ARD Werbecheck Gibt es das Kondom für den gemeinsamen Höhepunkt?

Düsseldorf · Zum zweiten Mal sind die Tester vom ARD-Werbecheck losgezogen, um die Versprechen der Hersteller auf die Probe zu stellen. Dieses mal unter anderem im Test: Elmex-Zahnpasta, Gingium für ein besseres Gedächtnis und spezielle Durex-Kondome.

 Die Verbraucherschützer vom ARD Werbecheck haben sich verschiedene Produkte angesehen. Darunter auch Kondome von Durex.

Die Verbraucherschützer vom ARD Werbecheck haben sich verschiedene Produkte angesehen. Darunter auch Kondome von Durex.

Foto: Shutterstock.com/ Yeko Photo Studio

Kein Fernsehabend ohne Werbung. Alle 20 bis 45 Minuten schalten vor allem die privaten Sender Blöcke mit mehreren Spots in den Feierabendfilm. Die Pause ist zwar einerseits nervig, soll aber andererseits auch über Produkte und deren Wirkung für den Verbraucher informieren.

Auch in der zweiten Sendung des ARD-Markenchecks ist es das erklärte Ziel der Prüfer herauszufinden, ob die Produkte auch wirklich halten, was die Werbeaussagen versprechen. Getestet haben sie dieses mal folgende Produkte:

Ein delikates Versprechen gibt der Kondomhersteller Durex. Die Kondome "Performax Intense” sollen so gut wirken, dass "sie schneller kommt, und er länger kann.” Am Ende soll das Liebesspiel so in einen gemeinsamen Höhepunkt gipfeln. Möglich wird es, laut Werbeversprechen, durch Noppen am Kondom für sie und durch den Wirkstoff Benzokain für ihn. Dabei handelt es sich um ein Betäubungsmittel, dass etwa auch in Halslutschtabletten genutzt wird. Die Logik: Wer weniger spürt, der kann länger.

Ein Blick ins Internet zeigt den Testern, dass die Kondome aber auch zu ungeplanten Pannen führen können: Taube Zungen und Schlaffheit durch Taubheit gehören demnach dazu. Auch der Beipackzettel warnt im schlimmsten Fall vor blauen Lippen und Atemproblemen, bei dene dann die Anwendung abgebrochen werden soll.

Ein Pärchen erklärt sich bereit, die Gummis für 14 Tage auszuprobieren. Sechs Tests später steht für die beiden fest: Die Durex-Kondome machen zwar ein leicht taubes Gefühl am Penis, verlängern den Liebesakt aber nicht. Auch die Noppen haben sie ürbigens nicht nachhaltig begeistert. Die ARD-Verbraucherschützer geben zwar zu, repräsentativ ist dieser Test keineswegs. Dennoch geht der Trend zu folgendem Fazit:

Im Werbespot wird zu viel Versprochen. Der Orgasmus hängt nicht vom Kondom ab. Nicht mal von einem speziell präparierten.

Heißer Kaffee oder kaltes Eis, mit empfindlichen Zähnen haben viele Deutsche zu kämpfen. Den "Schmerz schnell aussperren soll die Zahnpasta "Elmex Sensitiv Professional” - so jedenfalls das Versprechen im Werbespoo. Aber tut sie das auch? Die Tester lassen vier Personen die Zahncreme auf der Strasse auf das Zahnfleisch auftragen. Der Schnelltest bringt bei dem einen gar nichts, beim anderen viel. Erst nach 11 Tagen in denen die Testpersonen jeden Tag zwei Mal mit der Elmex-Pasta putzen sind sich alle einig: die Empfindlichkeit ist merkbar zurück gegangen.

Unterstützt wird dieses Ergebnis auch von wissenschaftlichen Studien. Die enthaltenen Wirkstoffe Arginin und Kalzium-Carbonat, verschließen laut Zahnforschung wirklich die Zahngänge, die in das Schmerzzentrum des Zahnes führen. Allerdings gibt es nur wenige solcher Studien, weshalb sich eine wirklich verlässliche Aussage nicht treffen lässt.

Fazit: Das Werbeversprechen ist in Ordnung. Dass Elmex Sensitiv Professional Zahnpasta für weniger Schmerzen bei sensiblen Zähnen sorgt, stimmt oft.

Nicht so gut kommt dagegen das Reiseportal Tropo an. Der Online-Dienstleister bietet die Möglichkeit, dass Kunden Hotels bewerten und Kommentieren können. Außerdem gibt es den "Tropo-Daumen” ein Qualitätsmerkmal des Reiseveranstalters, der damit zeigt, welche Hotels von ihm geprüft worden sind. Aber kann man sich darauf verlassen?

Die Verbraucherschützer der ARD begleiten einen Hoteltester vom TÜV Rheinlands bei seinem Test von mehreren angeblich "Tropo-geprüften” Hotels. Wie sich zeigt fallen alle Häuser dabei durch: die Betten sind marode, teils kaputt, es gibt scharfe Kanten an denen sich zum Beispiel Kinder verletzen können und in mehreren geprüften Pool ist zu wenig Chlor. Das macht sie zu Bakterienfallen.

Tropo wirbt damit, dass seine Prüfer ein bis zwei Mal im Jahr durch die Hotels gehen. Was die Kunden nicht wissen: Sie kündigen ihre Besuche vorher an. Die Hotels können sich also darauf vorbereiten. Neben diesen Prüfungen sollen für den "Tropo-Daumen” auch die Bewertungen der Gäste eine Rolle spielen. Nachdem der Hoteltester jedoch Kommentare mit unsinnigem Inhalt und dem Lob von Ausstattung, die gar nicht wirklich vorhanden war, einstellt - passiert auf "Tropo” nichts. Die Kommentare werden weder gelöscht noch vom Portal kommentiert. Entsprechend wenig Verlass ist auch auf ihre Auswertung. Das bedeutet, dass sich auch Hotels mit Leichtigkeit auch selbst bewerten und somit das System manipulieren können.

Fazit: Der Werbespot ist übertrieben. Es gibt keine Garantie für einen Traumurlaub, auch nicht auf der Basis von Online-Bewertungen.

Präparate zur Verbesserung der Gedächtnisleistung gehören in Apotheken zu den Verkaufsschlagern. Eines davon ist das Produkt Gingium. Es enthält Ginko-Extrakte und soll damit, laut Werbung durch eine bessere Durchblutung, Sauerstoffversorgung und Stärkung der Nervenzellen das Gehirn fitter machen.

Tatsächlich gilt der ostasiatische Ginkobaum als eine der ältesten Heilpflanzen - aber hilft das Präparat auch wirklich dem Erinnerungsvermögen auf die Sprünge? Die ARD-Tester bitten vier Senioren der Band Faltenrock die Tabletten sechs Wochen lang täglich für sie zu testen.

Sowohl vorher als auch nachher werden sie einem Gedächtnistest unterzogen, um die Leistung anschließend miteinander vergleichen zu können. Das Ergebnis vor den sechs Wochen zeigt: alle Probanden haben eine normales Gedächtnis für ihr Alter und sind unauffällig für Demenz.

Die Studienlage zu dem Präparat ist eindeutig: Es gibt kaum welche, wird den Verbraucherschützern vom Universitätsklinikum Mainz getestet. Zwar weist Hexal bei Anfrage auf eine Studie des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen hin, die wird von den Mainzer Medizinern jedoch ganz anders bewertet. Auch sie besage nicht, dass Gingium die Gedächtnisleistung verbessert. Möglich sei demnach aber, dass Ginko ein anti-depressive Wirkung habe.

Auch die vier Probanden merken am Ende der sechs Wochen keine Verbesserung. Im Test schneidet nur ein Senior deutlich besser ab. Er gab aber auch zu, nun wesentlich weniger aufgeregt gewesen zu sein, als beim ersten Mal.

Fazit der Tester: Das Werbeversprechen von Gingium ist sehr zweifelhaft.

(ham )
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