenance. Beispielsweise präsentiert Maischberger einen Vorwurf von SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach, der Laschet wegen zu schneller Öffnung eine Mitverantwortung dafür gibt, dass NRW mit zu hohen Fallzahlen in den Herbst gehe. „Ach, Wahlkampf“, schnoddert Laschet daraufhin und versucht, das Thema auf Schulen, Kitas, und bildungsbedürftige Kinder zu lenken. Beim Thema Fleischbranche klebt er an Maßnahmen von neuen Lüftungssystemen bis zum gesetzlichen Riegel vor Werkverträgen, statt sich der Frage zu stellen, wieso nach dem Tönnies-Skandal nun in Emsdetten eine Putenfabrik zum Corona-Hotspot werden konnte.

„Pannen können jedem passieren“, sagt Laschet schließlich dazu. Ebenso wie zum Test-Debakel von Markus Söder, der als Laschets Konkurrent im Wettbewerb um Spitzenpositionen auf Bundesebene gilt. Als Laschet dann auch noch vermeldet, er bewerte die Äußerung seines anderen Rivalen Friedrich Merz über Homosexualität nicht, und er schätze Merz, da hat Maischberger aber die Faxen dicke. „Sie sind heute viel zu diplomatisch“, sagt sie und holt sich Laschets Vergangenheit zu Hilfe.

Er darf vom Elternhaus erzählen und vom Eintritt in die Junge Union, und im Hintergrund erscheint ein Foto von 1980 mit Helmut Kohl im Vordergrund und Laschet am Bildrand, das jener kommentiert. Bald ist die Stimmung ausgelassen im Studio, in dem auch drei Journalisten sitzen. Denn Laschet erklärt, dass er an jenem Tag eingeladen war, als Erstwähler zu sprechen – und zu erklären, „warum Franz-Josef Straß ein doller Kanzlerkandidat“ sei. Davon sei er damals tatsächlich überzeugt gewesen, sagt Laschet.

Nach einem weiteren Wohlfühl-Intermezzo über Laschets Freunde aus der schwarz-grünen „Pizza-Connection“ und kurzen Ja-Nein-Fragen lugt sie dann endlich aus Maischbergers Köcher, die große Frage: Ob er denn eigentlich Kanzler werden wolle. „Es geht um den Parteivorsitz“, sagt Laschet. Und … ist das ein Schmunzeln, mit dem er den nächsten Satz hinzufügt? „Und wer Vorsitzender der CDU ist, der muss auch bereit sein, Kanzler zu werden.“

Das Journalistentrio im Hintergrund ist schnell einig: Das war ein „ja“ zur Kanzlerfrage. Aber Maischberger hat noch einen Pfeil im Köcher: Laschets Gattin. Die war jüngst in einer anderen Talkshow eingeladen, bei „Böttinger“, und hatte dort klipp und klar gesagt: Nach Berlin werde sie nicht umziehen.

Damit konfrontiert zieht Laschet Beispiele dafür aus dem Ärmel, dass Kanzler ihren „Lebensmittelpunkt“ nicht in der Hauptstadt haben müssten: Kohl und Ludwigshafen, Schröder und Hannover, selbst Merkel sei nicht ständig in Berlin. „Man kann nicht den Ehepartner, der einen eigenen Beruf, Freundeskreis und Lebensweg hat, für die eigenen Dinge in Anspruch nehmen“, sagt er. Und Maischberger erwidert, er habe offensichtlich mit seiner Frau über einen etwaigen Umzug gesprochen – einen Umzug, der nur für einen Kanzlerkandidaten ein Thema wäre.

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