Noch-CDU-Chefin bei Markus Lanz AKK wusste nichts vom Spahn-Laschet-Manöver

Düsseldorf · Am Morgen kündigen drei Männer ihre Kandidaturen für den Vorsitz der CDU an, am Abend soll die scheidende Chefin ihre Meinung dazu äußern. Annegret Kramp-Karrenbauer hält sich bei Markus Lanz im ZDF mit Wertungen zu Jens Spahn, Armin Laschet und Friedrich Merz zurück.

 Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) war am Abend im ZDF zu Gast bei Markus Lanz. Ebenso wie Dirk Steffen und Journalist Robin Alexander.

Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) war am Abend im ZDF zu Gast bei Markus Lanz. Ebenso wie Dirk Steffen und Journalist Robin Alexander.

Foto: dpa/Christian Charisius

„Ich habe hohes Vertrauen in alle, die für die CDU Verantwortung tragen wollen“, sagt Annegret Kramp-Karrenbauer am Abend im ZDF. Dort will Markus Lanz von ihr wissen, wie sie zu ihren Parteikollegen in der CDU steht, bekommt aber keine Noten: "Das Adenauer-Haus ist in dem Punkt neutral. Das gilt auch für die Parteivorsitzende", sagt Kramp Karrenbauer. Ihr sei wichtig, dass in vertraulichen Gesprächen „alle erklärt haben, was immer das Ergebnis sein wird, sie akzeptieren es und werden sich auch künftig einbringen.“ Denn die CDU brauche alle Vier.

Merz hatte am Dienstag seine Kandidatur für die Nachfolge von CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer offiziell angekündigt, Kostenpflichtiger Inhalt ebenso wie der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet, der im Team mit Gesundheitsminister Jens Spahn antreten will. Weiterer Bewerber ist der frühere Bundesumweltminister Norbert Röttgen.

Markus Lanz will Kramp-Karrenbauers Einstellung zu Friedrich Merz erforschen, gegen den sie sich beim Parteitag in Hamburg vor einem Jahr knapp durchgesetzt hatte. „Ich habe zu Merz ein sehr offenes Verhältnis“, sagt sie. Es sei immer klar gewesen, dass er noch mal in die Konkurrenz hineingehen würde. Aber eine offene Konkurrenz sei etwas mit dem sie gut umgehen könne, das habe ihre Beziehung nicht belastet. Mehrfach erklärt die Politikerin, dass sie mit allen Politikern vertrauliche und persönliche Gespräche geführt habe, und die Unterhaltungen eben genau dies auch bleiben würden: vertraulich.

Als der Moderator versucht, ihr trotzdem eine Meinung zu entlocken, räumt sie ein, Kritik und Angriffe gebe es halt im politischen Geschäft. Dabei bleibt sie extra gelassen und weigert sich, gegen Parteikollegen auszuteilen. Schließlich fragt sich Lanz, ob er “nicht die Verteidigungsministerin, sondern vielleicht die Chefdiplomatin dieses Landes” interviewt.

Im Rückblick auf die vergangenen Monate sagt die Politikerin, die CDU sei sicher in einer schwierigen Situation, es gebe “viele Fliehkräfte, die spüren wir in der Gesellschaft, und die zerren auch an einer Volkspartei.” Gebe es ungeklärte Führungs- und Machtfragen, dann werde die Frage “Unterstützte ich eine Position oder nicht?” möglicherweise nicht immer am Sachverhalt gemessen, sondern auch an einer strategischen Ausrichtung.”

Das sei eine Belastung, und um der CDU diese Belastung zu ersparen habe sie sich entschlossen, nicht mehr in das Rennen um die Kanzlerkandidatur einzusteigen.Sie habe auf ihrem Weg “viele tolle Mentoren” gehabt, sagt die Saarländerin, und die hätten ihr eines beigebracht, eine Frage immer im Auge zu behalten: „Diene ich dem Amt oder dient das Amt mir? Und wenn ich dem Amt nicht mehr dienen kann, dann muss ich es auch zurückgeben.” Sie hätte nach den Ereignissen in Thüringen den Eindruck gehabt, sie könne der CDU in dem Amt nicht mehr geben, was die Partei brauchte. “Weil die Situation ungeklärt war, weil ich selbst Fehler gemacht habe“. Es sei daher ihre Aufgabe gewesen, zu analysieren: Bin ich Teil des Problems oder bin ich Teil der Lösung? “Und ich habe mich entschieden, Teil der Lösung zu sein.”

Gemeinsam mit dem „Welt“-Journalisten Robin Alexander will Markus Lanz herausfiltern, wer am Dienstag morgen eigentlich was wusste, als die Kandidaten sich der Presse vorstellten: Wusste Friedrich Merz, dass die beiden anderen als Team antreten würden? AKK sagte, dass sie sich die Pressekonferenzen von Laschet und Spahn sowie Merz nicht angeschaut habe. Sie sagt: „Weil ich Morgenlage hatte, im Verteidigungsministerium. Aber man muss sich heute auch nichts mehr live anschauen, weil, danach gibt’s Mediatheken, Tickermeldungen…“. Lanz lässt nicht locker: „Aber die Emotionen kriegt man natürlich nicht so mit“.

Ob AKK wusste, dass Spahn und Laschet im Team antreten, will der Moderator noch wissen? Die Antwort der Parteivorsitzenden: „Nein. Es war so, dass jeder in den letzten Gesprächen gesagt hat, er überlegt sich das. Die Entscheidung konnten wir heute Morgen sehen.“

Lanz fragt genauer nach: „„Also Sie haben es auch über die Presse erfahren, was die beiden vorhaben?“

Darauf antwortetet AKK nicht, sagt nur, dass sie der Vorstoß nicht überrascht hätte.

Wer könnte wen nach welchem Ausgang ins Kabinett holen? Annegret Kramp-Karrenbauer will sich an dieser Diskussion nicht beteiligen: Für Politiker sei das „wer macht nun was“ vielleicht interessant. Aber wenn sie sich sich heute mit den Leuten auf der Straße in Berlin unterhalte, „dann wollen die Antworten auf andere Fragen: Wie gehen wir mit dem Coronavirus um? Was ist in Volkmarsen passiert, und was in Hanau, und was passiert international? Die meisten Bürger bewegten weniger Pressekonferenzen zu Personalien, als inhaltliche Fragen.

(juju)
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