Christiansen-Nachfolge ARD fordert Werbeverzicht von Günther Jauch

Hamburg (rpo). Günther Jauch schlägt aus den Reihen der ARD Kritik entgegen. Mehrere Rundfunk- und Fernsehräte haben gefordert, der RTL-Moderator müsse auf kommerzielle Werbung verzichten, wenn er die ARD-Sendung von Sabine Christiansen übernehmen wolle.

Der 49-Jährige solle seine Werbeverträge - beispielweise mit der Lotterie SKL und der Bierbrauerei Krombacher - bis Mitte 2007 beenden. Der Vize-Vorsitzende des NDR-Verwaltungsrats, Wulf Schulemann, sagte, wenn Jauch für die ARD arbeite, "müssen für ihn dieselben strengen Maßstäbe gelten wie für Sabine Christiansen und Ulrich Wickert".

NDR-Verwaltungsrätin Dagmar Pohl-Laukamp forderte: "So sehr ich Herrn Jauch schätze, eine Extrawurst darf es für ihn nicht geben." So müsse ganz klar vertraglich geregelt werden, dass er auf kommerzielle Werbung verzichtet. Mit den Moderatoren Johannes B. Kerner und Reinhold Beckmann habe es "ja genug Probleme wegen ihrer Werbeeinnahmen" gegeben.

Auch WDR-Intendant Fritz Pleitgen gab zu bedenken: "Eine Politiksendung und Werbung, das verträgt sich schlecht. Wir hatten schon vor kurzem in zwei prominenten Fällen Situationen, die nicht zu akzeptieren waren. Wir sind sensibilisiert."

Der Vorsitzende des WDR-Rundfunkrats, Reinhard Grätz, hält sogar ein Scheitern der Verhandlungen zwischen ARD und Jauch noch für möglich. Wenn der Moderator "nicht ganz klar und rechtsverbindlich erklärt, dass er auf jede Form von bezahlter Werbung verzichtet, wird das nichts mit der Christiansen-Nachfolge", sagte Grätz. Er fügte hinzu: "Auch ohne Werbeeinnahmen wird Herr Jauch ja genug verdienen."

NDR-Intendant Jobst Plog hatte sich nach Bekanntwerden der Personalie am Freitag von einem Zustandekommen eines Vertrags mit Jauch überzeugt gezeigt und den Moderator gelobt. Jauch sei "öffentlich-rechtlich geprägt" und zeichne sich durch "hohe journalistische Kompetenz" aus, sagte der NDR-Chef, dessen Haus der federführende ARD-Sender für "Sabine Christiansen" ist.

Christiansen will als Produzentin arbeiten

Christiansen ihrerseits tritt möglicherweise auch nach dem Ende ihrer Sonntags-Talkshow im Sommer 2007 im deutschen Fernsehen als Macherin auf. "Sonderaufgaben" seien nicht ausgeschlossen, sagte die 48-jährige TV-Frau.

Zugleich verteidigte sie ihre Entscheidung: "Ich habe zehn Jahre die 'Tagesthemen' moderiert, fast zehn Jahre meine politische Talkshow - ab dem kommenden Jahr möchte ich mich stärker meinen Aufgaben als Produzentin widmen." Zudem wolle sie sich auf die "weltweite Talkshow 'Global Players' beschränken", die vom amerikanischen Sender CNBC ausgestrahlt wird.

Auch persönliche Gründe nannte sie für ihren Rückzug. Christiansen sagte: "Unser Privatleben hat einen hohen Stellenwert für meinen Lebensgefährten und mich. Daher werde ich zukünftig mehr in Paris leben."

Die Moderatorin hatte sich mit der ARD darauf geeinigt, ihre Sendung "Sabine Christiansen" nur noch bis zur Sommerpause 2007 fortzusetzen. Jauch als ihr Nachfolger wird nach RTL-Angaben aber auch weiter für den Kölner Sender tätig sein.

(afp)
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