Anne Will zur Griechenland-Rettung Wolfgang Bosbach fährt im Zug nach nirgendwo und nimmt alle mit

Hamburg · In der Sendung von Anne Will ging es am Mittwochabend um die Zukunft Griechenlands, vor allem aber auch um die Zukunft des CDU-Politikers Wolfgang Bosbach. Dieser denkt über einen Rückzug aus dem Bundestag nach. Über einen Rückzug aus Talkshows sollte er lieber nicht nachdenken.

 Wolfgang Bosbach diskutierte bei Anne Will über Griechenland und die eigene Zukunft.

Wolfgang Bosbach diskutierte bei Anne Will über Griechenland und die eigene Zukunft.

Foto: ARD

Seit die griechische Regierung in der Nacht zu Dienstag ein Papier mit Reformplänen an die Euro-Staaten gesandt hat, warten Beobachter darauf, wie die nationalen europäischen Parlamente über dieses Papier abstimmen werden. Die Talkrunde bei Anne Will gab dabei immerhin Aufschluss darüber, wie einzelne Bundestagsmitglieder abstimmen werden.

Im Zentrum stand dabei Wolfgang Bosbach. Gegenüber unserer Redaktion hatte der CDU-Politiker angekündigt, einen Rückzug aus dem Bundestag in Erwägung zu ziehen, sollte dort über weitere Rettungspakete für Griechenland abgestimmt werden. Er wolle auf Dauer nicht auf der einen Seite für seine Überzeugung, aber gegen die Bundeskanzlerin abstimmen. Wie anschaulich Bosbach diese Gedankenspiele auch bei Anne Will ausführte, zeigte, warum er im Bundestag vielleicht weniger fehlen wird als in Talkshows. "Ich sitze in einem Zug, indem ich nie sitzen wollte", analysierte er seine Situation. Weder Richtung noch Tempo könne er bestimmen.

Bosbachs Beschreibung seiner Situation als Zugfahrt war in der Sendung gleichzeitig Sinnbild für die Diskussion um die Rettung Griechenlands. Stimmen alle Eurostaaten dem Reformpapier Griechenlands zu, haben die Helenen vier Monate Zeit diese Reformen umzusetzen. Bis dahin können alle nur die Landschaft bewundern, einzelne Stationen vorbeiziehen sehen und warten, bis der Zielort erreicht ist.

Die wichtigsten Versprechen im Sparplan der Griechen
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Wie dann aber die Weiterreise aussieht und warum man überhaupt in diesen Zug gestiegen war, darüber stritten Bosbach, Hans-Peter Friedrich (CSU), Hilde Mattheis (SPD) und Jorgo Chatzimarkakis (Sonderbotschafter Griechenlands in Brüssel). Jorgo Chatzimarkakis sah die Reise als Flucht vor der "Macht der Oligarchen", die mit ihrem Handeln erst das Vertrauen der griechischen Bürger und schließlich der Finanzmärkte beschädigt hätten. Hilde Mattheis warb dafür, die griechischen Bürger nicht als Schuldige an der Krise darzustellen. Gleichzeitig musste sie allerdings auch eingestehen, dass sie es waren, die immer wieder Regierungen mit denselben politischen Konzepten gewählt hätten.

Neben den Fahrgästen in der Talkrunde und den griechischen Bürgern hatte vor allem Anne Will noch einen weiteren Akteur in der Krise ausgemacht. Sie fragte nach dem Zugführer der griechischen Regierung Alexis Tsipras und seinem Schaffner Gianis Varoufakis. Diese würden mit Durchsagen, die Kriegsrhetorik enthielten, die Krise nicht gerade beruhigen. Auch Hans-Peter Friedrich und Wolfgang Bosbach störten sich an dieser Rhetorik. "So ist Europa, so ist Politik", antwortete Jorgo Chatzimarkakis wenig überzeugend. Seine Meinung nach würden die nationalen Regierungen ihre Projekte in der Heimat natürlich immer als Erfolg und wesentlich drastischer verkaufen als etwa in Gremien in Brüssel.

Zwischen Chatzimarkakis und Bosbach entwickelte sich auch anderer Stelle ein Disput, etwa darum, warum man eigentlich jetzt gemeinsam in dem Zug namens Griechenland-Rettung sitze. Chatzimarkakis machte etwa das Finanzsystem in Europa mit dem Primat der Geldvermehrung als Grund aus. "Jetzt wird es aber lustig", kommentierte Bosbach. Schließlich könnten doch nicht die Staaten Schuld an Griechenlands Misere sein, die dem Land überhaupt erst Kredite gewährt hatten. Weitere Ausführungen des griechischen Sonderbotschafters unterbrach Wolfgang Bosbach mit "Was sie sagen, ist nur halb richtig". "Immerhin", antwortete Chatzimarkakis und provozierte lautes Lachen im Publikum. Doch dass die bisherigen Kredite an Griechenland nicht der Rettung, sondern der Geldvermehrung der Geldgeber gedient hätten, sei eben nicht lustig.

Chatzimarkakis versicherte, die griechische Regierung wolle im Juni keine weiteren Rettungspakete fordern. Auf die anderen Gäste bei Anne Will wirkte diese Aussicht wenig glaubwürdig. Für Wolfgang Bosbach ging es dann auch nochmal um die Frage, wie seine Reise weitergehen könnte.

Wann und wem wird aber Bosbach seine Pläne verraten? "Frau Will, Sie sind die erste", sagte Bosbach und ergänzte "das habe ich übrigens auch allen anderen gesagt". Es besteht also die Möglichkeit, dass Wolfgang Bosbach mindestens bei seinem möglichen Rückzug aus dem Bundestag noch einmal für unterhaltsame Gesprächsrunden sorgen wird.

(ac)
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